Gun Machine
wie er sie nun herstellte. Einen Knoten um eine Mutter zu binden, war kein geringerer Akt der Hingabe, kein geringerer Versuch, ein geheiligtes Handwerk zu bewahren, als ein Gebetsband aus Tabakblättern zu knüpfen. Der Jäger mischte Benzin, Blut, Stoff und Styropor und wickelte das lose Ende des Fadens oben um das Rohr, damit es ihm nicht entwischte, wenn er das verknotete Ende in die Flasche fallen ließ. Er schob das untere Ende des Rohrs acht bis zehn Zentimeter tief in die Flasche und fixierte die Verbindung mit Klebeband aus der Autowerkstatt. Das Fadenende, an dem die Mutter hing, baumelte in der Flasche; das andere war noch immer oben um das Rohr gewickelt. Das zweite Paar aus Flasche und Rohr präparierte er auf dieselbe Weise.
Schließlich nahm er den ersten Kupferspeer probeweise in die Hand. Die Länge stimmte. Doch er musste sich noch ein paar Dinge suchen, mit denen er den Boden der Flaschen beschweren konnte, um den Auftrieb vorhersehbarer zu gestalten.
Die vordere Tür von Kutkhas Gebäude war ein ungelöstes Problem. Nachdem er die Flaschen angemessen befüllt hatte, durchstöberte der Jäger das Haus nach weiteren Hilfsmitteln.
Er stieß auf einen alten Besen mit gesplittertem Stiel und spröden, nur noch vereinzelt vorhandenen Borsten aus künstlichem Pferdehaar. Damit war ein Problem am unteren Ende seiner Liste gelöst. Behutsam brach er den Stiel vollständig entzwei– um das geräuschvolle Knacken eines scharfen Splitterns zu vermeiden– und fing an, das obere Ende mit dem Messer zu Zunderspänen zu zerfleddern, während er weiter durch das leere Gebäude streifte.
Zehn Minuten später hatte der Jäger einen halb leeren Desinfektionsmittelspender, eine beinahe volle Flasche Abflussreiniger, eine eingerollte Tube Epoxidharzkleber und ein Wegwerffeuerzeug gefunden, in dem noch fünf Millimeter Butan war. Er zog die Handschuhe aus und drückte sich einen winzigen Tropfen Desinfektionsmittel auf die Fingerspitze, schnüffelte daran und verrieb ihn rasch mit dem Daumen. Ein Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis. Er verzog das Gesicht. Weiß der Himmel, woran der Geruch erinnern sollte. Der Jäger erinnerte sich, dass ihm im Erdgeschoss noch eine kleinere Menge Nägel und Reißzwecken zur Verfügung stand. Doch zuerst zog er wieder das Messer, grub die Spitze in die Wände, bis er die Stromleitung der Deckenbeleuchtung gefunden hatte, und riss ein paar Meter Draht aus dem Putz.
Im Erdgeschoss legte er den Zunder beiseite und nahm sich die Waffe der toten Kreatur vor– eine Abart der Beretta 92, eine neuere Entwicklungsstufe, die er nicht kannte. Sie lag etwas leichter in der Hand, als er es angesichts des Fabrikats erwartet hätte. Bei näherer Betrachtung sah er, dass mehrere Teile aus Plastik bestanden. Dennoch handelte es sich ohne Zweifel um eine Beretta 92, eine altmodische Neun Millimeter mit solidem, geschmeidigem Schlitten. Der Jäger extrahierte das Magazin und zog eine Patrone heraus. Er schnitt das obere Ende von der dritten Wasserflasche, goss die Benzinreste aus dem Kanister hinein, schraubte die Spendervorrichtung vom Desinfektionsmittel und spritzte die Flüssigkeit ins Benzin. Danach begab er sich abermals auf Nagelsuche. Zu seiner großen Freude brachten ihm zehn Minuten emsigen Stöberns eine beträchtliche Anzahl Aluminium-Flachkopfnägel ein. Rein in die Flasche damit.
Während sich die tote Kreatur auf der anderen Seite des Zimmers zunächst versteifte, um dann wieder zu erschlaffen, bearbeitete der Jäger die Patrone, die Drähte und anderes mit dem Messer. Das Herz wurde ihm leicht.
Der Nachmittag war weit fortgeschritten, als der Jäger das Konstrukt zu seiner Zufriedenheit vollendet hatte und sich der systematischen Vorbereitung des Zunders widmen konnte. Möglichst lautlos zerbrach er den Sperrholz-Aufsteller und ordnete die Einzelteile sorgfältig an, zerfledderte den Besenstiel weiter, schabte Späne herunter und sammelte sie an einer Stelle, wo er sie immer noch problemlos erreichen konnte, wenn er weiteres Holz herangeschafft hatte.
Er sah das Feuer bereits vor sich. Ein prachtvolles Feuer, das die tote Kreatur zu einem Haufen schwarzer Stecken mit einer Haut aus geschmolzener Polyesterkleidung verschmoren würde.
Der Jäger hielt inne, holte das letzte Stück Eichhörnchenfleisch aus der Tasche und kaute gemächlich, während er sämtliche Aspekte der getanen und bevorstehenden Arbeit überdachte.
Die Sonne stand tief am Himmel, als der Jäger seine Waffen
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