Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
Frage ließ ihn den Atem anhalten. »Glaubst du an Gott?«
»Klar«, antwortete er, ohne nachzudenken. »Jesus Christus ist unser Herr und Heiland.«
»Nein«, sagte sie. »Ich meine wirklich glauben.«
»Hör zu, wenn du denkst, dass Archer der Teufel ist und das hier die letzte Schlacht zwischen Gut und Böse–«
»Sei kein Idiot, Frank«
»Ich glaube nicht, dass es so einfach ist«, sagte er. »Wie Gott ist gut und der Teufel ist böse. Einer hat Recht und der andere liegt falsch. Kennst du irgendetwas, dass so eindeutig ist?«
»Nun, wir sind ja nur Menschen«, sagte sie mit einer Portion Sarkasmus. »Was zum Teufel wissen wir schon?«
»Archer sagt, dass es das Fleisch selbst ist, das zur Sünde führt«, sagte Frank und fragte sich, wo er diesen Brocken Weisheit aufgesammelt hatte. »Das Herz ist rein, aber das Fleisch bringt uns die Probleme.«
»Archer sagt eine Menge Dinge.« Sheila nahm Tempo weg und bog auf die Schotterstraße ab, die nach Whispering Pines führte. Der Fluss funkelte unterhalb der Straße, das Silber des Monds sprenkelte seine Oberfläche. Sie fuhren um eine Kurve und die dunkle Form der Kirche zeichnete sich auf dem Hügel vor ihnen ab.
»Wird schon schiefgehen!«, sagte Frank, dessen Stimme über dem Schotter, der unter den Rädern knirschte, kaum zu hören war.
»Was ist unser Plan?«
Frank blickte auf die langen, dunklen Finger des Hartriegels, auf den schwarzen Glockenturm, auf die weißen Knochen der Grabsteine. Gestalten bewegten sich bei der Kirche und Autos füllten die Zufahrt. Archers Herde sammelte sich.
»Wenn ich einen habe, wirst du die erste sein, die davon erfährt«, sagte er.
Es geschah so plötzlich, dass es in Zeitlupe abzulaufen schien.
Er schrie, Sheila bremste, der Streifenwagen rutschte seitwärts. Sie ruderte mit ihren Ellbogen, als sie mit dem Lenkrad kämpfte, um dem Jungen auszuweichen, der mitten auf der Straße stand. Durch die Wucht wurde Frank gegen Sheila geschleudert und sie verlor die Kontrolle. Der Wagen rutschte über den losen Schotter auf den unbefestigten Seitenstreifen und dann die Böschung hinunter in den schwarzen Fluss.
Franks Kopf knallte gegen das Armaturenbrett, dann gegen die Decke. Er griff nach Sheila, als sich das Metall verbog, Glas zersplitterte und sich die Welt überschlug. Als seine Gedanken schwarz und blau wurden, klammerte er sich an das Bild von Samuel, der auf der Straße stand, die Arme zu einem Willkommensgruß ausgebreitet, mit einem Lächeln, aus dem Würmer krochen.
Dann: nasse Dunkelheit.
Kapitel 20
»Wo ist dein Wagen?«, fragte Mama Bet im Halbdunkel der Sakristei. Nicht, dass ihr ein Auto etwas bedeutete, aber nur wenige in der Gegend hatten einen Sohn großgezogen, der es in der Welt zu etwas gebracht hatte. Vielleicht litt sie unter sündhaftem Stolz, aber ein auffälliges Luxusauto verkündete einfach geradeheraus: Ich kann stolz auf mich sein. Bald würden Autos und Stolz und so etwas keine Rolle mehr spielen, aber man hielt sich an die kleinen Freuden des Lebens, solange man konnte.
»Dort, wo ich hingehe, werde ich keinen Wagen brauchen«, antwortete Archer. »Wo wir hingehen.«
Archer zündete eine Kerze an. Wächserner Rauch vermischte sich mit dem Geruch der Kommunion. Das ehrfürchtige Gemurmel der Gemeinde erfüllte das hölzerne Gewölbe der Kirche. Erwartung lag so dicht in der Luft wie die Fliegen auf einem überfahrenen Tier.
Archers Anzug war etwas zerknittert. Mama Bet runzelte die Stirn und richtete seine Krawatte. Ein Messias sollte auch seiner Rolle entsprechend aussehen. Die Menschen wandten sich nicht jedem hergelaufenen Tölpel zu.
»Willst du, dass ich auf diesen müden alten Beinen bis ins Himmelreich laufe?«, sagte sie als Versuch, Archer ein Lächeln zu entlocken. Er war immer so furchtbar ernst.
»Jeder von uns muss Opfer bringen«, sagte er.
Mama Bet bewegte die Schultern, damit sie die Spitzenborde am Kragen ihres Kleids nicht mehr am Hals kitzelte. »Ich denke, wir sollten besser anfangen.«
»Ja ... geh du vor. Gib mir einen Augenblick, um mit dem Gottvater zu kommunizieren«, sagte Archer ohne eine Spur von Ironie.
Das war ein Teil dieser Angelegenheit, der Mama Bet Sorgen bereitete. Sie würde endlich diesem gemeinen, hinterlistigen Schurken von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen. Dem, der den Samen eingepflanzt hatte und sie dann mit all den Schmerzen und den Widrigkeiten, einen Messias großzuziehen, allein gelassen hatte. Nun, eigentlich
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