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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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fünf Uhr morgens steht er auf, damit er den Bus um sechs erwischt, um dann den Anschlusszug um 6.20 Uhr zu nehmen. Ich stehe jeden Morgen mit ihm auf, mache Frühstück, packe ihm ein Lunchpaket, koche ihm einen Kaffee zum Mitnehmen und bügele seine Hemden. Ich finde, wenn er den ganzen Tag übermüdet herumläuft, dann sollte ich das auch. Außerdem ist das ein kleiner Preis für die Chance, meinen Traum zu verwirklichen, Schriftstellerin zu werden.
    Als Allererstes wollen wir uns ein neues Auto kaufen, und das sollten wir uns in ein paar Monaten leisten können, wenn wir Fletchs Provisionen brav auf die hohe Kante legen. Und da unsere Nachbarn von unten uns nach meiner kleinen unüberlegten Bemerkung den Krieg erklärt haben, würde ich gerne woandershin ziehen. Wobei das momentan noch ein ziemlich unrealistischer Wunschtraum ist. Als wir vor ein paar Wochen eine Anzeige aufgegeben haben, um einen Nachmieter zu suchen, hat sich niemand gemeldet. Es wird also wohl schwieriger als gedacht, hier wieder wegzukommen. Doch da ich dankbar bin, überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben, das in Chicago steht, wird mir das sicher nicht den Schlaf rauben.
    Vielleicht sind wir gerade noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.

     
    »Hallo?« Ich erwische den Anruf beim letzten Klingeln, ehe sich die Mailbox einschaltet. Fast hätte ich ihn verpasst, weil ich oben war und versucht habe, ein Handtuch in eine völlig überfüllte Tasche zu stopfen. Shayla und ich wollen den letzten freien Tag nutzen, ehe der Ernst des Lebens wieder beginnt, und ein bisschen an den Strand gehen.
    Mein Bruder ist in der Leitung. »Jen, ich versuche die ganze Zeit, dich zu erreichen – wo hast du denn gesteckt?«
    »Ich war unter der Dusche und mit den Hunden unterwegs. Ich will gleich los, und ich habe keine Lust, mir von dir eine langweilige Unterhaltung über Basketball in Indiana aufdrängen zu lassen. Mal ehrlich, ich habe mir schon nichts aus Highschoolsport gemacht, als ich selbst noch auf der Highschool war, warum um Himmels willen sollte ich mich also jetzt plötzlich dafür interessieren?«
    »Hörst du gelegentlich mal deine Mailbox ab?«
    »Nein, warum sollte ich? Du sagst doch sowieso bloß immer ›Geh ran, geh ran, geh ran‹, weil es nicht in deinen Schädel will, dass es bloß die MAILBOX ist und nicht der Anrufbeantworter. Aber egal, dauert das hier länger? Ich muss nämlich gleich los.«
    »Verdammt, Jennifer, hör endlich auf zu quasseln. Unsere Mutter hatte heute Morgen einen Unfall.«
    »Was? Was ist passiert? Ich dachte, sie ist in Connecticut. Ist sie verletzt?«
    »Auntie Virginia wollte Mom zum Flughafen in Hartford fahren, und auf dem Weg wurden sie von einem LKW gerammt. Das Auto hat einen Totalschaden. Auntie Virginia geht es gut, aber Mom ist mit Rippenbrüchen und punktierter Lunge ins Krankenhaus eingeliefert worden. Sie sind auf der Beifahrerseite in die Leitplanke gekracht. Der Arzt sagt, sie wird wieder, aber es war ganz schön knapp und wird eine Weile dauern.« Während ich also in aller Seelenruhe Der Preis ist heiß geguckt und mit Loki Bällchen gespielt habe, lag meine Mutter schwerverletzt und hilflos am Straßenrand? Auf einmal wird mir speiübel.
    »Oh Gott, kann ich sie irgendwie erreichen? Wie geht es ihr?«
    »Sie ist ziemlich durch den Wind und hat starke Schmerzen. Sie hat nach dir gefragt.«
    »Was soll ich denn jetzt machen?«
    »Dad will nach Connecticut fahren, und du musst mitfahren. Wegen ihrer Lunge darf sie eine Weile nicht fliegen, also will er sie im Auto nach Hause holen, sobald sie aus dem Krankenhaus entlassen wird. Eigentlich hat er gedacht, du seiest längst auf dem Weg, also komm aus den Puschen.«
    Aber ich kann nicht aus den Puschen kommen.
    Ich habe meiner Familie kein Sterbenswörtchen davon gesagt, dass unser Auto gepfändet wurde. Das Letzte, was ich jetzt will, ist, sie damit auch noch zu belasten. Da Fletch sein erstes Gehalt noch nicht bekommen hat, habe ich nicht genug Geld, um mit dem Zug zu fahren oder einen Flieger zu nehmen, und mein Kreditrahmen ist schon seit Monaten bis zum Anschlag ausgeschöpft, weshalb ich auch kein Auto mieten kann.
    Meine Mom ist verängstigt und allein, und ihr einziger Wunsch ist es, dass ich bei ihr bin. Und weil ich so ein egoistischer Idiot war und alles falsch gemacht habe, kann ich jetzt nicht zu ihr.
    So schlecht habe ich mich noch nie im Leben gefühlt.

     
    Webeintrag vom 06.09.2003
    Gefahren werden
     
    »Moment mal, Jen,

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