Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
es weg von mir«, sagte er, und dann öffnete sich die Tür mit einer solchen Plötzlichkeit, dass der Mann auf seinem Hintern landete, während er in die Explosion des Lichts aus dem Korridor blinzelte. Das FLIR zeigte nun wieder nur orangene Formen, die warmblütigen Menschen im Zimmer. Was auch immer die Anomalie verursacht hatte, es war nun verschwunden.
Die Lampe an der Decke fing an zu flackern, verbreitete unstetes Licht und leuchtete dann konstant, während die Mitglieder der Gruppe einander mit einer Mischung aus Angst, Ehrfurcht und Unglauben anstarrten.
Burton prüfte seine Ausrüstung und konnte feststellen, dass alles wieder funktionierte. Er drückte den Knopf des Walkie-Talkie und sprach hinein: »Kontrollraum, wir hatten ein Prachtexemplar.«
Kapitel 20
Noonie.
Das Wort hatte für Wayne und Beth eine Mehrdeutigkeit angenommen, auf die Art und Weise, in der sich Partner über längere Zeit hinweg ihre eigene Sprache schaffen. Zuerst war es ein Codewort für ihre Mittagssextreffen gewesen, aus denen sie unvermeidlich zu spät an ihre Arbeitsplätze zurückkamen. Dann war aus dem Wort ein Synonym für Beths Vagina geworden, obwohl Wayne immer gedacht hatte, dass es zu kitschig für einen Ort war, der mit gewaltigen Geheimnissen, überwältigendem Genuss und dem Wunder eines Kindes aufwarten konnte.
Das Wort hatte ihnen gehört und er hatte keine Ahnung, wie Amelia Gordon davon erfahren haben konnte. Wenn das Brett »Beth« oder »Ehefrau« oder »Ich bin hier« buchstabiert hätte, dann hätte er es als Zufall abtun können, aber sie hatte das einzige Wort gewählt, das er nicht anzweifeln konnte. Wayne starrte das sich selbst überlassene Ouija-Brett in 218 an.
»Beth«, flüsterte er.
Das Denken ihres Namens schien irgendwie sicher, weil er sie seit Jahren in sich herumgetragen hatte. Aber ihn laut auszusprechen gab dem Namen Gewicht und erfüllte ihn mit der Macht der Möglichkeit. Sich etwas zu wünschen, war idiotisch, und an Geister zu glauben, war ein Akt der Feigheit. Wenn er wirklich dachte, dass er mehr wusste als Gott, würde er sich eine Flasche schnappen und sich in der Kloake seines eigenen Egos und seiner Ängste verstecken.
»Beth«, sagte er laut.
Ich kann nicht an dich glauben. Nicht in dieser Form. Ich glaube an das, was du warst.
Wayne berührte die Oberfläche des Ouija-Bretts. Die Planchette lag auf dem Brett, dort wo sie Amelia nach ihrer Befragung hatte liegen lassen.
Amelia hatte von einem Engel an der Decke gesprochen. Zimmer 318 war genau über ihnen.
Will ich es wirklich wissen? Wenn ich eine Antwort bekäme, würde ich sie akzeptieren? Oder würde ich nicht doch lieber an den Geschichten festhalten, die mir über die Jahre hinweg Trost gegeben haben.
Trost.
Nein, es war kein Trost.
Es war Überleben.
Das Brett war glatt und relativ neu. Er hatte es als Requisite gekauft, nachdem sich einer seiner früheren Konferenzteilnehmer darüber beklagt hatte, dass die Diskussionsrunden zu technisch und langweilig waren. »Das Zeug kann man alles über das Internet lernen«, sagte der Miesepeter.
Und so hatte er angefangen, seine Veranstaltungen aufzupeppen, hatte Hellseher, Handleser und alles Erdenkliche bis auf einarmige, schlammcatchende Zwerge eingebaut – und wenn er einen guten Weg finden könnte, diese Zwerge irgendwie mit dem Paranormalen statt mit dem guten alten Abnormalen in Verbindung zu bringen, würde er keine Sekunde zögern. Das Ouija-Brett erwies sich immer als Anziehungspunkt, weil die Menschen nach Orakeln verlangten und sie im Laufe der Weltgeschichte unermüdlich nach Botschaften in allem, von Tiereingeweiden bis zu Teeblättern, gesucht hatten.
Als sie während seiner Hochzeitsreise mit dem Ouija-Brett gespielt hatten, hatten sie genau das getan – gespielt. Am Couchtisch kniend, in ihren Bademänteln Wein trinkend, hatten sie Margaret beschwört. Nur so aus Spaß, als Vorspiel, als Teil des Vergnügens in einem Spukhotel.
Aber dann war ihr Gespräch ernst geworden, und als ein kalter Windzug von nirgendwo hereinwehte, hatte Beth ihm in die Augen gestarrt und ihn schwören lassen. Wayne hatte verlegen gekichert, war aber auf das Spiel eingegangen. Deshalb hatte er genickt und gelächelt. Eine Übereinkunft und eine Einladung.
Als Beth ihm das Versprechen abgenommen hatte, hatte er sich nicht vorstellen können, länger als sie zu leben. Damals hatte er noch getrunken. Nicht so sehr, dass es ihre Beziehung beeinträchtigt hätte,
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