Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
zugelassene Therapeutin ist.«
Ich zucke mit den Achseln. »Ihr Beruf steht auf einem ganz anderen Blatt. Das ist eher ein Fall von ›Schusters Kinder gehen barfuß‹. Weißt du noch, als sie mal ein paar Tage nichts von mir gehört hat und allen Ernstes Todd nach Chicago schicken wollte, um mich zu suchen?«
»Warst du in der Woche nicht auf Geschäftsreise?«
»Ja, und das wäre auch die erste Vermutung jedes klar denkenden Menschen gewesen. Aber nein, sie dachte, ich bin abgehauen.« Der Preis ist heiß- Moderator Bob Barker erscheint wieder auf dem Bildschirm. »Pst – es geht weiter.«
Die nächste Kandidatin gewinnt eine Reise, indem sie zwei Dollar bietet, obwohl die Person vor ihr nur einen geboten hat. »Foulspiel, du falsche Schlange!«, brülle ich den Fernseher an.
»Wieso, was ist denn los?« Wie es scheint, hat Fletch in Kindertagen nicht den ganzen Sommer Bob Barker geguckt. Weshalb seine Kindheit wohl auch nicht besonders glücklich war.
»Wenn die ersten Kandidaten zu hoch bieten, dann kann ein anderer Mitspieler einfach einen Dollar bieten. Alles kein Problem. Das ist dann eigentlich eine sichere Sache und eine gute Taktik, wenn man gegen Dumpfbacken spielt, die keine Ahnung haben, was die Sachen kosten. Nicht okay ist allerdings, nach einem Eindollargebot ein Gebot für zwei Dollar abzugeben, denn dann ist der mit dem einen Dollar angeschmiert.«
»Aber gewinnt der mit den zwei Dollar dann nicht normalerweise?«
»Ja, und das ist ja auch das Problem. Guck mal … Siehst du? Dieses Miststück hat gerade eine Waschmaschine und einen Trockner gewonnen. Pffft. Hoffentlich muss sie zum Einlochen antreten. Niemand gewinnt das Einlochen.«
Fletch gähnt herzhaft. »Erklär mir bitte noch mal, warum es dir so wichtig war, dass ich aufstehe und mir das hier mit dir ansehe.«
Doch ehe ich antworten kann, flippen die beiden Hunde total aus. Verschreckt schaue ich aus dem Fenster, wo sich gerade ein Kerl mit einem Werkzeuggürtel und einem riesigen Schraubenzieher in der Hand über unsere Klimaanlage beugt. Leider flippen die Köter aber nicht aus, weil sie Haus und Hof verteidigen wollen, wie man es sich eigentlich erhoffen würde, wenn ein wildfremder Mann mit einer stumpfen Waffe plötzlich unangemeldet auf der Terrasse steht. Nein, es ist mehr so ein schwanzwedelndes Ausflippen nach dem Motto »Ich halte es nicht aus, ist das womöglich der glücklichste Augenblick in der Hundheitsgeschichte?«. Genau dieselbe Reaktion übrigens haben diese nutzlosen Tölen an den Tag gelegt, als Fletch damals in Bucktown von einem Crackjunkie mit einem Gummimesser bedroht wurde … rückhaltlose, pure Freude angesichts des Vergnügens, die Bekanntschaft dieses Penners zu machen.
»So viel zu ihrer Karriere als Wachhunde«, bemerke ich.
Fletch geht nach draußen zu dem Handwerker, während ich mir die Sendung zu Ende anschaue. Das Miststück schafft es tatsächlich bis ins Finale, wo sie dann ihren Superpreis gnadenlos überbietet, zu dem unter anderem ein neues Auto und ein Boot gehören. Ha! Die Gerechtigkeit hat gesiegt.
»Du glaubst nicht, wo das Problem lag.«
»Was denn?«
»Unsere Klimaanlage ist nach der Installation nicht ans Stromnetz angeschlossen worden. Obwohl wir also den Ventilator ans Laufen bekommen haben mit dem Gebläse, war er nicht an den Kompressor der Anlage angeschlossen, der mit Freon gekühlt wird, daher all die heiße Luft. Der Handwerker baut gerade eine Sicherung ein, und in spätestens einer Stunde müsste das Ding eigentlich laufen.«
Diese Information ließ ich mir erst mal durch den Kopf gehen. »Womit du sagen willst, dass das Pusteding tadellos funktioniert hat, aber nie so einen richtig Wusch eiskalter Luft erzeugt hat, weshalb die Rohre auch nicht schwitzten, und es lag also am Kälte-Saft. Was bedeutet, ich hatte Recht.«
Fletch nickt. »Eine Schande, dass Bill kein Kauderwelsch spricht, sonst wäre die Sache schon vor Wochen vom Tisch gewesen.«
Vor diesem Tag graut es mir schon seit Monaten. Aber jedes Mal, wenn unsere Ersparnisse sich bedrohlich dem Ende zuneigten und das Horrorszenario Realität zu werden drohte, ist irgendein Wunder passiert, wie beispielsweise, dass eine lange verschollene Provision doch noch eintrudelte, womit sich das Unabwendbare im letzten Augenblick dann noch vermeiden ließ. Ich darf mich glücklich schätzen, dass ich es mir leisten konnte, so lange nach einem Job in meinem alten Beruf zu suchen.
Aber jetzt ist es so weit.
Es
Weitere Kostenlose Bücher