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Gründergeschichten

Titel: Gründergeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Campus
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Da gibt es einen Fünfer-BMW als Dienstwagen und zusätzlich Luxusreisen mit Frau: Hongkong, Bali, Karibikkreuzfahrt,
     Australien, Brasilien, Oman, Dubai. Edelhotel, Galadinner und gelegentlich fliegt sich der Chef selbst noch zu einem gemütlichen
     Abend ein. Alle Clubs und Klassen haben zwei Türen, |261| oben und unten, und die stehen immer offen. Stimmen die Zahlen nicht, dann müssen sich die Betreffenden wieder hinter ein
     VW-Lenkrad klemmen. Unter einem guten Service versteht man bei Würth schlicht Perfektion – die beginnt mit strengen Qualitätskontrollen
     der Zulieferer, geht über das Spendieren fröhlicher Sausen, wenn die Angestellten im topmodernen Hochregallager wieder einen
     neuen Rekord aufgestellt haben (der liegt momentan bei 104 000 an einem Tag abgefertigten Päckchen) und endet erst dann, wenn
     Würth die Ideen ausgehen – womit in nächster Zeit nicht zu rechnen ist. Jedenfalls gehört zur Ausrüstung der Außendienstler
     auch ein Putzlappen, mit dem sie die Kundenregale zu wischen haben. Rund jeder elfte von ihnen schmeißt das Handtuch.
    Einen Betriebsrat leistet sich Würth ganz bewusst nicht. Dafür bezahlt er auch: »Prinzipiell ist unser Ansatz so aufgebaut,
     dass wir fünf oder acht oder zehn Prozent mehr Einkommen anbieten, als es im Durchschnitt des Landes für vergleichbare Arbeit
     üblich ist. In China verdient ein Außendienstler 500 Euro im Monat. Damit ist der hochzufrieden«, sagt Würth.
     
    Allerdings steigen die Lohnkosten in Entwicklungs- und Schwellenländern schnell: »Das entwickelt sich rasant nach oben. In
     der Tschechei waren die Gehälter stinkniedrig. Die haben sich jetzt verdreifacht. Das ist ja das, was die Globalisierung so
     positiv macht. Dass die Lebensbedingungen sich annähern. China ist ein Sonderfall. Die waren die letzten 5 000 Jahre immer
     die Weltmacht Nummer eins, außer in den letzten 500 Jahren und die holen sich das jetzt ganz schnell |262| zurück. Der Exportweltmeister, das waren wir Deutschen für alle Zeiten im letzten Jahr zum letzten Mal. Das wird nie mehr
     wiederkommen. Die Chinesen haben diese Führungsposition jetzt übernommen. Pro Bürger sind wir noch viel größer, aber in absoluten
     Zahlen haben die uns überholt.« Das bringt ihn offensichtlich nicht aus der Ruhe. Würth globalisiert schon seit 45 Jahren.
    Das ist, zusammen mit der Diversifikation auch der Grund, warum Würths Erfolgsautobahn noch nie durch ein Konjunkturtal geführt
     hat, obwohl es davon zahlreiche gab in der neueren deutschen Wirtschaftsgeschichte. »Heute machen wir 60 Prozent unseres Umsatzes
     in 84 verschiedenen Ländern«, erklärt Würth. »Dadurch sind wir relativ risikounanfällig, weil wir streuen. Wenn’s in den USA
     schlechter geht, geht’s in China besser. Wir streuen zusätzlich über unterschiedlichste Branchen: Holzhandwerk, das Metallhandwerk,
     die Autoreparateure und die Industrie. Wenn’s mit dem Autoverkauf nicht so gut geht, dann geht’s im Bauhandwerk und in der
     Industrie besser.« Dazu kommt noch: »Wenn die Konjunktur zurückgeht, dann wird mehr repariert. Ich habe mich immer geweigert,
     dieses Gejammere vom Konjunkturtal zu diskutieren, oder mir anzuhören.«
    In China hat er vier, fünf Vertriebsgesellschaften in verschiedenen Städten. Dazu investiert er 30 Millionen Dollar für seine
     Schraubenfabrik in Shenyang. Den Raubkopiekapitalismus fürchtet er nicht: »Was wollen sie an Schrauben schon kopieren? Die
     haben halt ein Gewinde.« Überhaupt stört Würth sich an dem kaltblütigen Image, das chinesischen Geschäftsleuten und Mitarbeitern
     hierzulande übergestülpt wird: Die seien nur auf ihre eigenen Interessen gepolt. »Es |263| gibt da Unterschiede. Es gibt auch Chinesen, die unglaublich loyal sind«, sagt Würth.
    Unter den Politikern fallen ihm nur drei ein: Helmut Schmidt, Ronald Reagan und »dieser Ströbele, den finde ich ganz toll,
     der macht sich da nichts draus und stimmt so ab, wie er es für richtig findet, auch wenn das genau andersrum ist, als ich
     denke.« Gemeint ist der Grünen-Politiker Christian Ströbele, der als Berliner Direktkandidat im Bundestag sitzt. »Vor dem
     Mann habe ich Respekt, weil er seinem Gewissen folgt. Wir sollten 500 solche Ströbeles haben, dann würde es bald anders aussehen.«
     Würth versteht unter Loyalität nämlich das Gegenteil von Fraktionszwang. Den hält er für »gesetzeswidrig« und für die Wurzel
     vielen Übels. »Die Politiker, wenn sie die im

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