Gucci, Glamour Und Champagner
aufgesteckt, halb auf meine Schultern herabfallend. Mein Dad ging an meiner Seite, hinter mir kamen Jenny und Louisa. In schrecklich unvorteilhaften Kleidern. Etwa kanariengelben Bo-Peep-Kleidern. Meine Mum saß ganz vorne in der Menge und klagte, dass wir das in einer Kirche hätten tun sollen, aber ich sei ja schon immer komisch gewesen. Und vorne im Garten, unter dem Torbogen, stand Alex. Und da es meine Fantasievorstellung und nicht die meiner Mutter war, trug er einen knapp sitzenden Anzug von Dior Homme, eine schmale schwarze Krawatte und dazu seine abgewetzten schwarzen Converse-Schuhe. Aber um dem feierlichen Anlass Genüge zu tun, hatte er sich die Haare gekämmt. Ich ging zwischen den beiderseits aufgestellten Stuhlreihen nach vorne, auf denen unsere Nächsten und Liebsten Platz genommen hatten, die natürlich zu unserer Hochzeit nach Paris gereist waren, und ich lächelte ihn an, und er lächelte zurück und – woah! Ich blinzelte ein paar Mal und schüttelte den Kopf.Woher kam das denn? Seit dem Debakel bei Louisas Hochzeit hatten Hochzeiten mich nicht mehr interessiert. Und es war viel zu früh für Fantasien, Alex vor den Traualtar zu treiben. Schließlich hatte ich mich gerade erst dazu durchgerungen, bei ihm einzuziehen, es bestand also kein Grund zur Eile. So schwer es auch zu akzeptieren war, Beyoncé hatte nicht immer recht, und man brauchte nicht unbedingt einen Ring.
Meine Hände waren leer, bevor mein Magen akzeptieren konnte, dass das Croissant verschwunden war, und so zwang ich mich aufzustehen und kehrte zum Tor zurück, wobei ich dem Grüppchen, das seinen späten Lunch verzehrte, im Vorbeigehen zulächelte. Die seltsamen Blicke, die ich dafür erntete, erinnerten mich daran, meine Sonnenbrille wieder aufzusetzen.
Nachdem ich das Marais noch eine Stunde lang unter die Lupe genommen und mehrere reizende kleine Cafés und Bäckereien in meine Aufzeichnungen aufgenommen hatte, befand ich, dass es ein erfolgreicher Nachmittag gewesen war, und versuchte den Weg zurück ins Hotel zu finden, was ich nach zweimaligem Verlaufen dann auch schaffte. Ich schwebte glücklich an einer Alain-losen Empfangstheke vorbei hinauf ins Zimmer und steckte das Ladegerät für meinen Laptop in die Steckdose. Das Apple-Logo schimmerte beruhigend, ich streifte meine Flip-Flops ab und machte es mir bequem für eine ausgedehnte Bloggingsitzung.
Angelas Abenteuer: Sacré bleu!
Man kann mit Sicherheit sagen, dass meine ersten vierundzwanzig Stunden in Paris nicht ganz dem entsprachen, was ich mir erhofft hatte. Keine einzige Fahrt auf einem Tandemfahrrad entlang des linken Seineufers in bretonischen Shirts und schwarzen Caprihosen. Und ob ihr es glaubt oder nicht, auch weit und breit keine Baskenmütze! Aber ich habe beschlossen, von jetzt an eine positivere Haltung einzunehmen, sehr laissez-faire zu sein, und je ne regrette rien und so weiter.
Und mal ganz ehrlich, abgesehen von der Tatsache, dass ich ein tolles Veilchen habe (ich bin über die Schuhe meines Freundes gestolpert – nein wirklich, es ist wahr. Aber unsere Beziehung hat sich nicht dramatisch verschlechtert), glaube ich, mich für Paris begeistern zu können. Verglichen mit London oder New York scheinen hier alle sehr gechillt zu sein. Fast in jedem Gebäude gibt es eine Bar, und wo nicht gibt es stattdessen Cafés und Restaurants, die einem Wein und Bier aufdrängen. Kein Wunder, dass Frankreich einen entsprechenden Ruf hat, hicks. Doch die Stadt ist wirklich schön, und als ich gestern Abend die angestrahlte Notre Dame gesehen habe, glaubte ich weinen zu müssen. Und das nicht nur, weil ich zu Fuß zum Hotel zurückmusste, und das in geliehenen, aber nicht abgebrochenen Fünfzehn-Zentimeter-Absätzen. Sie sah aus, als schwebte sie auf dem Fluss oder könnte jeden Moment untergehen oder wegschmelzen. Zu magisch, um real zu sein. Um eins klarzustellen, ich hatte nicht das Gefühl zu schweben, ich kam mir vor, als würde ich auf heißen Kohlen und Glassplittern gehen. Autsch.
Keine Sorge, ich werde hier nicht die Romantikerin herauskehren, denn natürlich war das Einzige, was mich wieder mit der harten Wirklichkeit konfrontierte, ich selbst. Gesicht voran. Geschieht mir recht, warum muss ich nachts zum Pinkeln aufstehen. Oder geschieht mir recht, warum trinke ich auch so viel, dass ich nachts pinkeln muss – wie auch immer.
Egal, ich wollte mich einfach mal melden und Euch sagen, dass es mir gut geht. Verzeiht mir meine unentschuldigte Abwesenheit,
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