Grün war die Hoffnung
mit den gebrochenen Federn –, als Francisco zur Hintertür hereinkam, um ihr mit dem Abwasch nach dem Frühstück zu helfen und den pockennarbigen Betonboden aufzuwischen. Francisco war, je nach Stimmung und Gesellschaft, Baske mit mexikanischem oder Mexikaner mit baskischem Blut. Er war hier seit der ersten, bankrott gegangenen Schafzucht und hatte dann als eine Art Hausmeister die langen, einsamen Jahre überstanden, in denen das Ranchhaus mangels Geld und Pflege verfallen war und die Schafe sich, befreit von Scherern, Hunden und Zäunen, über die Schründe und Klüfte von El Montañon verteilt hatten, dem Bergzug, der diese östlichen zehn Prozent der Insel vom Westen trennte. Jetzt arbeitete er für Bax. Er war zwischen fünfzig und achtzig (keiner wusste es genau, und er war in dieser Hinsicht nicht sehr mitteilsam und sprach, wenn überhaupt, nicht von Jahren, sondern von Zeiten, el otoño de los vientos , die Zeit der Knochensammler von der Universität, die Zeit des Erdbebens oder die Zeit der Dürre, als er als Kind im San Joaquin Valley Vieh gehütet hatte und der patrón eine chisera holen ließ, damit sie Regen machte, und sie verlangte ein halbes Kalb, und als es dann zwei Wochen lang regnete, als stünde eine neue Sintflut bevor, wollte sie noch zwei Kälber, um es wieder aufhören zu lassen). Er trug ein verwaschenes blaues Arbeitshemd, ein fadenscheiniges Halstuch, frisch geölte Stiefel und Jeans, die so durchtränkt waren mit Blut, Wollfett und Schmutz, dass man notfalls einen Balken des Hauses damit hätte abstützen können. An seinem Oberschenkel war die Scheide des Schäfermessers festgeschnallt. Wie er Bax sein Wissen vermittelt hatte, war ein Rätsel, denn er war stumm wie ein Stein (es sei denn, er war betrunken – dann musste man ihn praktisch knebeln, damit er den Mund hielt), aber er war so vielseitig und tüchtig wie die Roboter, die die Zukunft verhieß. Jetzt sagte er: »Ich bring dem Mister su café , Missus?«
Der Mister – Bax also, der Mann, dessen letzte große Herausforderung darin bestand, diese fast siebentausend Morgen auf der Basis einer ungleichen Gewinnbeteiligung für die Besitzer zu verwalten, und in dessen Bett sie zwei Wochen nach ihrer Anstellung als Köchin eingezogen war –, der Mister war krank. Er hatte, um die Zufahrt zu ihrer provisorischen Start- und Landebahn freizuhalten, Gesteinsbrocken von der mit Schlaglöchern übersäten Straße geräumt, die jenseits des Bachbetts an steilen Abhängen entlang aus dem Tal führte, und dabei war der Jeep, der ohnehin nur noch ein Haufen Schrott war, umgestürzt. Bax wurde herausgeschleudert, doch der Jeep rollte immer weiter: Die Windschutzscheibe wurde plattgedrückt, das Lenkrad abrasiert, Vorderräder, Kotflügel und Motorhaube wurden umgestaltet, bis ein Felsbrocken den Wagen auf halber Höhe des Abhangs stoppte. Niemand ahnte etwas, bis die Dämmerung hereinbrach und Anise von ihren Hausaufgaben aufsah und sagte: »Wo ist eigentlich Bax?«
Er hatte Glück – so sah er es jedenfalls. Die Gehirnerschütterung war so leicht, dass er mit dem Arm winken und die Raben verscheuchen konnte, wenn sie ihm zu nahe kamen, es war sein schlechtes Bein – das linke –, das gebrochen war, und er hatte sich nur drei der zwölf Rippen gebrochen, mit denen der Mensch ausgestattet ist. »Vergiss den Quatsch von wegen Adams Rippe«, sagte er am ersten Abend im Krankenhaus von Ventura zu Anise, die mit langem, sorgenvollem Gesicht an seinem Bett saß. »Männer und Frauen haben genau gleich viele Rippen. Und es ist bloß ein verbreiteter Irrtum, dass Männer eine Rippe weniger haben. Ein Vorurteil. Ein Altweibermärchen.«
Aber jetzt lag er im Bett, hatte Schmerzen, war verärgert und wütend. Vor einer Woche war er sechzig geworden, und man sah ihm sein Alter an. Und morgens war er ohnehin immer schlechtgelaunt. Also nahm sie die Kanne vom Herd, schenkte einen Becher ein, gab viel Zucker und Sahne dazu und reichte sie Francisco. »Ja«, sagte sie, »das wäre gut. Bring du ihm den Kaffee. Und sag ihm nichts. Oder nein: Sag ihm, ich werde draußen bei den Mutterschafen sein, bis jedes einzelne sein Lamm gekriegt hat. Den ganzen Tag, die ganze Woche und auch die nächste, wenn es sein muss.«
Francisco nickte. Sein Gesicht war bemerkenswert glatt für einen Mann, der sein ganzes Leben unter freiem Himmel zugebracht hatte, was auch ein Grund war, warum sein Alter so schwer zu schätzen war, das und die Tatsache, dass er sich wie
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