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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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« , murmelte Tallow vor sich hin. Okay, er konnte nicht ausschließen, dass der Mann einfach keinen gefilterten Tabak mochte. Aber wäre es nicht nett gewesen, in die Pearl Street zurückkehren zu können, um einen Filter mit einem hübschen, sauberen Fingerabdruck auf dem behandelten Papier aufzuklauben?
    Tallow fuhr einen Haken, rollte mit einem Reifen über den Gehsteig und trat heftig auf die Bremse. Mit knapper Not gelang es ihm, einen Auffahrunfall zu vermeiden. Den Chor der vorbeirauschenden Hupen nahm er gar nicht wahr.
    Der Typ hatte den Filter abgeknipst. Aber dann hatte er die verdammte Zigarette geraucht. Und dabei hatte er einen Stummel hinterlassen. Bei aller Vorsicht in Sachen Filter hatte er doch niemals das brennende Ende vom Stummel gezwickt und den Stummel ebenfalls eingesteckt. Oder doch? Nein. Er hatte keinen starken Geruch an sich gehabt. Eine Kippe in der Tasche hätte gestunken, und er wollte es sicherlich vermeiden, zehn Meter gegen den Wind gerochen zu werden. Also hatte er den Stummel ausgetreten. Oder weggeworfen und gehofft, dass er verbrennen würde.
    Tallow wusste, dass er sich an einen sehr dünnen Strohhalm klammerte.
    Trotzdem fädelte er sich in den Verkehr ein und drängelte sich zur Pearl Street.
    Er parkte gegenüber dem Mietshaus und holte Handschuhe, eine Ziploc-Tüte und eine Pinzette aus dem Handschuhfach, lief zu der Stelle, wo er den Mann getroffen hatte, und blickte sich wütend um. Blöd, dass er damals gegangen war, bevor der Kerl fertig geraucht hatte. Er stellte die Füße auf den Punkt, den der Mann in seiner Erinnerung einnahm, und schob die Hand in die Sakkotasche, um einen imaginären Filter einzustecken. Die Pinzette musste als Zigarette herhalten. Wie er es bei dem Mann gesehen hatte, stieß er die Finger in den Rauch, der in seiner Vorstellung von der brennenden Pinzette aufstieg.
    Tallow rauchte die eingebildete Zigarette zu Ende. Die Glut kroch auf seine Finger zu. Seine eigene Zigarette hatte er damals ausgetreten. Er warf einen Blick in den Rinnstein. Zwischen totem Laub, ein paar Glassplittern, einem Penny und einer kleinen Chipstüte lagen drei verstreute Zigarettenstummel. Alle hatten diverse Kollisionen mit deutlich größeren Dingen hinter sich und waren entsprechend zerquetscht und verbogen. Und keinem fehlte der Filter. Tallow ging in die Hocke und sah genauer hin. Ein Filter stammte von der Marke, die er geraucht hatte.
    Er stand auf und blickte sich um. In welcher Ritze würde er einen Zigarettenstummel verschwinden lassen, wenn er sich nicht die Finger verbrennen wollte?
    Nein.
    Tallow ging erneut in die Hocke. Und hob die Chipstüte auf.
    Er starrte in den Himmel und atmete tief ein, bis seine Finger nicht mehr zitterten.
    Die nächsten paar Sekunden zogen sich quälend in die Länge. Sein Magen krampfte sich zusammen, aus Angst vor einer Enttäuschung. Er entrollte die Tüte und fingerte sie auf. Irgendjemand hatte sie aus dem Rinnstein genommen und gefaltet, verknotet und plattgestampft, damit sie aussah wie achtlos zerknittert, um sie dann wieder auf die Straße zu werfen, wo sie ignoriert, überfahren und weggeweht werden sollte.
    In der Mitte des Knotens befand sich ein Zigarettenstummel.
    Tallow lachte.
    Er zog den Stummel heraus, schob ihn in die Ziploc-Tüte und versiegelte sie, nahm die Chipstüte mit zum Auto und zwängte sie ebenfalls notdürftig in eine Ziploc-Tüte, nachdem er eingestiegen war.
    Alles, was ich will, dachte er, ist ein Beweis, dass du nicht auch noch unsichtbar bist.
    Tallow durchquerte die Eingangshalle des One Police Plaza, immer noch in einem Zustand übersteigerter Aufmerksamkeit, und witterte sofort schlechte Stimmung. Zum ersten Mal, seit ihn der Fall hierherführte, sahen ihn die Leute direkt an. Er legte einen Zahn zu und lief mit seiner Laptoptasche zum abgelegensten Aufzug des Gebäudes.
    Mit großen Schritten marschierte er die Gänge hinunter, bis er Bats und Scarlys Müllhöhle erreicht hatte. Bat hing über dem Arbeitstisch und machte sich nicht mal die Mühe, Tallow anzusehen, bevor er den Mund aufmachte.
    » Bae Ga « , sagte er. » Vierundzwanzig Jahre alt. Geboren in Incheon, Südkorea. Mathematiker. Vor achtzehn Monaten in Hell’s Kitchen ermordet. Mit einer Daewoo DP -51. Bevor Sie fragen– das ist eine südkoreanische Pistole. «
    Vorsichtig legte Tallow die Tasche auf den Tisch. » Ein Mathematiker. Hat er hier studiert? «
    » Gearbeitet. Irgendeine Aktiensache für eine Firma namens

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