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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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denken können.

     
    »Und, wie war dein Tag?« Fletch und die Hunde lungern auf unserer Terrasse herum und lassen sich die Spätnachmittagssonne auf den Pelz scheinen.
    »Ähm, ganz gut«, entgegne ich. 182
    »Was ist denn passiert?«
    »Du weißt doch, wie beunruhigend ich es finde, im Sears Tower zu arbeiten, oder? Und dass ich immer ganz nervös bin, weil ich Angst habe, der könnte zur Zielscheibe des nächsten großen Terrorangriffs werden?« 183
    »Das hast du beiläufig einige tausend Mal erwähnt.«
    »Na ja, heute Morgen war ich eigentlich ganz entspannt, als ich den Wandschrank aufgemacht habe, um meinen Regenschirm wegzustellen, und …«
    »Will sagen, du hast rumgeschnüffelt.«
    Überwachte der Mann mich mit einer Videokamera, oder was? »Ja, gut, ich habe mich ein bisschen umgeguckt. Das ist doch kein Verbrechen. Aber egal, da habe ich also diese ganzen kleinen Nylonpäckchen gefunden. Eins davon habe ich aufgemacht, und drin war so ein Notfallpaket mit Taschenlampe, Atemmaske und Wasserflasche. Weißt du, was diese Entdeckung bedeutet? Das bedeutet, dass meine Paranoia nicht grundlos ist, und das hat mir eine Heidenangst eingejagt.«
    »Was hast du dann gemacht?«
    »Den Rest des Nachmittags habe ich gegen meine Panikattacken angekämpft. Jedes Mal, wenn das Telefon klingelte, habe ich mir beinahe in die Hose gemacht vor Schreck.«
    »Wie ätzend.«
    »Was du nicht sagst. Wenn das so weitergeht, brauche ich morgen einen Defibrillator, um mich nach meinem vierhunderteinunddreißigsten Herzinfarkt wiederzubeleben. Und womöglich ein trockenes Höschen.«

     
    Webeintrag vom 31.07.2003
    Spione wie ich
     
    Während ich mich von dem erschreckenden Gedanken abzulenken versuche, dass die Miete morgen fällig ist und wir sie UNTER GAR KEINEN UMSTÄNDEN irgendwie aufbringen können, habe ich eine E-Mail bekommen mit der Bitte um neuen Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft. Dieser Aufforderung komme ich nur zu gerne nach – eine wunderbare Ausweichhandlung, um der Sorge um wesentlich drängendere Probleme für eine kleine Weile zu entgehen.
    Vor ein paar Tagen habe ich doch tatsächlich gehört, wie diese schrecklichen Leute in der Wohnung unter uns es getan haben , und zwar um halb sechs nachmittags. 184 Okay, wenn ich gerade mitten in einer finanzbedingten Panikattacke stecke, ist das ALLERLETZTE, was ich hören will, ein schmuddeliges Hippie-Pärchen, das rammelt wie die Karnickel. Man kann es mir also wohl kaum verübeln, dass ich gebrüllt habe: »Würdet ihr Fleisch essen, hättet ihr vielleicht ein bisschen mehr Ausdauer!«, als sie fertig waren, oder?
    Wie dem auch sei, heute ist der Himmel strahlend blau, und ich habe den ganzen Nachmittag draußen verbracht. Ich lümmelte mich gerade auf meinem Liegestuhl mit Blick auf die Seitengasse, als ich die zwölfjährige chinesische Turnerin/Millionärin vor dem Haus nebenan vorfahren sah. 185 Das Auto war bis unters Dach vollgepackt mit ihren Siebensachen, und es sah ganz danach aus, als wolle sie endlich ihr neues Domizil beziehen. Aber nichts da … die Bude war noch gar nicht fertig! Was ich deshalb so genau weiß, weil ihre kleinen Lungenflügelchen doch erstaunlich kraftvoll sind und ich deshalb jedes Wort verstehen konnte, das sie dem Bauunternehmer entgegenbrüllte. Das Mädel war STINKSAUER.
    Irgendwann rauschte sie dann ab mit einigen letzten »Vertragsbruch«, »Anwalt« und »morgen, sonst …«, die sie empört über die Schulter kreischte. Das war der Zeitpunkt, als ich endgültig mein Buch zusammenklappte und aufhörte, so zu tun, wie wenn ich lesen würde, denn die Dramen des wahren Lebens sind doch wesentlich spannender als jede fiktive Geschichte. Ich schaute also unverhohlen zu, wie der Bauunternehmer regelrecht an die Decke ging und wütende Befehle in sein Handy kläffte. Innerhalb von nicht mal fünf Minuten tauchte ein Dutzend seiner Anverwandten an der Hintertür auf, bis an die Zähne bewaffnet mit Putzutensilien.
    Als Erstes sah ich eine Handvoll kleiner Kinder mit zartem slawischem Teint und zuckersüßen weißblonden Strähnchen in den hellen Haaren, für die ich meine eigene Großmutter verkauft hätte. Als Nächstes fiel mein Blick auf einen alten polnischen Hippie, der in der typischen Kluft aus Batik-T-Shirt, Birkenstock-Sandalen und graumeliertem Pferdeschwanz vorbeischlurfte. 186 Dazu kam dann der Kerl, den wir Onkel Ein-Hemd nannten, aufgrund seiner Vorliebe für bestimmte Teile der Herrenoberbekleidung, die er eine

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