Grün war die Hoffnung
weiß.«
»Von Valerie?«
»Ja, von Valerie. Aber Sie können sie selbst unterrichten – in einer Atmosphäre, die, machen wir uns nichts vor, wesentlich gesünder ist als da, wo Sie jetzt leben mit all den Gangs und den Drogen und dem Teenagersex. Mit den Mexikanern. Der Kriminalität. Alles keine Sachen, denen Sie Ihre Tochter aussetzen wollen … «
»Haben Sie Kinder?«
»Zwei Töchter, Marty und Fredda. Beide inzwischen erwachsen.« Er stellte das Glas ab. Seine Hände waren rissig und schwielig, die Nägel sahen aus wie Hörner. »Ich bin geschieden. Ich hatte mal ein Alkoholproblem. Jetzt nicht mehr.« Im nächsten Augenblick lehnte er sich zurück und kramte etwas hervor. Es war seine Brieftasche, und sie dachte, er würde ihr Fotos seiner Töchter zeigen, doch er hatte etwas ganz anderes im Sinn. Langsam zog er drei Geldscheine heraus und legte sie auf den Tisch. Hunderter. Drei Hundert-Dollar-Scheine, so jungfräulich, als kämen sie geradewegs aus der Druckerei in Philadelphia. »Hier«, sagte er, und seine Stimme sank so tief, bis sie nicht mehr tiefer sinken konnte, »nehmen Sie … Moment.« Wieder kramte er in der Tasche, dann legte er einen Schlüsselbund auf den Tisch. »Sie können doch einen Wagen mit Schaltgetriebe fahren, oder?«
Sie nickte. Die Geldscheine lagen zwischen ihnen wie ein idiotisch großzügiges Trinkgeld für die Kellnerin, die ihnen noch nicht mal die Sandwiches gebracht hatte.
»Sie kennen doch den Supermarkt ein Stück weiter die Straße rauf?« Er zeigte durch das Café auf einen Punkt jenseits der Theke, der schmutzigen Fenster und der feucht schimmernden Straße und hob fragend die Augenbrauen. »Ja? Dann nehmen Sie das und kaufen uns Lebensmittel.«
»Lebensmittel? Was meinen Sie damit?«
»Damit meine ich, dass Sie mich am Hafen absetzen müssen. Ich muss noch ungefähr sechstausend Sachen besorgen, bevor das Boot fährt. Ich meine, genug für eine Woche oder vielleicht eineinhalb Wochen, und danach kommen wir wieder her und denken über die lagerfähigen Sachen nach, Fünfzig-Pfund-Säcke Reis, Bohnen und so weiter. Sie kennen doch den Yachthafen, oder?«
»Na ja … ich bin schon mal dort gewesen, aber –«
Die Kellnerin kam mit ihren Sandwiches, und beide waren kurz abgelenkt, als sie die Teller auf den Tisch stellte, eine Flasche Ketchup aus der Schürzentasche zog und fragte, ob sie noch etwas bringen solle. »Noch mal dasselbe«, sagte er und schüttelte das leere Glas, dass die Eiswürfel klingelten. »Was ist mit Ihnen, Reet? Noch eine Diät-Cola?«
Beide schwiegen, als sie sich ihren Sandwiches widmeten, und es kam ihr so vor, als wären sie bereits auf dem Boot, auf See, als schaukelten sie auf den Wellen. Mit einemmal war sie so hungrig, dass sie kaum denken konnte. Was geschah hier mit ihr? Hatte sie in irgendeinen Vertrag eingewilligt? Und wenn ja, wann? Plötzlich drang die Musik aus der Jukebox zu ihr durch, Neil Youngs »Helpless«, ein Stück, das sie immer geliebt und mit Toby in einer radikal verlangsamten Version gecovert hatte – ihre beiden Stimmen hatten sich zum Refrain vereinigt, und Toby hatte diese wuchtigen Akkorde in die Tasten des Klaviers gehämmert, als wäre es aus Beton. Es war Glück gewesen, das reine Glück. Sie nahm es als Omen.
»Also«, sagte er, »wenn wir fertig gegessen haben, setzen Sie mich am Yachthafen ab. Das Boot gehört einem Freund von mir und heißt Side Pocket . Fragen Sie sich einfach durch. Jeder kennt es.« Er wischte sich den Mund ab und kaute. »Verdammt gutes Sandwich.«
Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte sich vorzustellen, wie es weitergehen würde: Ihre Mutter würde auf Anise aufpassen müssen, das war mal sicher, wenigstens eine Zeitlang, bis die Sommerferien begannen, und sie würde sich krank melden müssen, vielleicht für länger …
»Ach ja«, sagte er und fuchtelte mit dem Sandwich, das inzwischen ganz durchweicht war, so dass Rinnsale von Fett und Thousand-Island-Dressing über seine rechte Hand rannen, »ich wollte Sie nur daran erinnern –«
»Aber ich weiß ja noch nicht mal, was ich eigentlich einkaufen soll, und ich kann nicht, ich meine, ich muss noch –«
»Gemüse«, sagte er und wischte sich den Bart mit den verschmierten Überresten der Papierserviette ab. »Eine Fünf-Liter-Flasche Wein. Ein paar Kästen Bier, sagen wir fünf, die Marke spielt keine Rolle, was immer gerade im Sonderangebot ist. Gewürze. Sie wissen schon« – er hielt inne und sah sie
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