Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
keinen eindeutigen wissenschaftlichen Beweis, aber die Zeichnungen und die für ihn typische Spiegelschrift lassen diese Vermutung als ziemlich plausibel erscheinen«, klärte Taha mich auf. »Zumal die ersten Blätter zu seinen Lebzeiten, gegen Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, aufgetaucht sind: in Rom und natürlich auf Lateinisch. Im Laufe der Jahre wurden sie dann immer wieder ergänzt.«
»Wie aufregend!«, staunte ich, auch wenn ich nur mühsam ein Gähnen unterdrücken konnte. Es war ja auch schon reichlich spät. »Aber woher kannst du so gut Lateinisch?«
»Nicht ein Wort«, gestand Taha lächelnd. »Die Schrift gibt es doch längst auch auf Deutsch. Die erste vollständige Ãbersetzung ist 1812 erschienen und wurde von den Gebrüdern Grimm besorgt, die ebenfalls Guardians gewesen sein sollen. Aber auch dafür gibt es keinen zu hundert Prozent stichhaltigen Beleg. Jedenfalls listet der âºCodex Fantomicusâ¹ alle damals bekannten Fantome der Finsternis auf â und natürlich auch alle entsprechenden Abwehrmittel. Die Schrift wurde immer wieder aktualisiert und ist deshalb trotz ihres Alters fast auf dem neuesten Stand. Mit Sicherheit enthält sie auch nähere Informationen über diesen komischen Fischkopf.«
»Mag sein«, erwiderte ich wenig begeistert. »Allerdings finde ich das gar nicht so wichtig. Mich würde viel mehr interessieren, warum Martin Richter urplötzlich das Lenkrad herumgerissen hat und auf das Brückengeländer zugerast ist. Dafür muss es doch einen Grund geben!«
»Auch richtig«, pflichtete Taha mir zwar bei, klang aber dennoch ein wenig verschnupft. »Dann recherchieren wir eben zunächst in diese Richtung.«
»Sag ich doch!« Obwohl ich dagegen ankämpfte, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Aber nicht mehr heute. Erstens bin ich hundemüde und zweitens macht sich Oma Mimi bestimmt schon Sorgen um mich. Und drittens muss ich morgen auch ziemlich früh raus.«
»Kein Problem, Nele«, gab Taha sich geschlagen. »Dann machen wir eben morgen weiter. Wir müssen nämlich ein wenig Dampf machen, wenn wir eine Katastrophe verhindern wollen.«
»Jo!«, gab nun auch Kjell seinen Senf dazu und überreichte mir das Porträt-Foto des Pick-up-Fahrers, das der Drucker eben ausgespuckt hatte.
»Sorry, Jungs, aber daraus wird nichts. So eilig das alles auch sein mag â morgen habe ich absolut keine Zeit.«
»Ãberleg es dir bitte noch mal.« Taha sah mich fast flehend an. »Du bist eine Pentatrix und uns deshalb mit Sicherheit eine groÃe Hilfe!«
Ich schwankte für einen Augenblick, blieb aber dann doch hart: »Tut mir leid, aber morgen geht es wirklich nicht.« Um jede weitere Diskussion bereits im Keim zu ersticken, stand ich auf und wandte mich zur Tür. »Gute Nacht, ihr beiden. Ãbermorgen ist ja auch noch ein Tag.« Ich wollte schon gehen, aber Taha hielt mich zurück.
»Okay, Nele. Aber warte noch einen Moment.« Er griff in die Hosentasche, zog meinen Fahrradschlüssel daraus hervor und hielt ihn mir entgegen. »Kjell hat dein Bike von der Medi-Klinik abgeholt und es in den Fahrradständer auf deinem Schulhof gestellt.«
»Vielen Dank, Kjell!« Ich nickte dem maulfaulen Wikinger zu. »Aber das muss ebenfalls bis morgen warten. Ich bin viel zu müde, um es jetzt noch abzuholen.«
Obwohl ich erst nach Mitternacht zu Hause ankam, machte Oma Mimi mir keinerlei Vorhaltungen.
Merkwürdig: Warum waren GroÃeltern meist sehr viel groÃzügiger und verständnisvoller als Eltern?
Allerdings hatte ich meine Verspätung auch per Handy angekündigt. Ich war so müde, dass ich weder einen Bissen hinunterbrachte und schon gar nicht mehr zu einem vernünftigen Gespräch in der Lage war. Ich konnte gerade noch den Gute-Nacht-Tee schlürfen, den Oma für mich aufbrühte, dann fiel ich ins Bett und schlief augenblicklich ein. Dennoch wurde ich am nächsten Morgen so zeitig wach, dass ich vor der vereinbarten Zeit am Bode-Museum ankam.
Auf der Museumsinsel herrschte noch kaum Betrieb. Sämtliche Museen öffneten erst um zehn Uhr ihre Pforten und so lieà der Besucheransturm natürlich noch auf sich warten. Deshalb hatte Leonhard von Bode das Foto-Shooting für Annas Reportage ja auch auf den frühen Sonntagmorgen terminiert. Im Monbijou-Park am rechten
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