Gucci, Glamour Und Champagner
sind. Es war so friedlich dort und schön. So anders als New York.«
»War das etwa das Musée Carnavalet?«, fragte er zwischen zwei Bissen.
»Ja! Ich fand es toll.« Dabei nickte ich enthusiastisch. »Dort sollten wir hingehen, wenn wir Gelegenheit dazu haben. Ich vergesse immer wieder, dass du dich hier auskennst.«
»Ja, ich weiß nicht.« Er hielt seinen Blick auf den Teller gerichtet. »Ich meine, du triffst dich morgen zum Lunch mit Louisa, oder? Und am Sonntag ist das Festival und, nun ja, am Montag fahren wir schon wieder nach Hause.«
»Es ist wirklich schade«, sagte ich. Mein Messer schnitt in das Fleisch, als wäre es Butter. Oh, das würde lecker schmecken. »Ich wünschte, wir hätten uns mehr Dinge ansehen können.«
»Und ich weiß nur, dass ich es nicht erwarten kann, wieder nach Hause zu kommen.« Alex schenkte uns beiden Wein nach. »Das war doch keine so gute Idee, wie ich anfangs gedacht hatte.«
»Oh.« In diesem Moment hätte ich genauso gut Rindfleisch aus der Dose essen können. »Gefällt es dir denn nicht?«
»Hey, natürlich freue ich mich, dass du hier bist«, ruderte er zurück. »Ich hatte nur nicht gedacht, dass wir so viel arbeiten müssen.«
»Ja, bekannt zu sein, ist schon schlimm, nicht wahr?« Ich versuchte dabei eine Braue hochzuziehen, aber aua aua.
»Es nervt«, bestätigte er mit einem kleinen Lächeln, bevor sein Gesicht wieder zusammenfiel. »Und weißt du, ich hätte wissen müssen, dass Paris streng genommen für mich kein glücklicher Ort ist. Ich fühle mich hier einfach nicht wie ich selbst.«
Es brauchte kein Genie, um zu ahnen, worauf er anspielte, aber ich war mit mir übereingekommen, dass mir an diesem Abend der Name Solène nicht über die Lippen käme.
»Ich bin wirklich froh, dass du im Moment hier bist«, ergänzte er und legte Messer und Gabel ab. »Und es tut mir leid, dass wir nicht mehr Zeit miteinander verbracht haben.«
»Wir sind jetzt zusammen«, sagte ich und zwang mich zu lächeln. »Aber jetzt wirst du eine Weile das Gespräch führen müssen, damit ich dieses fantastische Steak essen kann.«
»Wie wär’s, wenn wir beide äßen und dann redeten?«, feilschte Alex mit mir und rieb dabei seinen Fuß über die Innenseite meines Beins. »Lass uns eine Weile den anderen zuhören.«
»Du kannst dir das vornehmen«, sagte ich, den Mund voll blutigen Fleisches. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund, aber darüber waren wir schon lange hinweg. Gott sei Dank. »Du verstehst nämlich, was die anderen alle sagen.«
»Und es ärgert dich, dass du das nicht kannst«, sagte er mit dem ersten richtigen Lächeln, das ich seit einer Stunde gesehen hatte.
»Ich bin Autorin, also wissbegierig«, protestierte ich.
»Du bist neugierig«, konterte er.
»Und ich dachte, wir reden nicht beim Essen?«
Alex spießte ein Stück Steak auf seine Gabel und grinste.
»Fühlt es sich jetzt anders an?«, fragte ich ihn später, als wir Eis essend durch die Straßen flanierten. Es war noch immer warm, und Alex blieb stehen, um ein verirrtes Rinnsal von meinem Handrücken zu lecken.
»Was soll sich anders anfühlen?«, fragte er und kehrte zu seiner eigenen Kugel zurück und schwenkte dabei fröhlich meinen Arm. Die zweite Flasche Rotwein und der Champagner, den ich bestellt hatte, während er auf der Toilette war, schienen ihn etwas lockerer gemacht zu haben.
»Dreißig zu sein«, erklärte ich. »Fühlst du dich anders?«
»Nein«, erwiderte er rasch. »Wie findest du das Eis?«
»Du bist kein so guter Lügner und kannst mich nicht so leicht ablenken«, erwiderte ich genauso schnell. »Aber ein bisschen anders musst du dich doch fühlen, oder?
»Ich glaube nicht«, sagte er und zog mich in eine kleine Gasse mit Kopfsteinpflaster, beiderseits gesäumt von kleinen Läden, die bunte Stoffe verkauften. »Sehe ich etwa anders aus?«
Ich leckte kräftig an meinem Eis und betrachtete ihn dann. Dieselben glänzenden schwarzen Haare, hinten kurz und zerzaust, eine Strähne, die immer ein wenig abstand, weil er den ganzen Tag mit seiner Hand durchstrich. Vorn lang und glänzend und leicht nach links abgeteilt, sodass eine Seite ihm immer über die Augenbraue fiel und vor seinen Augen hing, die leuchtend grün waren. Jetzt wirkten sie ein wenig müde, aber es war spät, und die halbe im Sessel verbrachte Nacht dürfte klaren Augen nicht förderlich gewesen sein. Ein paar Lachfältchen erinnerten mich daran, dass er, abgesehen von den letzten paar Tagen, viel mehr
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