Gut gegen Nordwind
stumme, leere Worte. Aber stumme, leere Worte MIT Ihnen, nicht ohne Sie!
18 Minuten später
AW:
Ja, liebe Emmi, ich werde zwar nicht auf Sie warten. Aber ich werde da sein, wenn Sie zurückkommen. Ich bin immer da, für Sie, auch bei Stillstand. Wir werden sehen, wie es uns nach diesen vierzehn Tagen »Pause« gehen wird. Vielleicht tut sie uns gut. Ich finde, wir haben uns in den letzten Tagen schon recht schön darauf eingeschrieben. Alles Liebe, Leo.
Zwei Stunden später
RE:
Eines noch, bevor ich wegfliege, Leo. Bitte ehrlich! Haben Sie das Interesse an mir verloren?
Fünf Minuten später
AW:
Wirklich ehrlich?
Acht Minuten später
RE:
Ja, wirklich ehrlich. Ehrlich und bitte schnell! Ich muss mit Jonas zur Gipsabnahme.
50 Sekunden später
AW:
Wenn ich sehe, dass eine E-Mail von Ihnen einlangt, klopft mein Herz. Das ist heute so wie gestern und vor sieben Monaten.
40 Sekunden später
RE:
Trotz stummer, leerer Worte? Das ist schön!!!! Urlaub gerettet! Adieu.
45 Sekunden später
AW:
Adieu.
Acht Tage später
Kein Betreff
Hallo Leo, ich bin in einem Internetcafé in Porto. Ich schreibe nur schnell, damit Ihr Herz nicht stehen bleibt vor lauter »Nicht-Klopfen«. Uns geht es gut: Der Kleine hat seit Urlaubsbeginn Durchfall, die Große hat sich in einen portugiesischenSurflehrer verliebt. Nur noch sechs Tage! Ich freu mich auf Sie! (PS: Nichts mit Marlene anfangen!)
Sechs Tage später
Betreff: Hallo!
Lieber Leo, da bin ich wieder. Wie war die »Pause«? Was gibt es Neues? Sie haben mir gefehlt! Sie haben mir nicht geschrieben. Warum nicht? Ich habe Angst vor Ihrer ersten E-Mail. Noch größere Angst habe ich, dass Sie mich darauf warten lassen. Frage: Wie tun wir weiter?
15 Minuten später
AW:
Emmi, Sie brauchen keine Angst vor meiner ersten E-Mail zu haben. Hier ist sie, und sie ist ganz harmlos.
1.) Neues gibt es – nichts.
2.) Die Pause war – lang.
3.) Geschrieben habe ich Ihnen nicht, weil – Pause war.
4.) Gefehlt haben Sie mir – auch! (Vermutlich mehr als ich Ihnen. Sie hatten wenigstens eine sechzehnjährige Tochter gegen einen portugiesischen Surflehrer zu verteidigen. Wie ist die Geschichte ausgegangen?) 5.) Wie wir weiter tun? – Da gibt es exakt drei Möglichkeiten: Weiter wie bisher. Aufhören. Treffen.
Zwei Minuten später
RE:
Zu 4.) Fiona wird nach Portugal auswandern und den Surflehrer heiraten. Sie ist nur noch einmal rasch mit uns heimgeflogen, um ihre Sachen zu packen. Glaubt sie.
Zu 5.) Ich bin für – treffen!
Drei Minuten später
AW:
Letzte Nacht habe ich intensiv von Ihnen geträumt, Emmi.
Zwei Minuten später
RE:
Tatsächlich? Das ist mir auch schon passiert. Ich meine, dass ich intensiv von Ihnen geträumt habe. Was verstehen Sie eigentlich unter »intensiv«? War der Traum nur irgendwie intensiv oder wenigstens auch erotisch?
35 Sekunden später
AW:
Ja, hocherotisch!
45 Sekunden
RE:
Ehrlich? Das passt ja gar nicht zu Ihnen.
Eine Minute später
AW:
Mich hat es auch gewundert.
30 Sekunden später
RE:
Und??? Details bitte! Was haben wir getan? Wie habe ich ausgesehen? Wie war mein Gesicht?
Eine Minute später
AW:
Vom Gesicht habe ich nicht viel mitbekommen.
Eineinhalb Minuten später
RE:
Hey, Leo, Sie sind mir einer! Vermutlich war ich die blonde Kaffeehaus-Emmi mit dem großen Busen, den es auszuloten galt.
50 Sekunden später
AW:
Was haben Sie immer mit dem großen Busen? Haben Sie ein Großer-Busen-Problem?
Zwei Minuten später
RE:
Das bewundere ich so an Ihnen, Leo. Sie wollen nicht etwa wissen, ob ich einen großen Busen habe. Sie wollen wissen, ob ich ein Großer-Busen-Problem habe. Das ist derart untypisch männlich, dass man meinen könnte, Sie haben ein ausgewachsenes Großer-Busen-Problem-Syndrom.
Drei Minuten später
AW:
Emmi, halten Sie mich ruhig für asexuell, aber ob groß, klein, dick, dünn, breit, flach, rund, oval, kantig oder eckig – irgendwie interessiert mich kein Busen, zu dem ich das Gesicht nicht kenne. Zumindest fehlt mir das Talent, mich abgesondert von allem anderen, was eine Frau ausmacht, mit dem Volumen ihres Busens zu beschäftigen.
Eine Minuten später
RE:
Ha, Sie widersprechen sich! Drei Mails vorher haben Sie mir von Ihrem hocherotischen Traum erzählt, in dem sie offenbar alles Männermögliche von mir gesehen haben dürften, nur nicht mein Gesicht. Sagen Sie bloß, mein Busen ist Ihnen dabei nicht
Weitere Kostenlose Bücher