Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
Stahltür im Brückenturm. Da endlich begriff ich, was Kjell und er vorhatten: Sie wollten den Weg durchs Web nehmen! Die Sache hatte nur einen Haken: »Aber all die Leute hier«, flüsterte ich Taha ins Ohr. »Wenn wir vor deren Augen durch die Tür springen, gibt das doch ein Riesentohuwabohu! Und morgen sind alle Zeitungen voll davon!«
»Nur, wenn sie das auch mitbekommen«, antwortete Taha mit einem verschwörerischen Lächeln. »Aber das werden sie nicht â jede Wette!« Damit nickte er Kjell zu, der zu seinem Communicator griff und einmal mehr auf einen Knopf drückte.
Kurz darauf ertönte erneut ein schrilles Silvesterkracherheulen. Nur einen Wimpernschlag später explodierte ein Feuerwerkskörper auf der gegenüberliegenden Brückenseite und sprühte regenbogenfarbene Leuchtkaskaden in die Nacht. Während die Köpfe sämtlicher Passanten herumflogen und sie das grellbunte Lichterspektakel mit groÃen Augen und vielstimmigen »Ahs« und »Ohs« bestaunten, nickte Taha Kjell und mir zu. »Los jetzt!«
Wir rannten auf die Stahltür zu, sprangen schon nach wenigen Schritten ab â und landeten wohlbehalten und ohne eine Schramme im Web, wo ich endlich das geheimnisvolle Float zu Gesicht bekam: mehr Spaceship als Schlauchboot fuhr es nicht auf Wasser, sondern wurde von dem Ãther getragen, mit dem das Web gefüllt war.
»Das Web ist bekanntlich ein Teil der Unwirklichen Weiten«, erläuterte Taha, »und deshalb auch nicht mit der Luft der Erdatmosphäre gefüllt, sondern mit kosmischem Ãther.«
»Und der besitzt eine solche Dichte, dass das Float darauf schwebt?«
»Genau.« Taha nickte. »So ähnlich jedenfalls könnte man es erklären. Auch wenn die irdischen Naturgesetze in Irealis nicht gelten, wie du ja schon selbst festgestellt hast. Auf alle Fälle sind wir mit dem Float weit schneller als mit der BVG .«
Während wir in das schwebende Gefährt kletterten, fiel mir noch etwas ein: »Dann ist es wohl dieser kosmische Ãther, nach dem es überall im Web riecht?«
Doch diesmal lag ich daneben. »Der Duft hat eine andere Ursache«, korrigierte mich Taha. »Er soll die Fantoms und Nokturni vom Web fernhalten. In ihren Adern flieÃt doch ebenfalls Blut aus Irealis, mal mehr und mal weniger, weshalb sie sich auch im Web bewegen könnten. Früher war das tatsächlich der Fall, bis die Guardians es mit diesem Duft schützten, der die dunklen Wesen abschreckt wie das Weihwasser den Teufel. Zum Glück haben sie bis heute noch kein Gegenmittel entdeckt. Seit dieser Duft â¦Â« Er brach ab und lächelte mir zu, als sollte ich die folgenden Worte nicht ganz ernst nehmen: »Es ist âºder Atem der Engelâ¹, musst du wissen.«
O â was für ein schöner Name!
»Seit dieser Atem der Engel durch den von uns kontrollierten Teil des Webs weht, sind wir hier vor den Nokturni und ihren finsteren Gehilfen sicher.«
»Ah, ja«, staunte ich, obwohl ich nicht so recht verstand, wie das alles funktionierte. Dafür bemerkte ich aber in allerkürzester Zeit, wie irre schnell das Float war. Mit dem Tempo eines Schnellzugs sauste es durch das unterirdische Tunnelsystem und musste dabei noch nicht einmal gelenkt werden: Nachdem Taha unser Fahrtziel ins Steuerdisplay eingetippt und den Startknopf gedrückt hatte, fand es seinen Weg von ganz alleine. Kjell hatte mir gerade erklärt, dass die beiden Feuerwerkskörper natürlich nicht aus Zufall im richtigen Moment explodiert waren, sondern dass er die »Blender«, wie er sie nannte, schon vorher an Ort und Stelle platziert hatte, um sie als Ablenkungsmanöver zu zünden â da kamen wir auch schon am Gendarmenmarkt an. Und zwar in einem Raum, der kaum gröÃer war als eine Garage und von Taha als »Schleuse« bezeichnet wurde.
»Im Gegensatz zu uns kann das Float keine Wände oder Türen durchdringen. Deshalb werden diese Schleusen gebraucht, die auf die exakt gleiche Weise wie Schiffsschleusen funktionieren.«
Die Schleuse öffnete sich auf einen groÃen, fensterlosen Raum, der mich an ein Fernsehstudio erinnerte. An den Decken hingen Unmengen von Scheinwerfern und Bildgebern, vor den Wänden standen Kameras, Monitore und Misch- und Steuerpulte. »Das ist das SPC â das Sensorial Practice Center «, erläuterte Taha in knappen Worten. Ich hatte
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