Grün war die Hoffnung
Kräutergärten eingeführt. Das Dickicht wurde über vier Meter hoch und dicht wie ein Bambushain, und jetzt konnten sich die Schweine darin vor den Steinadlern verstecken. Die aber sind hungrig. Was fressen sie jetzt? Den süßen kleinen Fuchs von der Größe einer Hauskatze, den es nur in diesem Ökosystem gibt! 1999 gab es noch etwa 1.500 dieser Zwergfüchse auf Santa Cruz. Als man 2004 herausgefunden hatte, was das Problem war, war nur noch etwa ein Zehntel von ihnen übrig, und man musste sie in Gefangenschaft vermehren. Was unternimmt man also gegen die füchsejagenden Adler? Nun, man beseitigt zunächst einmal die Schweine. Die Parkverwaltung beauftragte eine Firma, 5.500 unschuldige Schweine zu erschießen, herzige kleine Schweine. Man ließ sie einfach dort verwesen und brachte sie nicht aufs Festland, denn möglicherweise hatten sie während der letzten 150 Jahre besondere Krankheiten herausgebildet. In der Zwischenzeit hatte man die Steinadler eingefangen und sie hier in die Sierra gebracht und auf der Insel den Weißkopfseeadler wiedereingeführt, indem man ihn aus Alaska holte. Schließlich, erstaunlicherweise, wohl weil so wenige Arten betroffen waren, scheinen die Eingriffe funktioniert zu haben. Die heimischen Tierbestände kehren zurück, einheimische Pflanzen wachsen wieder und so weiter. Der Fenchel allerdings wächst auch weiter. Ich bin selbst dort gewesen und habe dieses Dickicht gesehen. Man versucht so gut es geht, ihn loszuwerden, aber dieser Fenchel wird bis in alle Ewigkeit dort wachsen, das kann ich garantieren.
RB: Was ändert es, ob Arten wie die Füchse oder die Schweine oder der Fenchel auf Santa Cruz oder die Ratten auf Anacapa von alleine auf die Inseln gelangt sind oder ob Menschen sie dorthin gebracht haben?
TCB: Letztlich wird es keinen Unterschied machen. 95 Prozent aller Arten in der Bucht von San Francisco sind invasive Arten, die durch Schiffe und so weiter dahin gerieten. Am Ende läuft es auf das gleiche hinaus: Etwas lebt. Einen Unterschied macht es nur vor dem Hintergrund dessen, was wir ererbt haben und was unsere Existenz ermöglichte. Ich gebe Ihnen ein Beispiel aus meinem ersten Buch Tod durch Ertrinken, die Geschichte über den Zaunkönig von Stephen Island. Um 1900 gab es vor der Küste Australiens einen Leuchtturm auf Stephen Island. Bloß ein kleiner Felsen. Der Leuchtturmwärter starb, also bewarb sich jemand auf die Stelle, ein unverheirateter Mann, und er bekam sie. Er würde nun also allein als Leuchtturmwärter auf Stephen Island leben. Als er gerade aufbrechen will, sagt sein Nachbar zu ihm: „Du wirst sehr einsam sein. Ich will dir etwas schenken.“ Und er schenkt ihm eine Katze, und mit diesem Haustier fährt er nach Stephen Island. Gleich am ersten Tag bringt ihm die Katze einen toten Vogel, den sie gefangen hat; einen kleinen Vogel, einen Zaunkönig. Der Mann ist Hobby-Ornithologe und kennt sich aus, aber diese Art von Zaunkönig hat er noch nie gesehen. Also verpackt er den Zaunkönig und schickt ihn zum British Museum nach London, um ihn als neue Art identifizieren zu lassen. Und tatsächlich, es handelte sich um eine neue Art, den Stephen Island Zaunkönig. Jedoch, bis den Leuchtturmwärter diese Nachricht erreichte, hatte ihm die Katze bereits 31 weitere dieser Vögel präsentiert, und das waren die letzten 31 auf dieser Erde.
RB: In Wenn das Schlachten vorbei ist sagt Alma Boyd Takesue an einer Stelle: „Wie viel besser wäre es, wenn niemand hierherkäme und die Inseln einfach so sein könnten, wie sie immer waren. Oder hätten sein sollen.“ Ist die einzige Hoffnung also das Verschwinden oder das Aussterben der Menschen?
TCB: Um mit Ty Tierwater in Ein Freund der Erde zu sprechen: „Um ein Freund der Erde zu sein, muss man ein Feind der Menschen sein.“ Wer verursacht die Probleme? Es sind wir. Und wer wiederum würde darüber entscheiden, welche Menschen überleben dürfen und welche nicht? Nun, diese Entscheidung wird von unseren Öko- und Wirtschaftssystemen getroffen; in diesem Augenblick verhungern Menschen weltweit! Es gibt nur endliche Ressourcen. Es sieht also verdammt düster aus. Weil wir zu viele sind. Und es gibt kein Zurück vom Kapitalismus. Wir können nicht mehr lassen von dem, was wir haben, bis alles zusammenbricht. Ich bin Teil davon, ich bin schuldig. Ty Tierwater sagt: „Ich war ein Verbrecher, genau wie ihr, wir sind alle Verbrecher.“ Doch was können wir tun? Wir verstehen die Situation, aber es gibt nichts, das
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