Guardians of Eternity 10 - Gefaehrtin der Ewigkeit
zugeben musste, tatsächlich kastriert worden zu sein.
Und zwar nicht nur in sexueller Hinsicht, auch wenn das zugegebenermaßen schrecklich genug gewesen wäre. Schließlich war er ein Vampir. Sein Appetit auf Sex sollte eigentlich keine Grenzen kennen.
Aber auch seine allgemeine Lebenslust …
Plötzlich war sein Vergnügen daran, schönen Frauen den Hof zu machen und Zeit mit seinen Clanbrüdern zu verbringen, einer nagenden Frustration gewichen. Und sein Stolz darauf, einen berüchtigten Club zu leiten, war durch ein Jucken verdrängt worden, das er nicht kratzen konnte.
Er versuchte das zu ignorieren, gemäß der Theorie, dass es sich damit wie mit einem schlimmen Kater verhielt: Es war etwas, das man durchlitt und dann vergaß, sobald die nächste Party winkte.
»Dann stell eben noch mehr ein«, knurrte er.
Sie kniff die Augen zusammen. »Du hast leicht reden.«
»He, du weißt, wo die Tür ist …«
»Ich bin noch nicht fertig«, unterbrach sie ihn.
Er zog die dunklen Augenbrauen zu einem warnenden Stirnrunzeln zusammen. »Koboldin, du raubst mir den allerletzten Nerv.«
»Genau darum geht es.« Sie zeigte mit dem Finger auf die kampflustige Menge. Die Leute musterten einander weiterhin mit drohenden Blicken. »Diese Laune steckt nicht nur die Angestellten an, sondern auch die Gäste. Jede Nacht sind wir nur um Haaresbreite von einem Aufstand entfernt.«
Santiago schnaubte und verschränkte die Arme vor seiner breiten Brust. »Ich leite einen Dämonenclub, der Blut, Sex und Gewalt anbietet. Was erwartest du da? Line Dance, Ginfizz und Karaoke?«
»Die Atmosphäre ist immer aggressiv, aber in den letzten Wochen war sie explosiv. Wir hatten in dieser Zeit mehr Kämpfe als in den vergangenen zwei Jahren.«
»Hast du die Neuigkeiten nicht gehört? Wir feiern die Niederlage des Fürsten der Finsternis«, versuchte er zu poltern. »Einen Neuanfang … Blablabla.«
Wie ein Hund, der seinen Knochen nicht hergeben will, weigerte sich Tonya, es dabei bewenden zu lassen. »Sieht das etwa nach Feiern aus?« Erneut deutete sie mit dem Zeigefinger auf die brodelnde Menge. »Deine Frustration steckt alle hier an.«
Da konnte Santiago ihr nicht widersprechen. Der Club war nicht gerade Disneyland, aber normalerweise gab es hier auch keine Blutbäder.
Zumindest, wenn man nicht so dumm war, an den Käfigkämpfen teilzunehmen.
»Was schlägst du also vor?«
»Du hast zwei Möglichkeiten.« Tonya setzte ein angespanntes Lächeln auf. »Zieh los und töte irgendwas, oder fick es. Verdammt, tu beides.«
Er schnaubte. »Erklärst du dich etwa dazu bereit?«
»Das würde ich tun, wenn es irgendetwas nützen würde«, gab sie offen zu. »Aber so …« Ihre Worte verklangen, als sie die Hand hob und in eine entfernte Ecke zeigte.
»Was?«
»Ich habe etwas, das deinem derzeitigen Frauengeschmack besser entspricht.«
Santiago war sich nicht sicher, was er erwarten sollte. Vielleicht Zwillingskoboldinnen. Er hatte immer eine Schwäche für Zwillingspaare gehabt. Mit zweien gleichzeitig …
Vielleicht auch eine brünstige Harpyie.
Nichts konnte einen Mann zuverlässiger ablenken als eine Woche, die angefüllt war mit ununterbrochenem, schonungslosem Sex, bis seine Hoden schmerzten.
Aber stattdessen trat eine Vampirin aus den Schatten.
»Verdammt«, keuchte er schockiert.
Nicht, weil die Frau hinreißend war. Das war eine gegebene Tatsache. Alle Vampirinnen waren atemberaubend schön.
Aber diese hier kam ihm mit ihrem langen, schwarzen Haar und ihren dunklen Augen, die einen starken Kontrast zu ihrer blassen Haut bildeten, auf unheimliche Weise bekannt vor.
Nefri.
Nein, das war nicht Nefri, flüsterte eine Stimme in seinem Hinterkopf. Ihr Gesicht war kantiger, und der Frau, die sich ihnen näherte, mangelte es an der majestätischen Zurückhaltung, von der die echte Nefri umgeben war.
Ganz zu schweigen von ihrem Mangel an ungeheurer Macht. Der Einfluss von Nefris Anwesenheit hingegen hätte dafür gesorgt, sie alle ins Taumeln geraten zu lassen.
Aber diese Frau ähnelte Nefri so sehr, dass sich in Santiagos Magen schmerzhafte Knoten bildeten.
»Ist sie geeignet?«, fragte Tonya.
»Werde sie los«, befahl er mit belegter Stimme.
Tonya runzelte verwirrt die Stirn. »Wie bitte?«
»Werde sie los. Jetzt sofort!«
Santiago drehte auf dem Absatz um und steuerte auf die Treppe zu, die aus dem Untergeschoss hinausführte.
Er hatte das dringende Bedürfnis, von hier zu verschwinden.
»Santiago!«, rief Tonya
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