Grün war die Hoffnung
ihr, den Anker fallen zu lassen. Das war der Augenblick, in dem Mickey aus der Kombüse an Deck kam, die einst weiße Baseballmütze tief in die Stirn gezogen und mit der Hand einen Becher Kaffee umklammernd, als wäre es eine Rettungsleine. Wie Greg trug er Shorts und ein Sweatshirt mit Flecken von Lackfarbe, Motoröl und diversen Körperflüssigkeiten diverser Meereslebewesen. Er war klein und von kräftiger Statur, sein Haar wurde, obwohl er erst dreißig war, bereits schütter, und er hatte ein gewinnendes, seine Zahnlücken entblößendes Lächeln, mit dem er wirkte wie ein Klassenclown, und genau das war er auch gewesen. Wenn man seinen Erzählungen Glauben schenkte. Leider musste es mindestens zwölf Uhr sein, bevor sich dieses Lächeln oder auch nur ein Anflug davon zeigte, und als er nun erschien, war sein Gesicht wie üblich finster. »Mann, ich hab heute einfach keine Lust, in dieses Wasser zu steigen«, sagte er, beugte sich über die Reling und starrte stumpf auf den hin und her wogenden Kelp. »Wie wär’s, wenn du mich vertrittst, Kat? Dann könnte ich hier oben bleiben und in der Sonne liegen. Und lesen. Cosmopolitan vielleicht? Oder lieber Haus und Garten ? Denn das ist es doch, was wir wollen, oder? Ein Haus, einen Garten?«
»Nein«, sagte sie. »Wir wollen einen schönen Fang.« Sie grinste ihn an und sah ostentativ auf die Uhr. »Und das heißt, dass ich den Kompressor anwerfen und meine Jungs da hinunterjagen muss, wo die stachligen Tiere sind.«
Der Kompressor, den Greg selbst montiert hatte, stand auf der Steuerbordseite gleich hinter der Kajüte, am Schanzkleid, damit er vor Wind und Gischt geschützt war. Sie hasste es, am Seil zu ziehen und das Ding zu starten, weil der Lärm, den es machte – ein immerfort an- und abschwellendes Dröhnen, das klang, als würde das Meer von einer Schwadron Laubbläser bearbeitet –, den Frieden des Morgens und Nachmittags zerstörte. Wenn die beiden unten waren, steckte sie sich Schaumstoffstöpsel in die Ohren, aber die dämpften das Geräusch nur soweit, dass jedes Wort in den eselsohrigen Taschenbüchern und sonnengebleichten Illustrierten zweimal zu erklingen schien: einmal auf ihren Lippen und ein zweites Mal als schwebender Nachhall in den Windungen ihres Gehirns. Der Schalldämpfer des Auspuffs musste erneuert werden, soviel war sicher. Sie hatte Greg damit in den Ohren gelegen, und er hatte die üblichen Versprechungen gemacht, aber sie machten Geld, solange Geld zu machen war, und am Ende eines jeden Tages fühlten sie sich wie nach einem Marathonlauf. Keiner von ihnen wollte über Wartungsarbeiten nachdenken – das war etwas, was in den stürmischen Januar- und Februartagen stattfinden würde, wenn die Seeigel laichten und ganze Wochen angefüllt waren mit rotierenden Spiralen aus nichts.
Der Motor sprang beim ersten Versuch an – Wrrr-rap-rap-rap –, und sie mussten schreien, um sich zu verständigen, während sie die Schläuche ausrollte und Greg und Mickey ihre Anzüge, Flossen, Masken und Bleigewichte anlegten. Und dann sprangen die beiden über Bord in das schwarze Wasser und hingen für einen Augenblick über der dunklen Tiefe, bevor sie verschwanden. Aus Gewohnheit – oder aus Langeweile, denn was gab es sonst schon zu tun? – sah Kat für eine Weile zu, wie die Luftblasen aufstiegen und sich schließlich voneinander entfernten, als jeder seiner eigenen Wege ging, um nach den schwarzen Stachelhäutern zu suchen, die man nur aufklauben und in den Netzbeutel stecken musste und die achtundzwanzig Cent pro Pfund brachten.
Während sie an der Reling lehnte, kam eine leichte Brise auf. Gedankenverloren ließ sie den Blick über die Wasseroberfläche zu der weißen Sichel des fünfhundert Meter entfernten Strandes und den sonnenverbrannten Hügeln dahinter schweifen. Das Boot drehte sich um den Anker. Die kleinen weißen Schaumkappen der Wellen löschten die Luftblasen aus. Der Benzinmotor des Kompressors setzte für einen Augenblick aus, stotterte, fing sich und lief mit einem hohen, jaulenden Ton weiter. Abgase strömten durch die nadelfeinen Löcher, die die salzige Seeluft in den Auspuff gefressen hatte. Der Wind war kühl, er saugte wie eine riesige Klimaanlage die Kälte aus den Wellen, und Kat ging hinunter in die Kajüte, um ihr Sweatshirt zu holen. Auf dem Rückweg schenkte sie sich in der Kombüse ihren dritten Becher Kaffee ein und machte ein Sandwich mit Schinken und Käse, einer Scheibe Zwiebel und viel Senf, das sie in
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