Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
Vom Netzwerk:
ganze Woche lang tagaus, tagein trug. Ich habe ihn inzwischen in mindestens einem halben Dutzend unterschiedlicher Outfits gesehen, aber aus irgendeinem Grund wechselt er die nicht täglich, sondern wöchentlich. Er ist der Einzige, der meines Wissens in letzter Zeit überhaupt etwas an dem Haus gemacht hat, und seine Tätigkeit beschränkte sich darauf, eine leere Schubkarre zwischen Haus und Seitengasse hin und her zu schieben. Sehr seltsam.
    Einige andere Verwandte marschierten ebenfalls vorbei, mit der Oma als Schlusslicht. Sie ist Mitte siebzig und trägt normalerweise ein Kopftuch, weshalb wir uns beinahe in die Hose gemacht hätten vor Lachen, als sie eines Tages mit einem T-Shirt auftauchte, auf dem das Konterfei von Robert Smith von The Cure prangte. Woraufhin ich mich fragte, ob die Oma vielleicht eine sehr hippe Indie-Rockerin war, weshalb ich dauernd den Text von »Boys Don’t Cry« und »Head on the Door« und »Just Like Heaven« vor sich hin murmelte, während sie im Garten hinter dem Haus herumwerkelte. Ich hoffte auf einen Blick stillschweigenden Verständnisses und womöglich einen gereckten Daumen, doch sie ignorierte mich einfach, weswegen ich annehmen muss, dass sie kein Wort von dem verstand, was ich da von mir gab.
    Den Rest des Nachmittags saß ich im Liegestuhl, nippte Traubensaft und beäugte von meinem Beobachtungsposten heimlich die Vorgänge nebenan. Dazu hatte ich den Sonnenschirm so heruntergebogen, dass er mir maximale Deckung bei meinem Spionageeinsatz garantierte. Irgendwann kam Cousin Doofbacke auf die glor-reiche Idee, sämtliche Anwesenden mit dem Hochdruckreiniger nass zu spritzen, und ich musste schnell ins Haus flüchten, damit sie mich nicht röhren hörten. Das Gleiche passierte, als ich die Oma den ungehobelten Kiefernholzzaun mit Universalreiniger schrubben sah. Aber mal ganz ehrlich, eigentlich fand ich es richtig cool, dass die ganze Familie so zusammenhielt, damit alles endlich fertig wurde. Irgendwie war das ziemlich klasse.
    Obwohl sie mir phasenweise den letzten Nerv geraubt haben, bin ich fast ein bisschen traurig, dass sie jetzt weg sind. Aber meine Spionageabenteuer sind noch nicht vorbei. Gerade hat ein mexikanischer Bautrupp an einem neuen Projekt ein Haus weiter zu werkeln begonnen, und diese Dreckskerle haben die Mülltonnen von unserem Parkplatz geklaut …
     
    … Das Spiel geht in die nächste Runde.

     
    »Entschuldige, Jen. Ich will ja jetzt nicht herzlos klingen; ich sage dir schlicht und ergreifend die Wahrheit. Der Brunnen ist leer. Ich habe getan, was ich konnte. Mehr kann ich einfach nicht entbehren«, erklärt meine Mutter mir.
    »Und daran ist nicht zu rütteln? Wir könnten es dir auch ganz bestimmt bald zurückzahlen. Wir warten nur noch darauf, dass Fletchs Leumundsüberprüfung über die Bühne geht, und danach sagt die Firma ihm, wann er anfangen kann. Es kann sich nur noch um Tage handeln.« Gerade bettele ich – leider erfolglos – meine Mutter um einen Kredit an, damit wir unsere Miete bezahlen können. Obwohl man uns glaubhaft versicherte, dass Fletch den Job in der Tasche hat, sind alle Beteiligten äußerst skeptisch, meine Mutter ganz besonders.
    »Augenblicklich blättere ich schon die Hälfte meines Gehaltsschecks hin, um deine Hochzeit abzubezahlen, und ich habe dir bereits jeden Cent geliehen, den ich auf dem Sparbuch hatte. Ich würde ja gerne mehr tun, aber das kann ich nicht. Also würde ich vorschlagen, ihr fangt an zu packen. Ihr könnt gerne hier einziehen, bis ihr wieder auf eigenen Füßen steht. Das Gästezimmer steht schon bereit.«
    »Und Dad? Meinst du, der könnte uns einen kurzfristigen Kredit geben? Mit Zinsen? Kannst du ihn nicht mal fragen?« Woraufhin sie den Hörer hinlegt und man gedämpfte Stimmen hört, durchsetzt mit herzhaftem Gelächter. Das kann nichts Gutes bedeuten.
    »Du hast es sicher schon gehört. Wenn nicht, er hat eindeutig nein gesagt.«
    »Trotzdem nett, dass du es versucht hast. Danke, ich halte euch auf dem Laufenden.«
    Meine Eltern um einen Kredit zu bitten war meine letzte Hoffnung. Inzwischen habe ich wirklich ALLES versucht, um das Geld für die Miete zusammenzukratzen. In der Spenderzentrale wollte niemand meine Eizellen kaufen, weil ich zu alt bin, obwohl ich ihnen gesagt habe, es sei ein großer Räumungsverkauf, und für nur 5000 Dollar könnten sie ALLES haben, was noch da ist.
    Ich habe sogar versucht, meinen Verlobungsring zu verkaufen, aber da ich kein Echtheitszertifikat für

Weitere Kostenlose Bücher