Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
Siljar mit erschöpfter Stimme. »Zumindest nicht heute.«
Santiago blickte auf und sah, wie Roke die bewusstlose Sally zur Tür trug und Siljar sich gegen einen Trümmerhaufen lehnte. Er runzelte die Stirn, als er erkannte, dass das Buch verschwunden war.
»Wo ist der Geist?«
Siljar verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Ihre vernichtende Macht war ausnahmsweise einmal gedämpft. »Er wurde zur Kommission geschickt. Dort gibt es Personen, die dazu befähigt sind, ihn gefangen zu halten.«
KAPITEL 30
N efri gewann ihr Gleichgewicht zurück, obgleich sie es Santiago gestattete, ihr beschützend den Arm um die Schultern zu legen. Sie spürte bereits, dass es auf Erden keine Macht gab, die ihn dazu zwingen konnte, sie loszulassen.
Außerdem gefiel ihr das massive Gewicht. Es rief ihr in Erinnerung, dass sie nach endlosen Jahrhunderten des Alleinseins nun endlich über einen Begleiter verfügte, dem sie nicht nur vertraute, sondern der ihr Herz auch mit einer Freude erfüllte, die sie sich niemals erträumt hätte.
Diesen Mann.
Diesen herrlichen, ehrfurchtslosen, erotischen Vampir, den sie bedingungslos liebte.
Diesen Mann, den sie zu ihrem Gefährten nehmen wollte.
Zumindest, wenn sie sich erst einmal absolut sicher sein konnte, dass die Gefahr vorüber war.
»Weshalb habt Ihr den Geist nicht vernichtet?«, verlangte sie von dem Orakel zu wissen. Mit einiger Verspätung stellte sie fest, dass die winzige Dämonin so erschöpft aussah, wie Nefri sich fühlte.
»Weil niemand von uns wusste, was dann geschehen wäre.«
Styx trat vor. Sein Arm schmerzte noch von ihrem brutalen Angriff, und sein Gesicht war blutig. »So rätselhaft wie eh und je, Siljar«, meinte er vorwurfsvoll.
»Das ist nicht rätselhaft, sondern die einfache Wahrheit«, antwortete Siljar. Sie gehörte zu den wenigen Dämonen dieser Welt, die keine Angst vor dem König der Vampire hatten. »Dieses Wesen ist gefährlich, doch es brachte die Vampire hervor, ebenso wie andere Dämonenspezies«, sagte sie achselzuckend. »Es ist sehr gut möglich, dass bei seiner Vernichtung seine Nachkommenschaft in vieler Hinsicht geschädigt werden würde. Das vermögen wir nicht vorherzusagen.«
Nefri nickte widerstrebend. Zwischen Leben und Tod herrschte ein weitaus empfindlicheres Gleichgewicht, als es den meisten Leuten bewusst war.
»Also befindet sich der Geist in dem …« Sie bemühte sich, sich trotz des Nebels, der ihren Verstand getrübt hatte, zu erinnern. Hatte die Hexe nicht etwas gegen ihren Körper gepresst? Irgendetwas, das den Geist aus ihrem Körper vertrieben hatte? Ah ja. »Buch?«
»Er ist in einem Vakuum zwischen Zeit und Raum gefangen«, erklärte das Orakel. »Solange er ordnungsgemäß überwacht wird, kann er nicht entkommen.«
»Hättet Ihr daran nicht denken können, bevor Ihr Nefris Clan in Gefahr gebracht habt?«, fragte Santiago, der wie immer hart am Rande der Katastrophe lebte.
Glücklicherweise wirkte Siljar nicht gekränkt. Sie zog die Augenbrauen hoch. » Nefris Clan?«
Santiago legte den Arm noch fester um Nefri. »Unseren Clan.«
Siljar lächelte zufrieden. Das war nicht unbedingt der beruhigendste Anblick, wenn man die rasiermesserscharfen Zähne bedachte. »Die von den Hexen erzeugte Zauberkunst reichte jahrhundertelang aus, um ihn gefangen zu halten.«
Santiago hob eine Braue. »Also hattet Ihr keine schändliche Absicht im Sinn, als Ihr es Nefri gestattet habt, ihr Volk hinter den Schleier zu führen?«
»Sie kam mit der Bitte um einen Ort des Friedens zu mir.«
»Und?«, drängte Santiago, ohne auf Nefris Stirnrunzeln zu achten. Er ließ sich von der zur Schau gestellten Unschuld des Orakels nicht täuschen.
Die winzige Dämonin tat seine Ungeduld mit einer Handbewegung ab. »Und wir hofften, dass uns ihr Volk, wenn es hinter dem Schleier lebte, als Frühwarnsystem dienen würde, wenn der Geist tatsächlich im Begriff sein sollte, zu erwachen.«
Bevor Santiago eine noch dümmere Bemerkung als sonst machen konnte, schnitt Nefri ihm elegant das Wort ab. »Aber der Geist hat meinen Clan niemals gestört«, hob sie hervor. »Zumindest haben wir niemals etwas Derartiges bemerkt.«
In den dunklen Augen war plötzlich eine tiefgründige, unermessliche Weisheit zu erkennen. »Unglücklicherweise war uns nicht bewusst, wie dünn die Wände zwischen den Dimensionen geworden waren. Der Geist war imstande, sich versteckt zu halten, während er gleichzeitig eine Handvoll Vampire durch Manipulation dazu brachte, die
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