GU Die Familienschatzkiste

Wörtern und Zusammenhängen und auch die Fähigkeit, in unterschiedlichen Situationen auf ein unterschiedliches Vokabular zurückzugreifen. Genauso schult das Lesen die Kreativität, die Fantasie und auch die Konzentration. Im Kopf entstehen Bilder von Menschen, von Landschaften und die ganze Handlung einer Geschichte. Wie ein Film läuft sie vor unserem inneren Auge ab, aber – und das ist das Wichtige – bei jedem Einzelnen etwas anders. Manchmal ist es so, als könnten wir die verschiedenen Stimmen der Helden hören. Wie enttäuscht sind wir dann oft, wenn das Lieblingsbuch verfilmt wird und völlig andere Typen mit ganz anderen Stimmen darin zu sehen und zu hören sind – weit weg von dem eigenen Kopfkino. Um der Fantasie ihren Raum zu lassen, galt bei uns immer die Faustregel: Erst das Buch selbst lesen oder vorlesen, und danach vielleicht den Film anschauen.
    Vorlesen bedeutet aber auch Nähe und Zuwendung pur. Der Vorleser ist ganz für das Kind da.
Familienstammtische
    In diesem Buch mache ich immer wieder Vorschläge für Familienstammtische. Damit meine ich ein Treffen am großen Esstisch oder in der gemütlichen Sofaecke. Dann wird geredet, diskutiert, herumgesponnen. Das stärkt den Zusammenhalt in einer Familie, weil jedes Familienmitglied etwas über die anderen erfährt. Nicht nur die Kinder lernen, ihre Gedanken offen auszusprechen oder über Ängste und Träume zu reden. Wichtig dabei ist: Es darf gemeinsam gelacht werden, aber nicht übereinander – auch wenn jemand vielleicht einen seltsamen Gedanken ausspricht. So entsteht eine Atmosphäre des Vertrauens, die eine Familie zusammenschweißt und auf die wir auch in schwierigen Situationen bauen können.
    Außerdem – und das ist fast noch wichtiger – lernt man das Zuhören. Viele Menschen heutzutage können das nicht mehr – einfach nur zuhören. Selbst am Telefon wird nebenbei noch Wäsche zusammengelegt, das Baby versorgt oder die Spülmaschine ausgeräumt. Wir verlangen von unseren Kindern, dass sie uns immer zuhören, aber sind wir ihnen da wirklich gute Vorbilder? Lassen Sie jeden in der Familie am Familienstammtisch aussprechen und zu Wort kommen. Wenn es anfangs schwieriger ist als erwartet, kann ein Erzählball oder ein Erzählstab zu Hilfe genommen werden. Jeder, der diesen Ball oder Stab in der Hand hält, darf erzählen, und die anderen hören zu.
    Natürlich sind auch Nachfragen erlaubt und erwünscht, denn nicht immer verstehen alle in der Familie sofort, was der Sprechende meint. Das geht Eltern mit Kindern so und Kindern mit Eltern. Wenn eine Ansicht noch einmal neu formuliert wird, üben wir auch den präzisen Umgang mit der Sprache. Das gilt für die Großen genauso wie für die Kleinen.
    Basteln
    Basteln fördert Kreativität (für mich eine der wichtigsten Eigenschaften, leider in Schulen oft völlig unterbewertet), Konzentration, Durchhaltevermögen und die Feinmotorik. Wichtig finde ich, dass Kinder – und auch Eltern, die vielleicht nicht so gern basteln – nicht gleich aufgeben, wenn die Bastelarbeit nicht sofort klappt. Oft ist das eine echte Geduldsprobe. Manchmal klebt alles überall – nur nicht da, wo es kleben soll. Versuchen Sie, mit Ihrem Kind darüber zu lachen, und ermutigen Sie es dazu, weiterzumachen oder noch einen neuen Versuch zu starten. Am Ende kann man auf das Ergebnis richtig stolz sein: »Das hab ich selbst gemacht!«
Raus in die Natur
    Die Natur bringt uns Erdung auf der ganzen Linie. Wir vergessen das leider immer mehr. Aber gehen Sie mit Ihrer Familie einmal in den Wald. Das ist durch die Bewegung an der frischen Luft nicht nur gut für die Gesundheit, sondern auch für den Geist und die Seele. Atmen Sie tief ein, schließen Sie die Augen, und lauschen Sie den Geräuschen. Spüren Sie, wie angenehm sich das anfühlt? Die meisten Menschen sind nach einem Waldspaziergang fröhlich, ausgeglichen und fühlen sich einfach gut. Der Körper und die Seele haben Kraft getankt. Gehen Sie also so oft es Ihnen möglich ist, in die Natur – ob Berg, Feld, Wiese, Fluss oder See, ganz egal. Das Leben einatmen kann man überall in der Natur.

    Lernen, ohne es zu merken
    Niemand muss das Wissen in Kinder hineinprügeln. Wenn Kinder bereit dazu sind, verschlingen sie das Wissen wie einen Schokokuss. Kinder kommen schließlich zum Lernen motiviert auf die Welt. Sie wollen entdecken und sind neugierig auf alles, was neu ist. Wir müssen nur den richtigen Zeitpunkt finden, wann sie wozu bereit sind.
    Wenn Sie