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Grün war die Hoffnung

Grün war die Hoffnung

Titel: Grün war die Hoffnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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wir tun können. Außer sterben, wir können sterben, das können wir tun, und Schluss.
    TH: In seinem Buch Songlines beschreibt Bruce Chatwin die Funktion des Geschichtenerzählens für die Ureinwohner Australiens. Die Songlines sind lange Gedichte und erfüllen unter anderem die Funktion von Landkarten. Diejenigen, die sie kennen, nutzen sie, um sich auf dem Kontinent zu orientieren, den Weg durch die Wüste und Wasser und Nahrung zu finden. Das ist eine uralte narrative Praxis. Heute sind die Szenarien beispielsweise des IPCC wissenschaftliche Entwürfe der Zukunft unter Berücksichtigung des Klimawandels. Man könnte sie als wissenschaftliche Geschichten betrachtet, die eine Orientierungsfunktion haben, Karten für die Zukunft sind. Denken Sie, diese Art von Geschichten könnten gemeinsam mit solchen, wie Schriftsteller wie Sie sie schreiben, so etwas wie Songlines für unsere Kultur werden?
    TCB: Mir gefällt dieser Gedanke, aber nur technologisch, sozusagen. Denn was die Art von Geschichten angeht, die ich schreibe oder die Filmemacher entwerfen, trifft das meiner Meinung nach nicht zu. Ich glaube, sie sind eine andere Art von Landkarte, eine eher spirituelle Karte, die zeigt, wer wir sind. In den Songlines oder beispielsweise in der altnordischen Literatur waren einige dieser Geschichten zwar auch unterhaltsam, aber sie erfüllten doch verbindende und überlebenswichtige Funktionen. Ich bin nicht sicher, ob wir das so sehr auf einer konkreten, praktischen Ebene brauchen, da sich die Wissenschaft dieser Ebene annimmt. Sie sagt uns, wie man sein Feld pflügt, mit welchen Maschinen man arbeitet, welche Art von Dünger man verwendet, wie groß die Ernte ausfällt, wem man sie verkauft, wie man daraus Tortillas herstellt. Die Wissenschaft gibt uns diese Art von Orientierungshilfe, doch die Kunst tut das nicht. Die Kunst schenkt uns eine völlig andere Art von Anleitung.
    TH: Lassen Sie uns noch einmal zu den Geschichten zurückkommen. Wir brauchen sie, um ein Bewusstsein für bestimmte Probleme zu schaffen. Und dies ist vielleicht eine gesellschaftliche Funktion des Geschichtenerzählens – eine von vielen Funktionen.
    TCB: Ja. Und um mit den Problemen und Ängsten umzugehen, die wir haben. Möglicherweise können wir sie in einer Geschichte lösen.
    TH: Wir können sie aber nur pseudo-lösen, indem wir ihnen eine dramatische Struktur geben, indem wir sie reduzieren und strukturieren und auf diese Weise mit ihnen umgehen. Und abgesehen davon, dass das ein unser Denken dramatisierender Prozess ist, ist es in gewisser Weise auch ein metaphysisches Konzept, denn wir haben das Problem bewältigt, indem wir es in eine übergeordnete Struktur eingefügt haben. Und das suggeriert uns, dass dem Universum eine Ordnung zugrunde liegt.
    TCB: Ja, ich versuche, Lösungen zu finden für Probleme, die ich erkenne, egal, ob es um Fragen der Ontologie geht und warum wir hier sind oder um Ökologie oder um Tiere. Und wenn ich ein Szenario ersinne, bin ich der Gott meines Buches, ich lenke das Geschehen. Und das tröstet mich irgendwie, und vielleicht tröstet es auch den Leser oder den Betrachter eines Films. Oder den Menschen, der sich Musik anhört. Es ist geordnet, unter unserer Kontrolle, und im Gegensatz dazu entzieht sich alles hier im wahren Leben unserer Kontrolle. Als ich mit Ein Freund der Erde auf Lesereise war, habe ich den Zuschauern jeden Abend einen Witz erzählt, denn den Menschen standen immer die Tränen in den Augen, weil alles so ausweglos ist. Und ich habe gesagt, wenn wir uns alle darauf einigen könnten, weltweit, ohne Schummelei, für die nächsten einhundert Jahre auf Sex zu verzichten, würden sich alle Probleme lösen. Also werde ich diese Kampagne in Gang bringen. Es ist nicht alles negativ! Und darüber hinaus ist die beste Nachricht, die ich für Sie habe: Wir werden alle bald tot sein, und in 3,5 Milliarden Jahren ist die Welt ein Klumpen schwelender Asche. Denn wie Sie wissen, wird die Sonne zu einem Gelben Riesen werden und alles hier zu heißem Gestein verbrennen. Das ist die beste Nachricht, die ich Ihnen anbieten kann. Dann spielt das alles hier keine Rolle mehr. Nichts ist dann von Bedeutung.
    TH: Vielleicht haben wir uns bis dahin im Universum ausgebreitet?
    TCB: Gott stehe dem Universum bei! (lacht)
    TH: Ist das Schreiben eine erweiterte, komplexere Art zu denken?
    TCB: Für mich ist es die einzige Art zu denken. Ich kann keinen tiefen Gedanken fassen ohne zu schreiben. Es ist ein Prozess des

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