Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)
nehmen sollte. Tu alles, was nötig ist, um unverzüglich Abhilfe zu schaffen. Soweit ich weiß, bekommt man in der Drogerie inzwischen ganz gute Haarfarben. Am besten funktioniert das, wenn ich recht informiert bin, wenn Du Dir dabei von einer Freundin helfen lässt. Ich wollte das kürzlich auch ausprobieren, aber dann ist mir wieder eingefallen, wie die in Frage kommenden Freundinnen sich beim Anstreichen ihrer Wohnungen angestellt haben. Nein danke. (Ich liebe euch trotzdem, Leute, aber mal ehrlich, wir reden hier von meinen Haaren.) Wie dem auch sei, ich glaube, am besten klapperst Du die besseren Friseursalons in deiner Gegend ab und erkundigst Dich nach Workshops/ Seminaren, bei denen eine gute Friseurin im Namen der Fortbildung für fünfzehn Dollar auf deine Haare losgelassen wird. Was VISA angeht, zur Hölle mit denen. Wenn Du keinen Job hast, können sie Dich auch nicht bei der Arbeit anrufen und Dir auf den Pelz rücken, damit Du endlich deine Rechnung bezahlst. Meiner Meinung nach ohnehin der einzige Grund, denen Geld in den Rachen zu werfen – um das zu verhindern. Wenn Du solch unschöne Szenen also vermeiden kannst, sehe ich kein Problem! Sollte es Dir allerdings nicht egal sein, dass Du damit deine Kreditwürdigkeit dauerhaft aufs Spiel setzt, dann gleich den fälligen Betrag lieber aus. Allerdings erst, wenn Deine Grundbedürfnisse gedeckt sind: Essen, ein Dach über dem Kopf und ein bisschen Stil.
Aktiv? Fit? Tut mir leid, nie gehört.
Was die Langeweile angeht, habe ich das perfekte Gegenmittel! Meine Droge macht Spaß und kostet keinen Cent, auch wenn niemand gern darüber redet …
Der Preis ist heiß.
Beste Grüße
Jen
»Rate mal, was passiert ist!«, rufe ich aufgeregt und renne von der Terrasse ins Haus.
Abgeschlagen zieht Fletch eine Augenbraue hoch und guckt mich müde an. 179 »Dauert das länger? Und wenn ja, kann es ein bisschen warten? Ich wollte das hier« – er hält Bewerbungsunterlagen und die Zustimmung zu einer Leumundüberprüfung hoch – »noch vor halb vier in die Zentrale zurückfaxen.« Der zuständige Personalchef hat Fletch in Aussicht gestellt, ihm einen Job anbieten zu wollen, die Zustimmung des Vorstands vorausgesetzt, aber das ist jetzt schon beinahe zwei Wochen her, und mal ehrlich? Das hatten wir doch alles schon mal.
Diese Woche bekommt Fletch zum letzten Mal seine Arbeitslosenunterstützung ausgezahlt, und danach steht uns offiziell das Wasser bis zum Hals. Sollte er diesen Job nicht bekommen, müssen wir unsere Wohnung untervermieten und zu meinen Eltern ziehen. Meine Mutter traut uns gar nichts mehr zu und sagt mir ständig, sie habe schon die Kommodenschubladen im Gästezimmer leergeräumt. Außerdem hebt sie immer die Stellenanzeigen unserer Lokalzeitung auf, weil sie glaubt, es sei für uns viel einfacher, in einem hauptsächlich agrarisch und industriell geprägten Landstrich einen neuen Job zu finden als im Ballungsgebiet einer Großstadt. Die hat echt den Durchblick.
»Es kann warten.« Unverrichteter Dinge gehe ich wieder nach draußen und höre vom Balkon unter uns Stimmen. Neugierig spähe ich durch die Bretter nach unten und entdecke die Hippies, die da ein kleines Barbecue veranstalten. Auf ihrem Grill liegen Mais, Zucchini, Auberginen und etwas, das nach Tofu aussieht. Was mich doch ziemlich erstaunt, denn bei dem ganzen Gras, das die rauchen, hätte ich gedacht, die hätten ständig Heißhunger auf tierische Fette. 180
Ein paar Minuten später kommt Fletch zu mir nach draußen. »Und, was gibt’s?«
»Ich habe gerade unsere neuen Nachbarn von nebenan gesehen. Der Typ ist geschätzte vierzehn und sieht aus wie der Milchbubi von der Kinderschokolade. Zuerst dachte ich, der ist da, um den Rasen zu mähen, aber dann habe ich gehört, wie er den Bauunternehmer angebrüllt hat.«
»Die hinken bestimmt gewaltig hinter dem Zeitplan her. In den letzten zwei Wochen habe ich da drüben nie mehr als einen Bauarbeiter bei der Arbeit gesehen.«
»Und seine Frau war auch dabei. Die ist allem Anschein nach eine zwölfjährige chinesische Turnerin.«
»Sie sehen also sehr jung aus … Und wieso ist das eine so bahnbrechende Neuigkeit?«
»Weil ich jetzt einen guten Grund habe, sie zu hassen!«
»Und warum, wenn ich fragen darf?«
»Obwohl sie eine eigene Doppelgarage und eine große Einfahrt haben, steht ihr Range Rover auf UNSEREM Parkplatz!«
»Und was ist so schlimm daran? Wir haben doch sowieso kein Auto – ist also nicht so, als
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