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Gullivers Reisen

Gullivers Reisen

Titel: Gullivers Reisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Swift
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erzeugen, wie es leicht ist, zu säen und zu pflanzen; aber gewisse Pflanzen zu erhalten, ihnen ein glückliches Gedeihen zu geben, sie gegen die Härte des Winters, gegen die Glut und die Stürme des Sommers, gegen die Angriffe der Insekten zu schützen, endlich ihnen reichliche Früchte abzugewinnen, dies ist die Wirkung der Aufmerksamkeit und der Bemühungen eines geschickten Gärtners.

    Sie sehen darauf, daß der Lehrer mehr einen wohl gebildeten als einen erhabenen Geist, mehr Sitte als Wissenschaft habe; sie können die Lehrer nicht leiden, welche die Ohren ihrer Schüler unaufhörlich mit grammatikalischen Zusammensetzungen, kleinlichen Erörterungen und kindischen Bemerkungen betäuben, und welche, um sie die alte Sprache ihres Landes zu lehren, die nur wenig Aehnlichkeit mit der hat, welche man heut zu Tage dort spricht, ihren Geist mit Regeln und Ausnahmen überladen, und ihr Gedächtniß mit überflüßigen Principien und kleinlichen Vorschriften anfüllen: sie wollen, der Lehrer solle sich in ein vertrautes Verhältniß setzen, ohne seiner Würde etwas zu vergeben, denn nichts sey einer guten Erziehung so zuwider, als Pedanterie und affektirter Ernst; ihrer Meinung nach, muß er sich vor seinem Schüler eher herablassen, als sich hinaufspannen, und sie halten das Eine für schwerer als das Andere, weil oft mehr Kraft und Anstrengung und immer mehr Aufmerksamkeit dazu gehört, sicher hinab- als hinaufzusteigen.
    Sie behaupten, die Lehrer müssen vielmehr darauf ausgehen, den Geist der jungen Leute für das Benehmen im Leben zu bilden, als ihn mit seltenen Kenntnissen zu bereichern, die beinahe immer unnütz sind. Man lehrt sie also frühzeitig Weisheit und Philosophie, damit sie auch in der Zeit der Vergnügungen dieselben philosophisch zu kosten verstehen. Ist es nicht lächerlich, sagen sie, das Wesen und den wahren Genuß derselben erst dann kennen zu lernen, wenn man untauglich dazu geworden, leben zu lernen, wenn das Leben beinahe vorüber ist, und anzufangen ein Mensch zu seyn, wenn man bald aufhören wird, es zu seyn?
    Man gibt ihnen eine Belohnung für das offene und aufrichtige Bekenntniß ihrer Fehler, und diejenigen, welche über ihre eigenen Mängel besser als Andere zu sprechen wissen, erlangen Gewogenheit und Ehren. Man will, sie sollen wißbegierig seyn, und Fragen stellen über Alles, was sie sehen und hören, und man gibt denen eine strenge Strafe, die beim Anblick einer außerordentlichen und merkwürdigen Sache wenig Verwunderung und Wißbegierde blicken lassen.
    Man empfiehlt ihnen, sehr treu, sehr unterthänig, sehr anhängig an den Fürsten zu seyn, aber nur mit einer allgemeinen pflichtschuldigen Anhänglichkeit, nicht mit einer besondern, die oft das Gewissen und stets die Freiheit verletzt, und großes Unglück verschulden kann.

    Die Lehrer der Geschichte bemühen sich weniger, ihre Zöglinge das Datum dieser oder jener Begebenheit zu lehren, als ihnen den Charakter, die guten und schlimmen Eigenschaften der Könige, Feldherrn und Minister zu schildern. Sie halten es für unwichtig, daß in dem und dem Jahre, in dem und dem Monat die und die Schlacht geschlagen wurde; aber die Erwägung scheint ihnen wichtig, wie die Menschen in allen Jahrhunderten barbarisch, roh, ungerecht, blutdürstig, stets bereit sind, ihr Leben ohne Noth zu verschwenden und ohne Grund das Leben Anderer zu bedrohen; wie die Kriege die Menschheit entehren und wie mächtig die Beweggründe seyn müssen, um zu diesem traurigen Aeußersten getrieben zu werden; sie betrachten die Geschichte des menschlichen Geistes, als die beste Geschichte überhaupt und lehren die jungen Leute weniger, die Thatsachen zu behalten als zu beurtheilen.
    Die Liebe zu den Wissenschaften soll bei ihnen Gränzen haben, und jeder soll das Studium wählen, das seiner Neigung und seinem Talent am meisten zusagt; aus einem Menschen, der zu viel studirt, machen sie aber so wenig, als aus einem Menschen, der zu viel ißt, überzeugt, daß der Geist eben so gut seine Unverdaulichkeiten hat, als der Körper. Nur der Kaiser allein hat eine große zahlreiche Bibliothek. Was einige Privatleute betrifft, die allzugroße Bibliotheken haben, so betrachtet man sie als mit Büchern beladene Lastesel.

    Die Philosophie bei diesen Völkern ist sehr heiter und besteht nicht in Ergotismen , wie in unsern Schulen; sie wissen nicht, was Baroco und Baralipton ist, was Cathegorien , was Worte der ersten und zweiten Klasse sind, und andere kitzliche

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