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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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dies nicht essen und jenes nicht essen, oder? Ich meine Fleisch und so.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und Sie können kochen?«
    Sie zählte alle Gerichte auf, die ihr einfielen, von Makkaroni mit Käse bis zu Hummer Thermidor, doch er unterbrach sie.
    »Sie verstehen nicht. Ich spreche von Lammfleisch – im Eintopf, als Frikassee, geschmort, gegrillt, dazu einen Topf Bohnen, rohe Zwiebeln, einen Stapel Tortillas. Zum Frühstück Pfannkuchen, Eier und noch mehr Lammfleisch. Wir sind zu siebt. Während der Schur doppelt so viele.«
    »Wie in einer Cafeteria«, sagte sie, und er lachte.
    Die Kellnerin kam, und sie bestellten zwei Reuben-Sandwiches und einen Eistee für Bax sowie eine Diät-Cola für Rita. Sie sahen der Kellnerin nach und blickten beide gleichzeitig auf, als ein älteres Paar hereinschlurfte, beide mit winzigen Schritten, als wären Betonblöcke an ihren Füßen befestigt, und sich schnaufend in die Nische gegenüber setzten. An der Längsseite des Raums stand eine lange Theke, an der ein halbes Dutzend traurige Männer saßen, die Ellbogen aufgestützt, den Blick ins Unbestimmte gerichtet, Lastwagenfahrer vielleicht oder ausgemusterte Marineleute, Langzeitarbeitslose, Menschen mit viel Zeit. Auf einer Tafel über der Softeismaschine stand »Spaghetti Spezial mit Salat und Knoblauchbrot«. Sie spürte den Sog der Trostlosigkeit.
    »Drei Mahlzeiten am Tag«, sagte er. Sein Ton war jetzt geschäftsmäßig, es klang beinahe wie eine Warnung. »Aufstehen vor Sonnenaufgang, zu Bett gehen, wenn es dunkel wird. Ich hoffe, dass ich einen Generator auftreiben kann.« Er hielt inne und schlug die Augen nieder. »Wenn nicht diesmal, dann das nächstemal.«
    Sie ließ sich nichts anmerken. Sie wollte ein Abenteuer, sie wollte raus, aber sie sah auch die Zutaten für eine lange, zermürbende Katastrophe. Was wusste sie von Schafen, von Cowboys, Ranches, Inseln, ja vom Kochen? »Und was ist mit dem Wasser? Sie haben doch fließendes Wasser, oder?«
    Er zog den Kopf ein, hob dann das Kinn und fuhr sich mit den Fingern beider Hände durch das Haar, das ihm in dichten, pomadisierten Strähnen ins Gesicht fiel. »Wir arbeiten daran. Gehört alles zum Plan. Auch wenn’s im Augenblick noch ein bisschen unzivilisiert ist – ich kann Ihnen nur sagen: Es lohnt sich. Ich meine, wenn Ihnen das Leben in der Natur gefällt – und das gefällt Ihnen doch, oder?« Er sah ihr kurz in die Augen, wartete aber nicht auf eine Antwort. »Und eine Köchin … eine Köchin zu haben ist gut, weil dadurch ein zusätzlicher Mann frei wird, so dass wir alle Energie darauf verwenden können, das Haus und alles andere auf Vordermann zu bringen. Zu verbessern. Angenehm zu machen. Oder mehr als angenehm: gemütlich. Wir wollen es gemütlich haben.«
    »O-kay«, sagte sie und zog die Silben in die Länge. »Aber wir haben noch nicht über Geld geredet.«
    Er winkte ab, als gebe es nichts Leichteres und Angenehmeres als das. Sie sah zu, während er das Glas Eistee an den Mund hob und gemächlich einen großen Schluck trank. Plötzlich lachte er, und seine Augen lachten über einen Witz, den er für sich behielt. »Tja, im Augenblick kocht Francisco für uns. Er ist Schafhirte, und so riecht er auch, ganz gleich, wieviel Seife ich ihm mitbringe, von Old Spice ganz zu schweigen. Ich hab ihm die größte Flasche gekauft, die ich finden konnte, aber man hat keinen Unterschied gerochen – ich würde ihm zutrauen, dass er sie ausgetrunken hat. Der Mann kocht alles in viel Wasser: Kaffee, Bohnen, Fleisch. Und ich kann Ihnen sagen, es schmeckt alles gleich. Man könnte einem die Augen verbinden und ihn dann Franciscos Essen probieren lassen – ich werde es demnächst mal machen, nur um zu beweisen, dass ich recht habe –, und ich schwöre, er könnte nicht sagen, ob er ein Stück Lammfleisch, einen alten Brotkanten oder die abgesägte Ecke des Schneidbretts im Mund hat.«
    »Klingt wie ein Alptraum«, sagte sie und lächelte jetzt. »Aber was zahlen Sie?«
    »Spielt das wirklich eine Rolle?«
    »Ja«, sagte sie, »es spielt eine Rolle.«
    Wieder ein Abwinken. »Den Mindestlohn. Aber das gilt für acht Stunden, Überstunden gibt’s nicht. Kost und Logis gratis. Die Gelegenheit, am schönsten Ort dieses Planeten zu leben und Sterne zu sehen, wie sie kein Mensch mehr sehen kann, bis hinein ins weiße, sahnige Herz der Milchstraße.« Er lächelte breiter. »Und soviel Lammfleisch, wie Sie essen können.«
    »Ich habe eine Tochter.«
    »Ich

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