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Grüne Magie

Grüne Magie

Titel: Grüne Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Vance
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Lager, wo die vier anderen Relikte warteten – zwei uralte Männer, zwei Frauen, Gisa und Reak, waren wie Finn auf Nahrungssuche gewesen. Gisa hatte ein Stück Moos mitgebracht. Reak einen Brocken namenloses Aas.
    Die alten Männer, Boad und Tagart, saßen ganz stumm da und warteten entweder auf Nahrung oder den Tod.
    Die Frauen begrüßten Finn mürrisch. »Wo ist die Nahrung, die du suchen wolltest?«
    »Ich hatte einen ganzen Kadaver«, sagte Finn. »Ich konnte ihn nicht tragen.«
    Boad hatte ihr schlau das Stück Moos gestohlen und stopfte es sich in den Mund. Jetzt erwachte es zum Leben, zuckte und strömte einen roten Saft aus, der giftig war, und der alte Mann starb.
    »Jetzt haben wir Nahrung«, sagte Finn. »Laßt uns essen!«
    Aber das Gift erzeugte Fäulnis; die Leiche überzog sich mit blauem Schaum und löste sich auf.
    Die Frauen wandten sich um und sahen den anderen alten Mann an, der mit zitternder Stimme sagte: »Eßt mich, wenn ihr müßt – aber warum wählt ihr nicht Reak, wo die doch jünger ist als ich?«
    Reak, die jüngere der beiden Frauen, die an dem Stück Aas kaute, gab keine Antwort.
    Und Finn sagte mit hohler Stimme: »Weshalb zerbrechen wir uns den Kopf? Es wird immer schwieriger, Nahrung zu beschaffen, und wir sind die letzten aller Menschen.«
    »Nein, nein«, sprach Reak. »Nicht die letzten. Wir haben welche gesehen, auf dem grünen Haufen.«
    »Das ist lange her«, sagte Gisa. »Jetzt sind sie sicher tot.«
    »Vielleicht haben sie eine Nahrungsquelle gefunden«, schlug Reak vor.
    Finn erhob sich und blickte über die Ebene. »Wer weiß? Vielleicht gibt es hinter dem Horizont ein angenehmeres Land.«
    »Nirgends ist etwas – außer öder Leere und bösen Geschöpfen«, herrschte Gisa ihn an.
    »Was könnte schon schlimmer sein als hier?« fragte Finn ruhig.
    Niemand konnte dagegen etwas sagen.
    »Hier ist mein Vorschlag«, sagte Finn. »Seht diesen hohen Gipfel. Seht die Schichten harter Luft. Sie stoßen gegen den Gipfel, prallen ab, schweben hin und her und verschwinden schließlich. Wir wollen alle diesen Gipfel ersteigen, und wenn ein genügend großes Stück Luft vorbeikommt, klettern wir darauf und lassen uns von der Luft in die schönen Regionen tragen; die vielleicht außer Sichtweite existieren.«
    Es gab Widerspruch. Der alte Mann, Tagart, meinte, er sei schwach; die Frauen machten sich darüber lustig, daß es die üppigen Regionen geben sollte, von denen Finn träumte. Aber schließlich schickten sie sich murrend und keifend an, die Felsspitze zu erklettern.
    Es dauerte lange; der Obsidian war weich wie Gelee, und Tagart erklärte einige Male, er befände sich am Ende seiner Kräfte. Sie kletterten weiter und erreichten schließlich den Gipfel. Sie hatten kaum Platz darauf. Sie konnten nach allen Richtungen sehen, weit über die Landschaft, bis sich der Blick im wäßrigen Grau verlor.
    Die Frauen schimpften und wiesen in verschiedenen Richtungen, aber von dem glücklichen Territorium war nur wenig zu erkennen. In einer Richtung zitterten blaugrüne Hügel, die Blasen voll Öl. In einer anderen Richtung lag ein schwarzer Streifen – eine Schlucht oder ein See aus Ton. In einer weiteren Richtung waren blaugrüne Hügel – dieselben, die sie in der ersten Richtung gesehen hatten; irgendwie hatte sich etwas verlagert. Unter ihnen dehnte sich die Ebene und glänzte wie ein irisierender Käfer, hie und da unterbrochen von schwarzen Samtflecken, auf denen eine fragwürdige Vegetation wucherte.
    Sie sahen Organismen, ein Dutzend Gestalten, die an Tümpeln herumlungerten und Pflanzen oder kleine Steine oder Insekten mampften. Dann kam Alpha. Er bewegte sich langsam, immer noch von seiner Vision von Ehrfurcht erfüllt und die anderen Organismen ignorierend. Sie spielten weiter, aber dann waren sie plötzlich still und teilten seine Niedergeschlagenheit.
    Auf dem Obsidiangipfel schnappte sich Finn einen vorüberwehenden Luftfaden und zog ihn heran. »Jetzt – alle hinauf, wir segeln ins Land des Überflusses.«
    »Nein«, protestierte Gisa, »da ist kein Platz, und wer weiß schon, ob es in die richtige Richtung fliegt?«
    »Wo ist die richtige Richtung?« fragte Finn. »Weiß das jemand?«
    Niemand wußte es, aber die Frauen weigerten sich trotzdem, auf den Luftfaden zu steigen. Finn wandte sich zu Tagart. »Komm Alter, zeig diesen Weibern, wie es ist! Steig hinauf!«
    »Nein, nein«, rief er. »Ich fürchte die Luft; das ist nichts für mich.«
    »Steig auf, alter Mann!

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