Gucci, Glamour Und Champagner
anspannten. »Aber das willst du doch nicht. Oder doch?«
»Nicht notwendigerweise, bis ich Dreißig bin«, erwiderte ich und wählte meine Worte mit viel Bedacht. »Aber ich würde nicht sagen, dass ich nie welche haben möchte.«
»O.k.«, meinte er diplomatisch.
»Du nicht auch?« Ich starrte dabei auf die Knöpfe seines Hemdes. »Wünschst du dir das nicht?«
»Ich habe es mir mal gewünscht«, sagte er zögernd. Mir war klar, dass er seine Worte mit genauso viel Bedacht wählte, wie ich meine. Doch besser fühlte ich mich nicht dabei. »Aber ich habe aufgehört, daran zu denken, und so ist es vor geraumer Zeit einfach von meinem Radar verschwunden. Ich möchte behaupten, dass ich diese Dinge nicht brauche, um glücklich zu sein.«
Meine Hände lösten sich von seiner Taille und fielen auf die Mauer hinter ihm. »Gut«, sagte ich leise und hoffte, meine Tränen im Zaum halten zu können. Dann war ich also nicht das dafür infrage kommende Mädchen. Und so sehr es mich überraschte, ihn das sagen zu hören, war meine eigene Reaktion die viel größere Überraschung. Ich war nicht auf seinem Radar? Er brauchte diese Dinge nicht, um glücklich zu sein? Brauchte er mich dann überhaupt?«
»Du flippst jetzt aber nicht aus, oder?«, hörte ich ihn über meinem Kopf sagen. »Ich meine, da du nicht bei mir einziehen willst und so, bin ich davon ausgegangen, dass dir diese Dinge auch nicht wichtig sind.«
»Ähm«, murmelte ich und hoffte, es klang nicht zustimmend. Was soll’s? Ich bin schließlich ein Mädchen, und natürlich dachte ich an »diese Dinge«! Vielleicht nicht morgens, mittags und abends und vielleicht auch nicht in unmittelbarer Zukunft, aber warum sollten »diese Dinge« mir nicht durch den Kopf gehen? In einem prächtigen Pariser Garten etwa, wo ich mir ausmalte, wie umwerfend ich in meinem Ein-süßer-Fratz -Hochzeitskleid aussähe, während Louisa und Jenny in Kanariengelb eine ganz schlechte Figur machten.
»Vermutlich hat es doch auch was Gutes gehabt, hierherzukommen«, meinte er erleichtert. »Ich habe nämlich erkannt, dass ich dich wegen dieser Einzieherei wahnsinnig bedrängt habe, und du sollst wissen, dass ich gern warte und du dir so lange Zeit lassen kannst, wie du brauchst. Es ist zu früh, da hast du recht. Wenn man das überstürzt, macht das alles kaputt.«
Ich drückte meine Fingerspitzen gegen den kalten Stein der Mauer, bis ich die Spannung bis hinauf in meine Schultern spürte und meine Hände zu zittern anfingen.
»Ist dir kalt?«, erkundigte sich Alex und hob mein Gesicht an.
Ich wandte mich rasch ab und versuchte eine Träne hinter einem Gähnen zu verstecken. Und nickte in die Hände, die mein Gesicht umfasst hielten. »Und ich bin müde.«
»Dann lass uns zurückgehen«, sagte er, griff nach meiner Hand und drückte sie. »Wir nehmen ein Taxi, denn wir sind recht weit weg vom Hotel, und ich weiß, Geburtstag oder nicht, du wirst mir einen Tritt in den Hintern verpassen, wenn diese Schuhe kaputtgehen.«
Sollte er bemerkt haben, dass etwas nicht stimmte, so gab er vor, es nicht zu bemerken. Ich hielt mit ihm Schritt und schaute nur nach vorn. Zwar hatte ich mir versprochen, das Wort nicht auszusprechen, doch es zu denken war erlaubt. Er hatte also einmal an Heirat und Babys gedacht. Und man musste kein Genie sein, um herauszufinden, wann dieses Einmal war. Er hatte Solène heiraten und mit ihr Kinder haben wollen. Aber mit mir wollte er das nicht.
»Alex?«, sagte ich, als wir die Straße überquerten, um zum Taxistand zu gelangen. »Ich habe wirklich viel darüber nachgedacht, wie es wäre, bei dir einzuziehen.«
»Ist schon o.k., Angela . Rue Amelot, s’il vous plaît? «, ergänzte er für den Taxifahrer. »Ich habe es dir doch gesagt, ich weiß, dass ich dich zu sehr bedrängt habe. Das Einziehen ist jetzt vom Tisch, du brauchst dir keine Gedanken mehr um mich zu machen. Ich habe es kapiert.«
»Aber ich habe mir überlegt, dass ich vielleicht doch bereit bin, ja, bei dir einzuziehen«, sagte ich und kroch über den Rücksitz. Doch selbst mich vermochte der Ton meiner Stimme nicht zu überzeugen. Wie auch jetzt?
»Ja?« Er klang noch weniger überzeugt. »Lass uns darüber reden, wenn wir wieder in New York sind. Nicht heute Abend.«
Schweigend fuhren wir zurück zum Hotel. Alex starrte aus dem Fenster, stützte dabei eine Hand an seine Schläfe und presste seine Stirn gegen die Scheibe, und ich versuchte mir mit Blick auf seinen Hinterkopf darüber
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