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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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möglichen Rückfällen und tue alles in meiner Macht Stehende, um sie zu verhindern, wie beispielsweise keinen Alkohol im Haus zu haben (obwohl Fletchs Arzt gesagt hat, das Trinken sei ein Symptom, nicht das Hauptproblem). Ich kümmere mich um die offenen Rechnungen und die Inkassobüros, damit er sich nicht damit rumschlagen muss. Neuerdings koche ich sogar das Abendessen. Jeden Abend gibt es ein warmes Essen mit Fleisch, Gemüse und einer Beilage, liebevoll mit meinen eigenen Händen zubereitet. 173 Und statt den Erlös aus dem Verkauf meiner Mäntel für eine neue Haarfarbe zu verpulvern, habe ich Fletch ein paar neue Hemden und Krawatten für seine Vorstellungsgespräche gekauft, trotz der unübersehbaren Tatsache, dass meine Haare mittlerweile wirklich zum Fürchten aussehen.
    »Ich habe eine tolle Idee. Draußen ist es so schön, wie wär’s, wenn wir mit den Hunden spazieren gehen und du mir alles haarklein erzählst?«
    »Dann ziehe ich nur schnell den Anzug aus und meine Spielklamotten an.«
    Während ich auf ihn warte, schaue ich der Roten Armee zu. Die arbeiten schon seit Monaten nebenan, haben aber gerade erst ein mobiles Klohäuschen aufgestellt. Es schüttelt mich bei der Vorstellung, wo sie ihre Notdurft wohl bisher verrichtet haben. Außerdem haben sie irgendwo ein Radio aufgetrieben, und vorhin hörte ich, wie etliche Stimmen mit slawischem Akzent zu den Strokes mitsangen. Was eigentlich ganz niedlich war und meinen Hass auf sie ein bisschen gemildert hat.
    Fletch kommt mit den Hunden im Schlepptau die Treppe heruntergepoltert. »Kann losgehen.«
    »Also dann.«
    »Warte. Nimm deinen Schlüssel mit, ich will zum Seiteneingang raus.« Normalerweise benutzen wir immer die Hintertür, weil wir da nur ein Schloss betätigen müssen. »Die Rote Armee hat da draußen einen Riesenhaufen Bauschutt deponiert, und ich will nicht, dass die Hunde da drüberklettern müssen. Das Letzte, was wir jetzt noch brauchen, ist ein Ausflug zum Nottierarzt.« 174
    Ich schließe die erste Tür zu, während Fletch und die Hunde gutgelaunt nach draußen hüpfen. Am Ende der Treppe bleibt er stehen und holt die Post aus dem Briefkasten, und ich schließe den Vordereingang auf. Ich kann es kaum abwarten, en detail zu erfahren, wie sein Vorstellungsgespräch gelaufen ist, denn das ist die erste greifbare Chance, die Fletch in den letzten Monaten bekommen hat. Noch will ich mir keine allzu großen Hoffnungen machen, aber es klingt doch alles sehr vielversprechend.
    »Wenn sie dich nehmen würden, wann könntest du denn dann anfa-AHHH!« Die Luft rauscht in meinen Ohren, als ich gefühlte zehn Minuten im freien Fall nach unten sause, ehe ich mit einem dumpfen Dröhnen auf den Boden aufschlage. Der Aufprall wirbelt eine gewaltige Staubwolke auf und rüttelt jeden einzelnen Knochen in meinem Körper ordentlich durch.
    »Jen! Alles in Ordnung?«, ruft Fletch entsetzt von oben aus dem Türrahmen, während ich versuche, mir zusammenzureimen, was da gerade passiert ist. »Was – warum – wie bin ich denn hier runtergekommen?« Verständnislos schaue ich auf meine aufgeschürften Handflächen und schmutzigen Knie. »Was ist denn mit der Treppe passiert? Und wo ist der Gehweg hin?«
    »Weg. Alle beide. Das muss wohl der Schutthaufen hinter dem Haus sein.«
    »Aber … warum?«
    »Keine Ahnung.«
    »Hätte uns nicht jemand vorwarnen müssen?«
    »Sollte man annehmen.«
    Mit zittrigen Händen versuche ich, eventuelle Schäden zu ertasten. »Fletch, siehst du auch die kleinen Cartoonsternchen und -vögelchen, die um meinen Kopf rumschwirren?«
    Besorgt beugt er sich zu mir runter und legt mir eine Hand auf die Stirn. »Geht es dir wirklich gut?«
    »Ich bin ein bisschen verschrammt und habe ganz kurz keine Luft mehr bekommen, doch ich glaube, es ist halb so schlimm.«
    »Gut. Du hast mir einen ganz schönen Schrecken eingejagt.« Die Hunde wollen mich gerne trösten, trauen sich aber nicht, dafür hinter mir her in den Abgrund zu springen. 175
    Fletch bückt sich und reicht mir die Hand. Wackelig richte ich mich auf und klopfe mir den Staub aus den Klamotten. »Das war wie ein Base-Jump, bloß ohne Fallschirm.«
    »Ja, gerade hast du noch dagestanden, und im nächsten Augenblick warst du wie vom Erdboden verschluckt. Zack. Weg. Baum fäääällt!« Ich sehe, wie Fletchs Mundwinkel zucken. Dann krampft sich seine Brust kurz zusammen. Tränen glitzern in seinen Augen, und er hustet in die hohle Hand. Nein, wie süß! Er hat sich so um mich

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