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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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stabilen Hintertür. Die Kanone verstaute er vorübergehend in der linken Manteltasche– sie war zu heiß, um sie in den Hosensaum zu schieben. Er zog eine Handvoll kurzer Drähte aus der rechten Tasche, schob sie eilig ins Schloss und jagte den letzten Rest Zweikomponentenkleber hinterher, um das Schloss so gut wie möglich auszufüllen. Mit gezogener Waffe und einem Auge auf dem schreienden, zappelnden Kutkha wartete er dreißig Sekunden ab.
    Im Inneren versuchte jemand, die Hintertür zu öffnen. Doch das Schloss blockierte. Er hörte Kratzgeräusche. Dann wurde es still.
    Der Jäger ging zu Kutkha und stellte ihm einen Fuß auf den Hals, während er den Aktenkoffer aufhob. Der Koffer war nicht abgesperrt. Im Inneren befanden sich einige Geldbündel und, jeweils in einer Plastiktüte, der Official Police und vierundzwanzig Schuss. Der Official Police war ein eigentümlich schöner Revolver. Der Jäger streichelte die Plastikfolie. Diese Waffe würde ihm wunderbare Dienste leisten. Das perfekte Werkzeug für die kommende Aufgabe.
    Er beschloss, zusätzlich einen Packen Geld einzustecken. Hin und wieder erwies es sich als nützlich.
    » Warum? « , gurgelte Kutkha. » Warum? Wir sind doch Geschäftspartner! «
    » Bedauere, Kutkha. In diesem Fall konnte ich nicht zulassen, gesehen worden zu sein. «
    Ein lauter Knall. Irgendjemand hatte die vordere Tür geöffnet und dadurch die improvisierte Sprengfalle ausgelöst. Abflussreiniger hatte sich mit Aluminiumnägeln, Alkoholgel, etwas Wasser und ein wenig Benzin gemischt und war von Schwarzpulver und Butan entzündet worden. Eine Explosion, die der Jäger gern miterlebt hätte. Ein Feuerball, ein heißes Aufwallen beißender Gase und brennenden Gels, ein Hagelschauer aus glühenden Nägeln. Eine prächtige, helle Blüte im Dämmerlicht. Auch die Müllsäcke müssten Feuer gefangen haben. Aus dem Gebäude kam niemand mehr heraus.
    Unterdessen robbte Kutkha zur Leiche des soldatischen Mannes. Bestimmt wusste er, wo sein Untergebener seine Waffe trug. Als der Jäger ihn erneut mit dem Fuß fixierte, schluchzte Kutkha verzweifelt. » Wir sind vom selben Blut! Meine Stammesgenossen sind nach Amerika gewandert und zu deinen Stammesgenossen geworden. Wir beide sind eins! «
    » Nein « , sagte der Jäger. » Sind wir nicht. «
    Er schoss dem Russen in den Hinterkopf, allerdings aus einem schiefen Winkel. Die Oberseite des Schädelkastens platzte ab, der feuchte Inhalt platschte auf den Boden wie eine Meereskreatur und schlitterte zwanzig, dreißig Zentimeter zur Seite.
    Dem Jäger wurde bewusst, dass er unter Beobachtung stand. Vier helle Augenpaare im Inneren des Fahrzeugs.
    Mit einem Seufzen zog er sein Messer, schnitt zwei Stofffetzen von Kutkhas lachhaften Shorts und kehrte zur Zufahrt zurück, um die Zunderschale zu holen. Die Holzspäne brannten noch, das Plastik der Schale warf schwarze Blasen.
    Der Jäger trug die Schale zum Wagen, schraubte den Deckel vom Tank, schob die beiden Stofffetzen hinein und entzündete sie mit dem Zunder, warf die Schale und die Beretta unter das Fahrzeug und ging. Er weigerte sich, die kleinen Fäuste wahrzunehmen, die von innen auf die Fenster trommelten, die gedämpften Stimmen, die Augen.
    Als der Wagen explodierte, hatte der Jäger die Zufahrt schon fast hinter sich gelassen. Auch die Eisenwarenhandlung stand in Flammen. Sirenen ertönten, doch sie würden nicht rechtzeitig eintreffen. Sie trafen nie rechtzeitig ein.
    Der Jäger ging zum Fluss. In der Dämmerung setzte er sich ans Wasser und betrachtete den glitzernden Great Kill, während hinter ihm die Häuser seiner Feinde brannten.

Siebenundzwanzig
    Tallow lenkte den Streifenwagen aus dem Ericsson Place, müde bis auf die Knochen und irgendwie enttäuscht. Er war sich seiner Sache viel weniger sicher, als er der Lieutenant vorgespiegelt hatte. Er hatte keine Beweise. Er hatte nur eine Theorie, die mit jedem Tag ausufernder, unübersichtlicher und kruder wurde und sich immer härter an der Grenze zum Wahnsinn bewegte. In seiner Not versuchte er, sich nur noch auf eines zu konzentrieren, abgesehen vom Fahren – und landete bei dem Moment, als er den mutmaßlichen Bewohner des Apartments 3A kennengelernt hatte. Er versuchte, sich jedes Detail seiner damaligen Eindrücke zu vergegenwärtigen. Die Haarfarbe des Mannes, die Farbe seines Barts. Sein Geruch. Seine Körpersprache. Wie er die Zigarette entgegengenommen hatte. Wie er den Filter abgeknipst und eingesteckt hatte.
    » Wichser

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