GU Liebevolle Gebote fuer ein erfuelltes Leben
haben wollen. Aber wer sich vom Leid berühren lässt – der fühlt den Himmel. In sich. Und holt ihn für die anderen auf die Erde.
Ich kann es nicht mehr zählen, aber es waren sicher viele Zehntausend Mal, dass wir das Kreuzchen seither verkauft oder verschenkt haben. Und es ist jedes Mal, als ginge der Himmel über uns auf. Fast werden alle ein wenig andächtig.
Wie viel Gutes für alle aus Nelsons Entschluss erwachsen ist! Hier ist es mit Händen zu greifen: Wo die Liebe Regie führt, werden alle glücklich. Für einen kleinen Moment schwappt das Glück selbst zu den Menschen, denen ich so viele Jahre später die Entstehungsgeschichte des Kreuzchens erzähle. Ich glaube, das liegt daran, dass diese Geschichte so sinnbildlich ist. Jemand sieht große Not. Er hat selbst kaum etwas, aber er will der Not nicht einfach nur zuschauen. Er weiß ja nicht, dass ihm diese Bereitschaft einen Lebensunterhalt bis ans Ende seiner Tage einbringen wird. Aus dem »Stückchen chilenischen Himmel«, wie ich das kleine silberne, tiefblaue Kreuzchen immer nenne, ist schon lange ein großes Himmelsfirmament geworden, das sich über uns allen erstreckt.
MEINE EINLADUNG AN DICH: HOL DEN HIMMEL AUF DIE ERDE
Lass den Schmerz der Schlüssel zu deinem Herzen sein. Aufrichtiges Mitgefühl spürt die Liebe in uns auf. Statt uns als ohnmächtig zu empfinden, können wir aktiv mithelfen und so ein Stück Himmel auf die Erde holen.
Mitfühlen und Schmerz zulassen statt sich abschotten
Wir dürfen uns nicht an den Schmerz gewöhnen, den Kummer und Leid in uns auslösen, und ihn auch nicht abwehren – wir sollten unser Herz nicht verschließen, sondern öffnen. Oft ist Abwehr die erste Reaktion auf eine Krebsdiagnose, einen Unfall oder einen anderen Schicksalsschlag eines Menschen in unserem näheren oder weiteren Umfeld. Es kommen Gedanken wie: »Das könnte ich nicht aushalten«, »Oh mein Gott, zum Glück sind wir das nicht«, »Das ist ja das Schlimmste, was einem passieren kann«. Selbstverständlich sind diese Gedanken erlaubt! Wenn wir es jetzt zulassen, uns hilflos und ohnmächtig zu fühlen, bleibt unser Herz offen, auch wenn es schmerzt.
Aber geh doch noch einen Schritt weiter und stell dir eine kleine Frage: »Gibt es etwas, das ich in dieser Situation ganz konkret beitragen könnte?«
Hilf mit ganz praktischen Dingen
Ein Beispiel: Eine Freundin aus Studientagen, die es in eine andere Stadt verschlagen hat und die mittlerweile über 50 Jahre alt ist, wurde von ihrem Mann verlassen. Die Kinder sind groß, nach der langen Familienphase hat sie wenig Berufserfahrung und kaum Chancen auf eine Festanstellung. Ihr Leben ist mühsam und wenig erfreulich geworden. Was könnte deine Aufgabe sein? Am Telefon zuhören, auch nach zwei Monaten noch. Einen Badezusatz mit einem ansprechenden Duft und eine CD mit der Lieblingsmusik der Freundin in ein Päckchen packen. Im Internet eine schöne Sauna in ihrer Nähe suchen und einen Gutschein für einen Tag dort bestellen.
Oder jemand, der mit dir im Chor singt, liegt schwer krank in der Klinik. Du kennst diesen Menschen vielleicht gar nicht gut, doch auch er gehört zu deinem Leben. Wie kannst du dem Betroffenen und auch den Angehörigen zu verstehen geben, dass du mitfühlst? Wie ihn unterstützen? Indem du beispielsweise nachfragst, ob du etwas tun kannst. Fahrten ins Krankenhaus erledigen oder abends einen Eintopf vor die Tür stellen. Es sind oft gerade diese ganz praktischen Dinge, die eine enorme Erleichterung darstellen.
Wenn ich mich tief berühren lasse, erwachen meine Kräfte
Ich bin sehr dankbar, dass ich mich nicht an Kummer und Leid gewöhnt habe, obwohl ich sie schon seit so vielen Jahren erlebe. Nicht an Armut, nicht an Elend, nicht an Schmerz habe ich mich gewöhnt. Meine Erfahrung über die Jahre ist im Gegenteil: Wenn ich mich weiter tief berühren lasse, dann werden auch die Kräfte in mir wach, mit denen ich den anderen zu Hilfe kommen und kreativ beistehen kann. Leid und Schmerz haben bei mir eine direkte Verbindung zur compasión, wie wir in Chile sagen, zum Mitgefühl. Und dadurch zur Kreativität der Liebe, die aus meiner tiefsten Tiefe kommt. Sie, die Liebe, ist mein eigentliches Sein. Durch die Liebe kann ich meine ganzen Kräfte einsetzen für andere Menschen. Der Schmerz führt mich zur Liebe.
Fang einfach an, egal wie ausweglos es scheint
Wenn all die Liebe, die in unseren Herzen wohnt, zusammenfließen würde, was könnte dann wohl diese versammelte Liebe
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