Gucci, Glamour Und Champagner
hinter mir. Mein guter Freund Bob. Bobbity bob bob. O Mist, ich bin verrückt geworden.
Nach einem letzten Blick in den Spiegel strich ich mein Haar glatt und wischte auch noch die winzigsten verirrten Mascarateilchen ab. Ich schaffte das. Immerhin schrieb ich seit einem Jahr für The Look . Ich hatte meine eigene Kolumne in der UK -Ausgabe der Zeitschrift. Ich hatte in Gottes Namen einen Filmstar interviewt. Sie wollten von mir doch nur einen Touristenführer für Paris. Eine Stadt, die kaum jemand, der diese Zeitschrift las, je besuchen würde. Das würde hervorragend laufen. Und leicht dazu.
»Wenn Sie glauben, das auf die leichte Schulter nehmen zu können, irren Sie sich«, blaffte Donna Gregory mich an und zerknüllte meinen Entwurf in ihrer Hand. » Belle -Leserinnen interessieren sich nicht für derart offensichtlich touristischen Schnickschnack wie einen Besuch des Eiffelturms oder eine Bootsfahrt auf der Seine. Unsere Leser möchten die exklusivsten, modischsten, geheimsten Seiten von Paris kennenlernen. Und nicht, wo es nach Gridskipper die besten crêpes gibt oder was Time Out für die schönsten zehn Parks hält.«
Ich wurde immer kleiner auf meinem Stuhl. Soweit ich das beurteilen konnte, hatte Donna während der zehn Minuten, die ich mich bereits in ihrem Büro aufhielt, noch keinen einzigen Blick auf meine Zusammenfassung geworfen und schaffte es doch recht angemessen, sie Wort für Wort zu zerpflücken.
»Warum glauben Sie, für Belle schreiben zu sollen, Angela?«, fragte sie.
»Nun, ich …«
»Ich meine ganz ernsthaft, was veranlasst Sie zu glauben, dass Sie …«, sie hielt inne und streckte ihre Hand nach mir aus, wedelte dann damit auf und ab, um zu verdeutlichen, dass ihre Kritik bis hinunter zum kleinen Zeh alles an mir einschloss, »… dass es Ihnen erlaubt sein sollte, für Belle zu schreiben?«
Schweigen. Erlaubt? Warum sollte es mir erlaubt sein?
»Ich warte auf eine Antwort«, sagte Donna.
Ich war mit meiner Weisheit am Ende.
Donna war nicht sehr nett.
»Na ja, ich habe zwar bisher noch kein Reisefeature verfasst, aber ich schreibe in meinem Blog über alles Mögliche und habe Anfang des Jahres James Jacobs für Icon interviewt. Deshalb meine ich, dass ich dafür geeignet bin«, sagte ich. Sehr hastig. Mein ganzes Selbstvertrauen hatte sich in Luft aufgelöst, und ich wollte nur noch raus aus diesem Büro und mein Gesicht in einem Topf voller Schokobrownies vergraben und heulen wie das fette, talentlose Wesen, das vorgab, ein Mensch zu sein, für das Donna mich eindeutig hielt.
Der Gerechtigkeit halber muss gesagt werden, dass Donna Gregory nicht die umwerfend glamouröse Drachenlady war, die man hinter dem Kulturredakteur-Schreibtisch einer monatlichen Modezeitschrift erwarten würde. Sie war erstens schon mal nicht groß, ihr glänzendes (o.k., stark glänzendes) braunes Haar war zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, und sie trug tatsächlich Jeans. Sehr enge und vermutlich auch sehr teure Jeans, aber dennoch Jeans. Doch obwohl sie nicht Prada trug, bewies sie dennoch, dass sie der Teufel war. Von dem Moment an, als ich durch ihre Tür trat, hatte sie mich mehr oder weniger nur beschimpft.
Erstens wurde mir kein Kaffee zugebilligt, weil ich angeblich aussah, als hätte ich meinen Nachtschlaf nötig, dann wurde mir auch noch Wasser verweigert, für den Fall, dass ich sonst die Toilette aufsuchen müsste, die aber dem Personal vorbehalten war. Dahinter stand die Andeutung, dass ich weder jetzt und auch nicht in Zukunft jemals zum Personal gehören würde. Aber sie empfahl mir, außerhalb ihres Büros doch mindestens zwei Liter zu trinken, weil ich wirklich sehr viel älter aussähe als dreißig. Als ich daraufhin erwähnte, erst siebenundzwanzig zu sein, hielt sie tatsächlich kurz die Luft an und die Hand an den Mund.
Dieses Biest.
»Hm, ich habe von Ihrem Artikel bei Icon gehört«, sagte sie, während sie ein paar ausgedruckte E-Mails durchblätterte. »Dann sind Sie also das Mädchen, das James Jacobs schwul gemacht hat, oder?«
»Verflu – ich meine nein, nicht wirklich.« Eigentlich wusste ich inzwischen nicht mehr, warum ich in diesem Büro saß. Auf gar keinen Fall würde ich diesen Job kriegen. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass er schon schwul war, bevor ich ihn und seinen Freund dabei erwischte, wie sie auf einer öffentlichen Toilette loslegten. Aber wissen wird man das wohl nie. Gut möglich, dass meine extreme Dehydration ihn umgepolt hat.«
Donna
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