Grusel Box: Drei Mystery-Thriller (German Edition)
bist sehr geschickt darin, das Ergebnis in die Höhe zu treiben.«
»Daran solltest du dich immer erinnern.« Sie streichelte ihn ein letztes Mal verführerisch, dann gab sie ihn frei und stieg aus dem Bett, während sie seine hungrigen Augen auf ihrem Körper fühlte. Sie wandte sich ab, um ihr triumphales Lächeln zu verbergen. »Fast Mitternacht. Zeit, die Bilder hochzuladen und mit der Show zu beginnen.«
Sie schlüpfte in ein schwarzes Nachthemd, das gerade durchsichtig genug war, um ihn weiter abzulenken, und ging durch das Zimmer zum Schreibtisch. Der Laptop und das Videozubehör gehörten der Universität und waren auf dem neuesten technischen Stand. Dank Duncans Geschick war es ihnen gelungen, eine Verbindung mit den Monitoren im SSI-Kontrollraum herzustellen. Die kleinen Bilder zeigten die verschiedenen Geisterjagden, die gerade stattfanden und von denen einige mit militärischer Präzision abliefen, während andere so unorganisiert waren wie eine dritte Klasse bei einem Schulausflug. Sie konnte zwar ihr Hauptziel, Wayne Wilson, nicht sehen, aber etwas Köder würde schon dafür sorgen, dass das Wasser blutig wurde.
Eine sechsköpfige Gruppe ging gerade den Korridor entlang, angeführt von dem Kerl, der im Programm als »Die Schabe« aufgeführt wurde. Er war mit genügend Geräten ausgestattet, um jeden Hobbygeisterjäger zu beeindrucken, eine wandelnde Reklame für eine vom Elektrofachhandel gesponserte Pseudowissenschaft. Wenn er »Schlange!« schrie, würde seine Gefolgschaft zweifellos in die Höhe springen.
Als sie das Projektionsprogramm gestartet hatte und ihr Bild der Verschmähten Braut auf der Wand vor der Gruppe erschien, war Duncan neben ihr.
»Fahr den Kontrast zurück«, sagte er. »Sonst sieht es zu robust aus.«
Er nahm die Maus aus ihrer Hand und manipulierte das Bild so, dass es aufgeblendet wurde. Das Bild hatten sie von einem Dia in der Sammlung der Universität zur Geschichte der Appalachen, eine silberne Daguerrotypie, deren schimmernde Beschichtung die Frau noch flüchtiger erscheinen ließ. Die großen dunklen Augen der Frau und der Blumenstrauß in ihren schlaffen Fingern strahlten in keiner Weise die Freude einer Frischvermählten aus. Stattdessen erschien sie eher wie ein Teenager im Tuberkuloseendstadium.
Das Bild war kaum zu sehen, als ein Mitglied der Gruppe, eine kleine, komplett in schwarz gekleidete Frau zu deuten begann und etwas ausrief. Obwohl das Monitorsystem keinen Tonkanal hatte, war zu erkennen, dass ihre Lippen das Wort »Schaut!« formten.
Duncan hatte den Videoclip so bearbeitet, dass sich der Kontrast ständig veränderte, wodurch die Illusion eines Geistes entstand, der darum bemüht war, als sichtbares Phänomen zu erscheinen. Das Ergebnis seiner Bemühungen war durch die Spycam betrachtet fast so gut wie die Kinoeffekte von Disney und Pixar.
»Schwachköpfe«, sagte Ann.
»Guck dir die Schabe an«, sagte Duncan und zeigte auf den Bildschirm, auf dem der Mann an der Ausrüstung an seinem Gürtel herumfummelte. »Sieht so aus, als hätte er eine Panikattacke.«
Ann gluckste und war selbst überrascht von dem Geräusch, das aus ihrem Rachen kam. Sie genoss das alles noch mehr, als sie eigentlich erwartet hatte.
»Who ya gonna call?«, sang sie und malträtierte dabei den »Ghostbusters«-Filmsong aus den 1980ern. » Doof busters!«
»Was hat er in seiner Hand?«
Kapitel 22
Ein Hotel voller lebender, atmender Dämonen, und dann erscheint so etwas Schwaches wie das da?
Schabe war fast schon verärgert darüber, dass so ein kümmerlicher ortsgebundener Geist es wagte, sich zu zeigen. Es war ungefähr so, wie wenn ein holzbeiniger Pirat auf den marmornen Balkon eines Hofballs stapfen würde. Aber man nahm sich der Erscheinungen an, wie sie kamen. Es war alles Teil des Trainings. Es war alles Teil des Kriegs.
Die Geisterjäger hinter ihm waren zu nichts zu gebrauchen, zu beschäftigt mit ihren »Oohs« und »Aahs« und den Gedanken darüber, was sie nächste Woche in ihren Blogs schreiben würden. Das Problem mit den Para-Touristen war, dass sie der richtigen Arbeit im Weg standen, wenn es ernst wurde. Aber genau wie die Dämonen waren sie ein notwendiges Übel.
Sie gaben einen guten Köder ab.
Bei der Erscheinung schien es sich um die Verschmähte Braut zu handeln, obwohl die Beschreibungen über die Jahrzehnte hinweg weit auseinandergegangen waren, bevor sich eine relativ einheitliche moderne Legende herausbildete. Und auch wenn der
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