GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben

wie so viele Menschen vor dir, in Chile besuchen, um eine Zeit lang mit uns zu leben, unsere Arbeit kennenzulernen und unsere Erfahrungen mit uns zu teilen.
    In den vierzig Jahren, die ich nun in den Armenvierteln Lateinamerikas lebe, habe ich viel über die Liebe gelernt. Die wichtigste Einsicht ist die, dass wir auf der Suche nach dem Glück viele Jahre unseres Lebens einem tragischen Missverständnis unterliegen. Denn die meisten Menschen suchen verzweifelt danach, geliebt zu werden. Aber das macht nicht dauerhaft glücklich. Wirklich glücklich macht es, zu lieben. Lieben heißt tun, aktiv sein. Hier in den Armenvierteln habe ich das tausendfach beobachtet, an mir und an allen Menschen, die unseren Weg mitgehen. Und an den vielen Wundern, die geschehen sind.
    Auch wenn viele Menschen uns besuchen, um diese Wunder der Liebe mit eigenen Augen zu sehen und Orientierung für sich selbst zu finden, so musst du doch verstehen, dass ich keine Ratschläge geben möchte. Ich glaube zutiefst, dass jeder Mensch frei ist und seinen Weg nur selbst finden kann. Doch alle sind eingeladen, an unserem Leben teilzuhaben. Deshalb habe ich dieses Buch geschrieben. Ein Buch über die Liebe. Eine Einladung für dich, für euch, in unser Leben einzutauchen.
    Wobei ich hier, wenn ich von Liebe spreche, eine ganz umfassende Liebe meine, die weit mehr als romantische Gefühle bedeutet. Liebe, das ist zuallererst die Liebe zu sich selbst. Zur echten Selbstliebe gesellt sich von ganz alleine die Nächstenliebe. Wobei »der Nächste« ein weiter Begriff ist und keineswegs nur unsere Familie und Liebsten meint. Für mich sind alle Menschen Kinder Gottes, also ist auch jeder mein Nächster. Wird Liebe so verstanden und gelebt – das zeigt die Erfahrung –, wird sie unausweichlich politisch: Solidarität ist die politische Form der Liebe.
    Die schönsten Geschichten der Liebe, jede ein liebevolles Gebot, habe ich zu einem Geschichtenstrauß für euch gebunden. Manche Geschichten mögen auf den ersten Blick weit entfernt von eurem Alltag sein, doch sie sind euch näher, als es vielleicht erscheint. In ihnen blühen universelle Wahrheiten. Ihr könnt sie für euer Leben entdecken. Blumen müssen gewässert werden, damit sie wachsen und blühen können. Was das Wasser für die Blumen, ist die Liebe für unsere Herzen.
    Im Herzen eines jeden Menschen wohnt ein Traum, eine tiefe Sehnsucht. Das ist immer die Liebe. Nichts wünsche ich euch mehr: Findet sie, lebt euren Traum. Dann werdet ihr glücklich sein.

Wo immer ich bin, ist es gut so
    Der Plan fürs Wochenende ist perfekt. Da wird das Kind krank oder die Oma stürzt oder der Wetterbericht hält nicht, was er verspricht. Es gibt so viele Dinge, die unsere Vorhaben durchkreuzen können. Ehe man sichs versieht, befindet man sich in einer Situation, die man so eigentlich nicht gewollt hat. Und wie oft müssen wir an einem Ort oder unter Menschen sein, wo wir uns eigentlich überhaupt nicht wohlfühlen! Beispielsweise in einer Behörde oder auch im Job. Wie soll das gut sein?
    Die Worte »Wo immer ich bin, ist es gut so« lassen im Herzen eine Sehnsucht anklingen. Doch warum nur kämpfen wir dagegen an, wann immer sich das Leben anders entwickelt, als unsere Pläne es vorsehen? Warum nur betrachten wir es als eine Baustelle, an der wir permanent zugange sind? Da ist immer noch irgendetwas zu erledigen, ehe wir uns entspannt zurücklehnen können. Eine Baustelle ist nichts, was ein Gefühl des Wohlbefindens oder der Stimmigkeit auslöst ...
    Termine, Stress und Hektik – das sind für die meisten Menschen heute große Herausforderungen. Wir sind anspruchsvoll geworden. Wollen einen spannenden Beruf, der uns fordert. Die Väter sollen und wollen auch Zeit mit ihren Kindern verbringen. Wir möchten etwas für unsere persönliche Entwicklung tun und unsere Freunde wollen wir natürlich auch gelegentlich sehen. So ist der Terminkalender dicht gefüllt. Obendrein machen wir häufig verschiedene Dinge gleichzeitig: telefonieren und dabei die E-Mails lesen beispielsweise. Oder wir sind in Gedanken schon beim nächsten »Programmpunkt« beziehungsweise hängen vergangenen Dingen nach. Selten sind wir mit Kopf und Herz bei dem, was wir gerade tun.
    Zwar können wir so leben, aber es zehrt an unseren Nerven. Und so erleben wir unsere Tage zerrissen, sind abends müde und erschöpft und wissen nicht einmal, warum eigentlich.
    Vertrauen schöpfen
    Was, wenn wir tatsächlich sagen können: Es ist in Ordnung