Gut geküsst ist halb gewonnen: Roman (German Edition)
gelungen wäre. Er hatte keinerlei Skrupel, Frauen zu belügen, und Mörder dingfest zu machen, gehörte zu seinem Job. Er hatte jetzt schon seit Jahren nicht mehr als verdeckter Ermittler gearbeitet, und manchmal hatte es ihm richtig gefehlt. Nein, was ihm total gegen den Strich ging, war, die schmalzigen Sprüche herzusagen, die Kurt für ihn geschrieben hatte.
Quinn fuhr mit dem Jeep in seine Auffahrt und schaltete die Scheinwerfer aus, als er in die Garage rollte. Er parkte neben seinem weißen Zivilwagen und stellte den Motor ab. Wie immer hatte Millie ihn kommen hören und erwartete ihn schon an der Hintertür. Ein weibliches Wesen, das zur Abwechslung mal treu war, wenn auch manchmal vielleicht etwas zu anhänglich. Er knipste das Licht an, als er in die Küche kam. Ihre großen braunen Hundeaugen blickten in grenzenloser Liebe zu ihm auf, und das Licht schimmerte auf ihrem seidig roten Fell.
»Hey, Kleine.« Sie leckte ihm die Hand, und er ließ sich auf ein Knie nieder. »Du bist ein braver Hund.« Er kraulte sie hinter den langen Ohren, worauf sie die Zunge ekstatisch seitlich aus dem Maul hängen ließ. Ihr Schwanz klopfte auf den Hartholzboden, während Quinn das blinkende Licht seines Anrufbeantworters und das Chaos aus Federn, die im Zimmer verstreut waren, zur Kenntnis nahm.
Seine Mundwinkel verzogen sich nach unten, als er wieder aufstand. Unter dem Tisch lagen die zerfetzten Überreste seines Kissens. Er war lange nicht mehr dazu gekommen, mit Millie rauszugehen, damit sie nach Herzenslust herumtoben und apportieren konnte. Sie langweilte sich, aber wenigstens hatte sie sich diesmal nicht am Mülleimer zu schaffen gemacht. Aber da war sowieso nichts mehr drin.
Das war das Problem, wenn man einen zwei Jahre alten Irischen Setter zu lange allein ließ. Sie stellten gern allerlei Unfug an, doch wenigstens hatte sie diesmal nur sein Kissen ruiniert.
Er hängte seine Jacke über einen Küchenstuhl und durchquerte die Küche. Das letzte weibliche Wesen, das er allein
gelassen hatte, war seine Verlobte Amanda gewesen, und die hatte sein Leben ruiniert. Während er weg gewesen war, um sich seine Brötchen zu verdienen, indem er die Welt vor Bösewichten rettete, hatte sie mit Shawn gevögelt, seinem besten Kumpel seit der Highschool.
Quinn zog den leeren Mülleimer unter dem Spülbecken hervor und trug ihn durch den Raum. Er glaubte nicht, dass er je den Nachmittag vergessen würde, als er sie nackt in seinem Bett überrascht hatte. Er würde nie ihre Mienen oder die Vorwürfe vergessen, die aus dem Mund der Frau sprudelten, die er geliebt hatte.
»Ich bin immer allein«, hatte Amanda gejammert und die Bettdecke hochgezogen, um ihre nackten Brüste zu bedecken. »Du arbeitest ständig, und ich bin hier immer allein.«
Er hatte ironisch auf Shawn gedeutet, der aus dem Bett gesprungen war und hastig in seine Hose stieg. »Ganz offensichtlich bist du nicht immer allein.« Der Griff von Quinns 9-mm-Heckler&Koch hatte gegen seine Taille gedrückt, während die Wut mit jedem Herzschlag in seiner Brust gehämmert und sein Magen sich zusammengezogen hatte, bis er fürchtete, sich gleich übergeben zu müssen.
»Wir wollten das nicht«, hatte Shawn gemurmelt und sich sein Hemd geschnappt.
»Du wolltest deinen Schwanz also nicht in meine Verlobte stecken?« In jenem Moment brachte Quinn das allergrößte Verständnis für Verbrechen aus Leidenschaft auf; er spürte den blinden Nebel und die verzehrende Wut, die einen Mann dazu bringen konnte, die Kontrolle zu verlieren und auf Rache zu sinnen, am eigenen Leib.
»Was hast du denn erwartet?« Zwei süße Tränchen waren
aus Amandas Augen gekullert, sogar als sie die Verantwortung voll und ganz auf ihn schob. »Es ist deine Schuld. Du bist kalt und gefühllos.«
Er hatte gelacht, ein heiserer Mix aus Wut und Ungläubigkeit. »Schert euch aus meinem Haus«, hatte er hervorgestoßen. Seine harte, ausdruckslose Stimme hatte den Raum erfüllt, während Hass und Wut durch seinen Körper rasten. Jahrelange Erfahrung und Selbstbeherrschung hatten ihn die Hände zu Fäusten ballen lassen, bevor er etwas Dummes hätte tun können. »Alle beide.« Etwas an seinem Blick oder am Klang seiner Stimme musste sie gewarnt haben, wie kurz er davor war, gewalttätig zu werden, denn sie hatten rasch ihre Klamotten geschnappt und die Beine in die Hände genommen.
Quinn glaubte zwar nicht, dass er in jener Nacht von seiner Pistole Gebrauch gemacht hätte, aber er konnte nicht
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