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Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition)

Titel: Gucci war gestern: Bekenntnisse einer eingebildeten Glamour-Queen, oder warum Sie nie mit Ihrer Pradatasche aufs Arbeitsamt gehen sollten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jen Lancaster
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jetzt bin ich verwirrt. Wie bist du denn eigentlich zu deinen Eltern gekommen? Hat dein Dad dich abgeholt?«
    Nein.
    »Bist du geflogen?«
    Nö.
    »Bist du mit dem Zug gefahren?«
    Negativ.
    »Hast du – hö, hö, hö, den Bus genommen?«
    Ja. Ja, genau das habe ich.
    Und nein, das soll kein Witz sein.
    Die Vorstellung, in einem Greyhound-Überlandbus zu reisen, war zunächst ziemlich beängstigend, weil ich so was noch nie gemacht habe. Aber ich war auch ein klitzekleines bisschen aufgeregt, weil es so was von Jack Kerouacs Roman Unterwegs hat, obwohl ich den nicht ganz gelesen habe und daher auch nicht so genau wusste, ob ich mehr wie Jack sein wollte oder eher wie Neal Cassady.
    Zu meiner Mutter zu kommen war mir jedes Risiko wert, also habe ich einfach ein Ticket gebucht. Ich bin mit dem Taxi zum Busbahnhof gefahren, und da wurde ich erst so richtig nervös. Als ich dem Fahrer mein Ziel nannte, das Greyhound-Terminal, vermutete der nämlich zunächst, ich wolle ihn auf den Arm nehmen. Als ich ihm dann glaubhaft versicherte, das sei mein voller Ernst, entschuldigte er sich und sagte, ich sähe eben nicht aus wie ein typischer Überlandbuspassagier. Ich wusste nicht so recht, ob ich das als Kompliment auffassen sollte oder als Beleidigung.
    Wie ich so in den Busbahnhof stapfte, wurde mir allerdings schlagartig klar, was der Taxifahrer damit gemeint hatte. Ich sah wirklich nicht so aus wie die anderen Leute hier. Die Menschen im Greyhound-Terminal waren von einem völlig anderen Schlag als die, denen man am Flughafen OʹHare oder am Union Station über den Weg läuft. Eigentlich bin ich es gewöhnt, von fröhlichen Reisenden umgeben zu sein … Familie, die sich auf ihren Urlaub in Florida freuen, junge Verkaufsleiter auf dem Weg nach Houston, um »den Pennzoil-Auftrag so was von EINZUTÜTEN, chakka!« und frischverliebte Pärchen im Flitterwochenfieber, die gerade nach Hawaii jetten, um dort eine ganze Woche lang den Strand nicht ein einziges Mal zu Gesicht zu bekommen.
    Hier im Busbahnhof ist allerdings von dieser Freude am Reisen nicht viel zu spüren. Alle sehen irgendwie traurig aus, sind mit Tattoos übersät und ganz offensichtlich WENIG erfreut, hier zu sein. Eher ganz im Gegenteil, so was von nicht erfreut, hier zu sein. Was meiner Meinung nach ganz entschieden an der Atmosphäre dort liegt. Der Busbahnhof ist kein freundlicher Ort, es fehlt an Charme, Wärme und sanitären Einrichtungen von, sagen wir, der Güte einer Kläranlage in einem Dritte-Welt-Land.
    Nachdem ich mich gründlich umgeschaut hatte, ging mir auf, warum mir die ganze Szenerie so bekannt vorkam. Irgendwie erinnerte sie mich frappierend an diese Gefängnisshow auf HBO, sowohl was die Atmosphäre angeht als auch die Klientel. Mir brach der kalte Schweiß aus, als ich merkte, dass einige der »Insassen« mich eindringlich musterten. Woraufhin ich überlegte, ob ich lieber gleich jemanden »kaltmachen« sollte, mit einer selbstgemachten Waffe aus einer zurechtgefeilten Plastikgabel vielleicht. Aber dann dachte ich mir, irgendwann würden die schon merken, dass ich auch nicht besser war als sie, da ich ja auch den Bus nehmen wollte, und dann würden sie mich in Ruhe lassen. Und selbst wenn sie mir ans Leder wollten, nichts konnte mich davon abhalten, zu meiner Mutter zu fahren. Also habe ich mir einen Cheeseburger gekauft, mein Buch aufgeschlagen und auf meinen Bus gewartet.
    Und an dieser Stelle würde ich nun gerne die Geschichte von der »Höllenfahrt« erzählen …
    … aber das kann ich leider nicht.
    Die Busfahrt war halb so schlimm.
    Nein, eigentlich war sie sogar ganz nett. Der Bus war sauber, bequem und kühl. Keine schreienden Kleinkinder. Kein nasenbetäubender Gestank. Keine nervenzerfetzenden Fahrmanöver. Und als Sahnehäubchen obendrauf war auch noch ein zweiter Fahrer an Bord, der zu einem anderen Bahnhof unterwegs war und neben unserem Fahrer saß, und die beiden tauschten die ganze Fahrt über kichernd wie zwei Teenies Klatschgeschichten über bescheuerte Fahrgäste aus.
    Während wir unablässig Kilometer fraßen, riss ich mein Tütchen mit den gerösteten Mandeln auf und klappte mein Buch zu. Mir war nämlich aufgefallen, dass ich von meinem Sitz eine ziemlich gute Aussicht hatte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass man aus einem Bus kinderleicht in jedes vorbeifahrende Auto gucken konnte! Ich fand es ein bisschen beunruhigend, wie viele Leute beim Autofahren rauchen. Erst wollte ich mir ihre Nummernschilder merken, doch dann

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