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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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warmes Mittagessen bekamen. Ganz zu schweigen von den gekühlten Bieren auf dem Weg zurück zum Hafen. Wenn sie, gewöhnlich für eine halbe Stunde – so lange dauerte es meist, um den mit einem Stahlring versehenen Beutel mit Seeigeln zu füllen – auf dem Meeresgrund waren, vertrieb sie sich die Zeit so gut es ging mit Taschenbüchern und den Stapeln alter Illustrierten, die sie von einer Freundin von Greg, einer Zahnarzthelferin, bekam, fertigte Bleistiftzeichnungen der Felsformationen vor der Küste der Insel an oder träumte vor sich hin, wobei sie stets die gelben Schläuche im Auge behielt, die sich ins Wasser und außer Sicht schlängelten. Endlich war ihr Leben so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Sie war noch nie so glücklich gewesen.
    Dann kam ein Morgen im August. Das Meer war ruhig, der Himmel klar, das bisschen Nebel, das über dem Wasser lag, löste sich vor dem dahingleitenden Boot in nichts auf, während sie so entspannt am Ruder saß wie ein Lastwagenfahrer auf einer Schnellstraße und die beiden Männer unten schliefen. Sie war jetzt auf den Tag genau sechs Monate dabei – das wollten sie und Greg am Abend mit einem Essen in einem Restaurant und einem anschließenden Kinobesuch feiern – und mit den Abläufen inzwischen so vertraut, dass sie für die Fahrt hinaus und zurück in den Hafen beinahe immer das Ruder übernahm, denn warum sollten die beiden Taucher ihre Energie verschwenden, wenn sie morgens ebensogut noch eine Runde schlafen und abends müde in der Kajüte sitzen und Bier trinken konnten? Spar dir deine Kraft , hatte sie nach dem ersten Monat zu Greg gesagt. Sie hatte seinen Bizeps gedrückt, als sie im schwankenden Cockpit gestanden hatten, und ihn mit ihrem besten gespielt sexhungrigen Blick angesehen, und er hatte ihren Blick erwidert, sie leidenschaftlich geküsst und erst die eine und dann auch die andere Hand auf ihren Busen gelegt. Klar , hatte er gesagt, warum nicht? Du weißt ja inzwischen, wie es geht. Behalt die Instrumente im Auge und hör auf den Motor – mehr ist ja nicht dabei. Und so war es auch. Kein Problem. Und wenn irgendwas schiefgehen sollte, hatte sie ja zwei Mechaniker an Bord, die sich darum kümmern konnten. Einen Kaffee am Morgen, um sich wach zu halten, ein Bier – nur ein einziges – am Abend, bis sie die Schiffahrtsstraße hinter sich hatten. Auf den Tiefenmesser achten. Einen Punkt ansteuern und nicht abweichen, denn jede Abweichung kostete Sprit. Ein Kinderspiel.
    An diesem Morgen hielt sie Kurs auf das westliche Ende der Insel und die Kelpgründe bei Forney’s Cove, wo sie am Tag zuvor eine riesige Menge Seeigel entdeckt hatten. Alma war für zwei Wochen bei ihrer Großmutter Boyd in Venice. Die Gemeinheit, mit der sie Greg behandelt hatte, war längst vergessen, oder jedenfalls war Gras darüber gewachsen, denn als Kat und ihre Tochter sie vier Monate nach der Geburt besucht hatten – nur sie beide und nur für einen Tag –, war ihre Mutter dahingeschmolzen, und es war nie mehr ein Wort über Japse oder Schlitzaugen gefallen, wenigstens nicht, wenn Alma dabei war. Die Ausbeute war in letzter Zeit außergewöhnlich gut gewesen – sie hatten im Durchschnitt tausend Stück pro Tag gesammelt. Die Seeigel waren von bester Qualität und beinahe so zahlreich wie das scharfkantige Vulkangestein, das auf dem Meeresboden lag. Mehr und mehr Boote tauchten in den Fanggründen auf, aber Kat und Greg konnten sich nicht mal ansatzweise vorstellen, dass die Seeigel weniger werden würden, jedenfalls nicht so bald. Rausholen, was rauszuholen ist – das war ihr Standpunkt. Die Hypothek abtragen. Für die Zukunft sparen.
    Greg kam herauf und rieb sich die Augen, als er hörte, dass Kat die Fahrt verlangsamte und dann in den Leerlauf schaltete. »Sind wir schon da?« fragte er gähnend, reckte sich und spähte durch das Fenster auf die Kelpwedel, die sich wie zahllose grapschende Hände im Wasser hin und her bewegten.
    »Ja«, sagte sie, »das Leben ist schön, wenn man die ganze Zeit schläft.«
    »Wie sehen die Peperoncini aus?« Das war sein scherzhafter Name für Kelp, denn er glich in Farbe und Textur den kleinen eingelegten Pfefferschoten, die man im Lebensmittelgeschäft kaufen konnte.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Jedenfalls gibt’s hier eine ganze Menge davon.«
    Er ging an Deck, um besser sehen zu können, und hielt Ausschau nach den angefressenen Wedeln, die anzeigten, dass es große Seeigelvorkommen gab. Nach etwa einer Minute bedeutete er

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