Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
(Gummi-) Baerenstarke Kerle

(Gummi-) Baerenstarke Kerle

Titel: (Gummi-) Baerenstarke Kerle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katja Krieglstein
Vom Netzwerk:
vorkommen in der Hektik, und außerdem ist ja noch was übrig geblieben. Vielleicht bringen mir ja die Scherben Glück, oder hätten Sie mich sonst schon bemerkt?“, meinte ich schmunzelnd und zwinkerte ihm zu.
    „Da hast du wohl wa hr, Kätzchen. Aber übersehen hätt’ ich dich bestimmt nich! Dazu hast du doch viel zu scharfe Kurven“, sabberte er zurück und beugte sich dabei zu mir rüber.
    Wie unangenehm, er war stockbesoffen! Aber umso besser.
    Plötzlich stand Tim hinter mir: „Belästigt dich der Herr?“
    „Aber nein, wir haben uns nur unterhalten. Ich muss sowieso weiter“, sagte ich und ging davon. Erstmal weg von Tim, der mir ein wenig grimmig hinterhersah. Ich wuselte zwischen den Tischen hin und her, machte Scherze mit den anderen Gästen und wurde immer lockerer.
    Der Whisk ey hielt nicht lange und Stefan winkte mich schnell wieder zu sich.
    „Noch so einen“ , meinte er, „und lauf nich so schnell wieder weg, man kann sich so gut mit dir unterhalten.“
    So war das! Idioten und Besoffene hielten mi ch komischerweise immer für einen super Gesprächspartner. Das lag vielleicht daran, dass ich jedem das Gefühl geben konnte, ihn ernst zu nehmen, auch wenn es bei den meisten nicht der Fall war.
    Ich tingelte zur Bar und bat Kevin , den Drink nicht so stark zu machen, da Stefan bei weitem schon genug hatte. Er empfahl mir, ihn langsam auf Cola und Kaffee umzustellen oder ihn nach Hause zu schicken.
    Ich wollte es versuchen.
    Als ich den Drink vor ihm abstellte, nahm er meine Hand und sagte: „Warum seid ihr Frauen so gemein?“, und guckte mich auf eine sehr jämmerliche Weise an. Ich entzog ihm meine Hand und sagte: „Weil ihr Männer noch viel gemeiner sein könnt!“
    Er hob den Zeigefinger und stotterte: „Das stimmt überhaupt gar nicht! Ich war immer nett zu ihr und sie ist so fies, sie belügt mich absichtlich und macht sich bestimmt über mich lustig. Aber ich darf ja auch gar nicht, ich darf nichts machen. Ich liebe sie doch, und sie ist so gemein! Wenn mein Papa das wüsste!“
    Sein Papa, was hatte sein Vater mit Stefans Weibergeschichten zu tun? Der Alkohol war ihm wirklich zu Kopf gestiegen, wenn er jetzt schon von seinem Vater faselte.
    „Aber wenn Sie diese Frau lieben, müssen Sie es ihr sagen, sonst denkt sie, dass Sie Spielchen mit ihr spielen, und das mag keine Frau. Sie wehrt sich bestimmt nur mit dieser gemeinen Art. Wenn die Frau Sie nicht versteht, hat sie Sie nicht verdient. Es gibt so viele hübsche Mädchen, es muss doch nicht die eine sein. So ein toller Mann kriegt doch jede, die er will.“
    „Genau das isse s ja, ich will doch keine andre. Nur die und Papa sagt ich darf nich, nich mal ausgehen, sonst gibt’s Ärger. Meine Vater is’n großer Mann musst du wissen und wenn der sagt, es gibt Ärger, dann is das auch so, verstanden! Außerdem heiß ich Stefan mein Kätzchen und sag nich immer Sie zu mir, verstanden!“
    „Verstanden Stefan“ , antwortete ich schnell, „aber so ein starker Mann lässt sich doch nichts mehr vorschreiben! Was soll Papa denn schon machen, wenn du das Mädchen magst?“
    „Ich bin ja selber s chuld“, jammerte er. „Ich hab ihm gesagt, dass ich kein Problem damit habe, mich nich an seiner Sekretärin zu vergreifen, dachte ja auch, das wär so ´ne blöde alte Schachtel, vielleicht nich alt aber verklemmt und versnobt, und dann das, und jetzt hab ich unterschrieben!“
    Bitte ? Herr Reinhardt hat Stefan verboten mich anzugraben! Das ist ja ein Ding, ich fiel aus allen Wolken. Aber was musste er denn unterschreiben, der spinnt, zu viel Alkohol.
    „Was denn unterschreiben?“ , fragte ich scheinheilig.
    „Is doch egal, Papa is auf jeden Fall gem ein!“ Mit diesem Satz kippte sein Kopf nach vorn auf den Tisch und er war schachmatt.
    Ich drehte mich im Kreis und suchte nach Hilfe – die stand nicht weit entfernt in der Person von Tim an der Bar. Ich winkte ihn herüber und bat ihn, Stefan ein Taxi zu rufen. Er verzog den Mund und sagte Kevin Bescheid. Dann trabte er zurück und wir brachten den schwer schnarchenden Gast nach draußen.
    Das Taxi kam sehr zügig und ich nannte dem Fahrer die Adresse, als seine Sekretärin musste ich sie schließlich im Kopf haben. Der Taxifahrer nickte und rauschte davon.
    Ich stand mit Fragezeichen in den Augen vor dem Eingang und sah hinterher.
    Was würde passieren, wenn Herr Reinhardt von uns erfuhr, vor allem wenn er erfuhr, was ich angestellt hatte? Hatte Stefan es doch schon spitz gekriegt?

Weitere Kostenlose Bücher