Gucci, Glamour Und Champagner
vormachen. »Er hat mich sogar gefragt, ob ich bei ihm einziehen möchte.«
»Wow, tatsächlich? So schnell?«
»Das ist nicht übereilt. Ich kenne ihn schon seit einem Jahr«, sagte ich, überrascht, mal auf jemanden zu treffen, der nicht begeisterte Luftsprünge machte und gleichzeitig die Koffer für mich packte.
»Aber so ganz glatt lief es doch auch nicht, oder, Liebes?«, warf Louisa diplomatisch ein. »Ich möchte nur nicht, dass du was überstürzt. Du bist doch nicht etwa einsam da drüben? Du weißt, du kannst immer zurückkommen. Jederzeit. Nur ein Wort, und ich richte dein Zimmer für dich her.«
»Nun beruhige dich doch Louisa, alles ist bestens.« Die Gute. »Mir geht es gut, und ich überstürze nichts. Ganz ehrlich. Ich habe mich noch nicht einmal entschieden, ob ich bei ihm einziehen werde.«
»Ich mache mir doch nur Sorgen um dich, das ist alles«, erwiderte Lou. »Also wenn du schon nicht zu mir kommen kannst, was hältst du davon, wenn ich zu dir komme? Wirst du einen freien Nachmittag haben, damit wir essen gehen können oder so? Bist du am Samstag dort?«
»Das ist eine ganz fantastische Idee«, sagte ich und war plötzlich ganz aus dem Häuschen, Louisa zu treffen, und zwar nicht anlässlich von Hochzeit/Hochzeitsempfang/Hochzeitstag, was auch immer, jedenfalls ohne das Hochzeitsumfeld. »Das wäre wunderbar.«
»Hervorragend!«, kreischte Louisa. »Lass uns ganz kitschig unter dem Eiffelturm oder so treffen.«
»Ja, o.k.« Ich lächelte. Das war etwas, was auch von Jenny hätte kommen können. Gott verhüte, dass die beiden jemals zur selben Zeit am selben Ort sind. Dann würde womöglich das Universum implodieren. »Ich kann nicht glauben, dass das schon ein Jahr her ist.«
»Ich weiß«, sagte Louisa. »Ich glaube, bevor du mich verlassen hast, waren vier Tage die längste Phase, ohne dich zu sehen.«
»Bestimmt nicht mehr als drei.« Es überraschte mich, wie aufgewühlt ich plötzlich war. Noch nie hatte ich solches Heimweh verspürt, seit ich hier in New York war. Aber wann hätte ich dazu auch Zeit gehabt? »Ich texte dir, sobald ich in Paris bin. Ich hab dich lieb, Lou.«
»Ich dich auch, Liebes. Ich kann’s gar nicht erwarten, dich zu sehen, und vielleicht zeigst du mir ja deinen Nichtrockstar, damit ich meine Zustimmung geben kann?«
Ich zog eine Schnute. »Ja, wenn er nicht probt oder so, dann ja, auf jeden Fall.« War das nicht komisch, dass mir ein wenig mulmig bei der Vorstellung war, meine zwei Leben miteinander zu vermischen? »Wir reden später.«
Ich legte auf und lächelte. Louisa zu sehen war wunderbar. Nach Paris zu fahren war wunderbar. Für Belle zu schreiben war wunderbar. Die Reise mit Alex zu machen war wunderbar. Wie sich herausstellte, war dies doch nicht der schlimmste aller Mittwoche.
Nachdem ich noch eine Stunde im Park gefaulenzt hatte, arbeitete sich die Sonne schließlich doch zu meinem sicheren kleinen Fleck vor und zwang mich, den Heimweg anzutreten. Meine vorübergehende Mitbewohnerin Vanessa war bei der Arbeit in The Union, und so war es in der Wohnung unheimlich still und unglaublich heiß. Ich schaltete das ins Wohnzimmerfenster eingebaute Klimagerät an und holte ein Eis am Stiel aus dem Gefrierschrank, bevor ich mich an meinen Laptop setzte. Welche Offenbarung würden Angelas Abenteuer heute bringen? Ich loggte mich bei TheLook.com ein und klickte mich über diverse Links durch zu meinem Blog.
Als ich vor fast einem Jahr zu schreiben begann, fand ich es sehr schwer, meine Gedanken richtig zu formulieren. Damit meine ich nicht so sehr das Schreiben selbst, sondern die kniffelige Aufgabe, über das zu schreiben, was in meinem Leben passierte, um es dann online für alle Welt sichtbar zu machen. Jetzt aber fand ich es richtig kathartisch. Das Schreiben meines Blogs half mir dabei, einen klaren Kopf zu bekommen und Erkenntnisse zu gewinnen. Inzwischen hatte ich auch gelernt, was man sicher ins Netz stellen konnte und was nicht, wie man Ereignisse kommunizierte, ohne jemandes Geheimnisse zu verraten, und so bekam ich meistens freundliche Kommentare und E-Mails, jedenfalls hatte noch keiner draußen die Verfolgung mit Fackeln und Mistgabeln aufgenommen. Und offensichtlich war meiner Mutter die Lektüre seit einiger Zeit langweilig geworden. Gott sei Dank. Ich begann das leere weiße Rechteck zu füllen.
Angelas Abenteuer: O la la
Heute war einer jener Tage, an denen alles auf einmal passiert. Mein Freund bat mich, nächste Woche mit ihm nach
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