Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
ausflippen, Liebling. Er würde mich anschreien. Du willst doch nicht, dass er mich anschreit, oder?«
Tim eilte zum Fenster und umarmte sie. Ronnie schloss die Tür ab und die Jungs zogen ihre Turnschuhe an. Dann half Ronnie Tim dabei, durch das Fenster zu klettern. Ronnie folgte ihm, ein letztes Mal in das erleuchtete Zimmer blickend, bevor er in der Nacht verschwand.
Die Sirene war nun lauter, näher. Frank schloss die Augen und lehnte sich gegen das Bett. Seine Schulter pulsierte, aber er konnte immer noch die Finger seiner linken Hand bewegen. Kein wichtiger Nerv beschädigt, zumindest nicht durch die Schusswunde. Aber Archer McFall hatte seine Nerven genügend in Mitleidenschaft gezogen.
Sheilas Finger tasteten den Bereich um die Wunde ab. »Tut es weh?«, fragte sie. Ihre Stimme war so entrückt, wie sie gewesen war, als er zuerst das Motelzimmer betreten hatte. Er wollte eine witzige Bemerkung à la Bruce Willis in Die Hard machen, aber er gab auf. Bruce Willis hatte Autoren, die ihn mit Sprüchen versorgten. Alles, was Frank hatte, war ein schrilles Gewirr aus Gedanken und rot glühenden Schmerzdrähten in seinem Gehirn.
Er ächzte und öffnete die Augen. Sheilas Gesicht war leichenblass, so weiß, wie das von Samuel gewesen war.
Samuel.
Wut und Hass verdrängten Franks Schmerzen. Diese Ratte Archer hatte Samuel getötet. Wer oder was auch immer Archer war, Geist oder Dämon oder der beste verdammte Magier seit Houdini, der »Prediger« war schuld an Samuels Tod. Und an Franks langen Jahren der Schuldgefühle.
»Wissen Sie, was lustig ist?«, fragte Frank.
»Gar nichts«, sagte Sheila. »Ich habe gerade auf Sie geschossen.«
»Nein, wirklich, es ist lustig«, sagte er. »Wenn man erst einmal die alten Regeln wegschmeißt, all die Dinge, von denen man glaubte, dass man sie wüsste und dass man auf sie zählen könnte, dann kann man so ziemlich alles glauben.«
»Wovon zum Teufel reden Sie?«
»Geister. Archer McFall. Was auch immer er ist, er ist real. Keine Vorspiegelung des Gehirns, keine Vision im Einklang mit Ihren Theorien der Kriminalpsychologie.«
»Er ist real, okay«, sagte sie, obwohl sie unsicher klang. Sie faltete die Bettdecke zurück und zog das Betttuch heraus. Dann riss sie einen langen Streifen vom Betttuch ab und band ihn um Franks Schulter und Oberarm. Er zuckte unter dem neuerlichen Schmerz zusammen.
»Verdammt, es ist nur eine Fleischwunde«, sagte sie.
»Das ist gut.«
»Nein, ist es nicht. Ich habe auf Ihr Herz gezielt.«
»Ich werde darüber nachdenken, fürs nächste Mal, wenn Sie drohen, mich zu erschießen.«
Sie knotete den Verband fest, als der heulende Streifenwagen vor die Tür fuhr. Er kam mit quietschenden Reifen zu einem Halt und Wade Wellborn schrie vom Parkplatz.
»Sheriff? Detective Storie?« Er hatte ihre Wagen gesehen.
»Alles klar, Wade«, rief Frank zurück.
Wade kam durch die Tür geeilt, seine Waffe war auf die Decke gerichtet. »Was zum Teufel ist passiert?«, fragte er mit aufgerissenen Augen.
»Wir hatten das, was man einen ›Vorfall‹ nennt«, sagte Frank. Sein Blut färbte den provisorischen Verband, aber die Blutung schien schwächer geworden zu sein. Er stand auf, Sheila nahm seinen guten Arm und half ihm dabei.
Als er versuchte, das Gleichgewicht zu erlangen, fügte er hinzu: »Vielleicht war es mehr eine ›Begegnung‹ als ein Vorfall.«
»Sir?«, fragte Wade.
»Fordern Sie Verstärkung an. Dann bleiben Sie hier und sichern den Tatort.«
»Wer war das?« Wade starrte auf den Verband, dann auf die zerbrochene Fensterscheibe und die Löcher in der Gipskartonplattenwand des Motels.
»Sie werden wie alle anderen auf den Bericht warten müssen«, sagte Frank. »Selbst ich weiß nicht, was passiert ist, bis ich es mir ausgedacht habe.«
Wade zögerte. Verwirrung zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Dann folgte er Franks Befehl. Als Wade das Zimmer verlassen hatte, sagte Frank zu Sheila: »Haben Sie Lust auf einen Gottesdienst?«
»Ich weiß nicht. Ich hatte immer gedacht, dass ich an Geister glauben würde, wenn ich sie sehen würde. Nun habe ich einen gesehen und glaube es noch immer nicht.«
»Sie sollten mehr Glauben haben, Detective.«
»Glauben?«
»Ja. Ich habe ihnen gesagt , dass es in der Kirche spukt. Ich wusste nur nicht, was dafür verantwortlich ist.«
»Sie meinen, ich hätte Ihnen glauben sollen, als sie von diesem gehängten Prediger geschwätzt haben?« Sheila schien sich zu fangen, ihre Benommenheit
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