Guardians of Secret Powers - Das Siegel des Teufels
zugleich, an.
»Wie ihr mit eigenen Augen gesehen habt«, tönte es dumpf unter der scharlachroten Kapuze hervor, während eisblaue Augen durch die Sehschlitze der goldenen Maske funkelten, »ist unsere groÃe Mission erfolgreich angelaufen. Nun kommt es darauf an, sie auch genauso erfolgreich zu Ende zu bringen. Dazu muss jeder Einzelne von euch einen angemessenen Beitrag leisten!« Der GroÃmeister blickte in die Runde der schweigend lauschenden Praetoren und Jünger. »Greift unsere Feinde an, wo immer es geht. Beschäftigt sie und haltet sie auf Trab, ohne jeden Grund oder erkennbaren Sinn. Verwirrt sie so sehr, bis sie keinen klaren Gedanken mehr fassen können und keine Zeit mehr finden, um über unseren eigentlichen Plan nachzudenken. Dann werden wir über sie triumphieren und der groÃe Sieg wird unser sein!« Sein Blick wurde noch eisiger. »Habt ihr das alle verstanden?«
»Ja, GroÃmeister!«, tönte es dumpf durch das Gewölbe. »Wir haben verstanden.«
»Noch ein Letztes.« Die stechenden Augen unter der Kapuze blitzen schwefelgelb auf. »Wie steht es um den Hubot, der sich den Wagen vorgenommen hatte? Ist dafür Sorge getragen, dass er sein Geheimnis für sich behält?«
Einer der dunklen Gestalten eilte rasch auf ihn zu und verneigte sich. »Aber natürlich, GroÃmeister.« Er schlug den Ãrmel seines Umhangs zurück und warf einen schnellen Blick auf die Uhr an seinem Handgelenk. »Noch eine knappe halbe Stunde und er wird für immer schweigen â genau, wie Ihr uns aufgetragen habt!«
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Der Zeitenwanderer
»Dich töten, Nele! Dich töten, Nele! Dich töten, Nele!« , ratterte es wie ein unheilvolles Mantra im Rhythmus der S-Bahn-Räder durch meinen Kopf, als eine Männerstimme mich jäh aus dem dumpfen Brüten riss: »Verzeihung, gehört die dir?«
Verwundert blickte ich auf und sah einen Mann neben mir im Gang stehen, der auf den gegenüberliegenden Sitzplatz deutete. Er war nicht besetzt, nur eine leere Bierflasche rollte gemächlich darauf hin und her.
Was für eine merkwürdige Frage. Als ob ich Bier trinken würde! Nach der üblen Erfahrung mit dem Sekt ganz bestimmt nicht!
»Nein, nein«, antwortete ich deshalb rasch. »Die muss jemand vergessen haben.«
Worauf der Alte sich die Flasche griff und sie in einer Plastiktüte verschwinden lieÃ, bevor er sich auf den freien Platz setzte.
Offensichtlich handelte es sich um einen Obdachlosen, denn trotz der brütenden Sommerhitze trug er einen verschlissenen schwarzen Mantel, dessen Kapuze seinen Kopf fast vollständig verhüllte. Seine abgetretenen Schnürstiefel hatten bestimmt seit Jahren keine Schuhcreme mehr gesehen. Zudem führte er neben der Plastiktüte noch zwei groÃe verschnürte Bündel mit sich, die er sorgsam auf seinem Schoà verstaute â vermutlich seine gesamte Habe. Unter der Kapuze war das Gesicht des Mannes nur schwer zu erkennen. Dennoch war nicht zu übersehen, dass er schon viele Jahre auf dem Buckel haben musste. Tiefe Falten hatten sich in sein wettergegerbtes Antlitz gegraben. Die Bartstoppeln an Wange und Kinn waren längst ergraut. Zudem schien er blind zu sein, wie ich allerdings erst auf den zweiten Blick bemerkte: In seinen Augenhöhlen konnte ich nämlich nur das Weià der Augäpfel, aber keine Pupillen entdecken.
Seltsam: Wie hatte er denn die leere Flasche sehen können?
Aber vielleicht täuschte mich ja mein erster Eindruck?
SchlieÃlich hatte ich erst vor zwanzig Minuten feststellen müssen, dass dem bloÃen Augenschein manchmal nicht zu trauen ist. Als ich nämlich das Akademiegebäude am Gendarmenmarkt verlieÃ, fiel mir plötzlich auf, dass das altehrwürdige Bauwerk nur drei Obergeschosse besaÃ, die von einem ausgebauten Dachgeschoss gekrönt wurden. Aber wie konnte sich in seinem Inneren dann noch eine zusätzliche Etage befinden? Die nämlich, die die Räumlichkeiten der GSP beherbergte? Von auÃen war da nämlich nichts zu sehen. Lag diese Etage, ähnlich wie das Web, ebenfalls in Irealis, den Unwirklichen Weiten? Oder hatte das einen anderen Grund? Trotz intensiven Nachdenkens konnte ich keine zufriedenstellende Erklärung für diese höchst irritierende Beobachtung finden und beschloss deshalb, bei nächster Gelegenheit Rena oder Malte oder vielleicht auch Taha danach zu
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