Grün war die Hoffnung
und Cowboystiefel – und der Gitarre, die sie sich über den Rücken gehängt hat. Sie starrt noch immer, und Alma starrt zurück, als Wade in ihr Blickfeld tritt.
Er lächelt. Von jeder Schulter hängt ein schwerer Segeltuchsack voller Lebensmittel, und seine Beinmuskeln sind angespannt unter der Last. »Komm, Alma«, sagt er, »was stehst du hier herum? Weißt du nicht, dass gleich eine Party steigt?«
Stimmt. Und der Tag umschmeichelt sie wie ein Bad. Sie sitzt, umgeben von Freunden, im Schatten das alten, aus Lehmziegeln errichteten Ranchhauses, während vom Grill verheißungsvolle Gerüche aufsteigen und die Leute zu ihr kommen, einer nach dem anderen, um sich mit ihr zu unterhalten und das Baby zu bewundern, als wäre sie eine Würdenträgerin, eine Potentatin, die Königin der Insel auf ihrem Thron. Schließlich ist es an der Zeit, und sie steht auf und hält ihre Rede. Beverly ist gut gelaunt und grapscht nach dem Mikrofon, und sie selbst ist so entspannt und ungezwungen, als wäre sie zu Hause und spräche zu ihrem Spiegelbild. Sie preist Annabelle und Freeman, Frazier und seine engagierten Männer von Island Healers, sie preist Neuseeland und die Fuchswärterinnen, und schließlich, als ihr niemand mehr einfällt, den sie preisen könnte, und sie alle Statistiken über die Erholung des Ökosystems heruntergerasselt hat, die ihr einfallen, erhebt sie ihr Glas – mit Cidre, reinem, sprudelndem Apfelcidre aus der Kühlbox, so kalt, dass das Glas beschlägt – und bringt einen Toast auf die Füchse und die Generationen von Füchsen aus, die ihnen folgen werden. Und der Applaus? Der Applaus prasselt wie Regen, der auf die ausgetrockneten Hügel niedergeht, wo Fichtensamen im Humus keimen und die Eichen schwer von Eicheln sind.
Rita weiß, dass irgend etwas los ist, irgendeine idiotische Park-Service-Veranstaltung, weswegen sie nicht auf das Gelände und in das Haus kann, wie sie es vorhatte, weil sie es noch einmal sehen und darin sein wollte, und sei es nur für einen Tag, aber sie weiß nicht, worum es bei dieser Feier geht und was da überhaupt gefeiert wird. Sie riecht den Rauch, der vom Grill aufsteigt, und er versetzt sie in die Vergangenheit zurück, auch wenn es sicher kein Lammfleisch ist, das sie da braten, da könnte sie wetten. Aber was sonst? Schweinefleisch? Oder vielmehr das, was von einem Schwein übrig ist, wenn es fabrikmäßig verarbeitet, mitsamt Knochen, Darm, Augen und so weiter zermahlen und in die Form eines Würstchens gebracht worden ist? Ja, und Rindfleisch natürlich. Rindfleisch ist in Ordnung. Diese Naturschützer kriegen es nur in Form eines ausgebluteten Proteinklumpens zu sehen, der im Kühlregal des Supermarkts unter Plastikfolie auf einem Styroporteller liegt, aber wahrscheinlich ist die Hälfte von ihnen ohnehin Vegetarier. Also Tofu, Falafel, Eierfrüchte – oder Auberginen, wie man sie jetzt nennt –, Paprikaschoten, Sommerkürbis, all die Sachen, die Anise so gern mochte, auf die sie bestanden hat, als sie groß war und ausgezogen ist.
Das Rumpeln eines Mikrofons, eine verschwommene Stimme, die lauter und leiser wird, ganz wie die Elektronik es will. Sie schlägt einen weiten Bogen um das Haus, diesen Ort der Erinnerungen, sie hält auf Abstand zu all diesen Leuten und ihren Wünschen und Bedürfnissen und steigt hinauf, wo das Bachbett sich weitet, damit sie hinunterblicken und die Ranch so sehen kann, wie sie einmal war. Während der ganzen Überfahrt hat sie darüber nachgedacht, wo sie die Asche verstreuen soll, welche Stelle Anise sich wohl gewünscht hätte. Vielleicht an der vorderen Ecke des Hauses, hat sie gedacht, von wo man einen Blick auf die Bucht hat, oder vielleicht hinter dem Haus, wo ihr Gemüsegarten war, doch angesichts dieser Störung, angesichts dessen, was hier los ist, ist sie sich nicht mehr so sicher. Sie stapft weiter, die Erde ist trocken und rissig, die aus den Hügeln heruntergespülten Kieselsteine rollen unter ihren Stiefeln davon. Sie spürt den Schweiß in den Achselhöhlen und unter dem Schweißband des Hutes. Es ist ein klarer Tag, und über ihr wölbt sich der Himmel wie ein Glassturz. Grashüpfer sirren und schießen durch die Luft. In hundert Schattierungen von Braun und Grau und dem blassen, versengten, verdorrten Grün der Pflanzen, die erst im Herbst wieder Regen bekommen werden, springt die Welt sie an.
Zwei Fischer, genauer gesagt zwei Seeigelsammler, haben Anises Leichnam gefunden, nicht weit von Scorpion Bay, als hätte
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