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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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Die Dielen glänzten, als wären sie lackiert, oder wenn nicht lackiert, so doch gründlich gefegt und gewischt. Und die Fenster – es gab zwei, eins in der Seitenwand und eins am rückwärtigen Ende – waren mit Plastikplanen verschlossen, die mittels Klebeband sorgfältig an den Fensterrahmen befestigt waren. An der Rückwand stand ein Feldbett mit Laken, Decken, Kissen und Kissenbezug. An Nägeln, die in die Wand darüber geschlagen worden waren, hingen Jacken und Hemden, ein weiterer Rucksack – dieser in einfachem, stumpfem Khaki, als wäre er militärischer Herkunft – stand auf einem Stück Treibholz neben dem Bett, und an der Wand gegenüber hatte jemand aus Holzkisten eine Art Schreibtisch und einen Hocker gebaut. Das Schlimmste aber war, dass vor dem Bett ein Schaffell, ein gegerbtes Schaffell ausgebreitet war, damit der Schafmörder nicht an den Füßen fror, wenn er die Stiefel auszog, den Bogen spannte und die Stahlspitzen seiner Pfeile schärfte.
    »Rita?«
    Sie war erstarrt vor Hass. »Hier oben«, rief sie. »Ich bin oben.« Sie hörte Bax unten herumschlurfen und vor sich hin murmeln. Und dann, als brauchte sie noch eine weitere Provokation, Essig in ihre Wunden, einen Stoß mit einem spitzen Stock, sah sie, was auf dem Tisch lag. Neben einer Kerosinlampe und einem halben Dutzend Taschenbücher war eine Jagdzeitschrift bei einer ganzseitigen Anzeige aufgeschlagen. Von weitem sah es aus, als würde sie durch ein riesiges Fernglas angestarrt, doch als sie das Magazin in die Hand nahm, stellte sie fest, dass es sich um zwei runde Fotos handelte. Das eine zeigte einen Keiler mit gewaltigen Hauern, das andere einen Rambouillet-Bock auf einem Felsen. Darüber stand: Eldon Thatchs Insel-Jagdclub . Des weiteren eine Telefonnummer und eine Adresse in Ventura sowie eine Preisliste: siebenhundertfünfzig Dollar für einen Keiler, tausend für einen trophäenstarken Bock und zwei Fleischschafe. Fleischschafe . Was ihr in diesem Augenblick durch den Kopf ging, war nicht so sehr ein gedanklicher Prozess als vielmehr eine anschwellende Flut von Bildern, jedes bitterer und ironischer als das andere. Ihre Schafe, ihre Böcke, die Tiere, für die sie bezahlt hatten, für die sie sich abgemüht hatten, die sie versorgt, kastriert, geschoren hatten, sollten gejagt werden – wurden gejagt –, und zwar für das Zwanzigfache dessen, was sie selbst dafür bekommen konnten. Von Fremden. Von Eindringlingen. Von Arschlöchern.
    Im nächsten Augenblick warf sie alles – Bettzeug, Taschenbücher, die Lampe, ja sogar die Plastikfolie, die sie von den Fenstern riss, als würde sie diese Scheißkerle häuten – in eine der Kisten, und gleich darauf, ihr Atem ging so schnell, dass sie beinahe ins Hyperventilieren gekommen wäre wie damals, wenn sie die Kokslines gezogen hatte, die Toby ihr zu jeder Tages- oder Nachtzeit gehackt und gelegt hatte, ob sie nun wollte oder nicht – aber sie wollte, sie wollte immer –, zog sie das Ding hinter sich her die Treppe hinunter und schrie Bax, der am Fuß der Treppe stand und zu ihr heraufgaffte, an, er solle aus dem Weg gehen. »Was, verdammt noch mal!« rief er. »Das darfst du nicht anrühren, das gehört jemand, das –«
    Sie sagte nichts. Jetzt war nicht die Zeit für Debatten: Etwas hatte sich ihrer bemächtigt und würde das hier durchziehen, ob es ihm oder Eldon Thatch oder Pier und Francis Gherini oder dem Kommandanten der Küstenwache gefiel oder nicht. Die Treppe hinunter, durch den Raum und hinaus vor das Haus, und Bax humpelte hinter ihr her. Sie drehte die Kiste um und leerte sie in den Matsch. Dann schob sie sich an Bax vorbei, der streng auf sie einredete, in einer Sprache, die Englisch war, jedoch so wenig bewirkte, dass es ebensogut Mandarin hätte sein können, ging zurück ins Haus und stopfte die Schlafsäcke, den Rucksack mit der Trockennahrung, die Zeitschriften, das Bier, ja sogar die Klopapierrollen in die Kiste. Erneut zerrte sie diese dann hinaus und leerte sie auf den bereits aufgeworfenen Haufen, und falls sie das Knattern der Trikes auf dem Hügel hinter dem Haus hörte oder das harte Maschinengewehrhämmern des Hubschrauberrotors, das nur bedeuten konnte, dass die Besitzer bereits unterwegs waren, um ihr Gift persönlich zu verabreichen, so spielte das nicht die geringste Rolle. Denn sie straffte die Schultern und holte den Reservekanister, den Bax hinter dem Beifahrersitz verwahrte, war im nächsten Augenblick eingehüllt in den süßlichen Geruch des

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