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Gut genug - Erzählung

Gut genug - Erzählung

Titel: Gut genug - Erzählung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rotbuch-Verlag
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Buggy springen und entschlossen unter den nächsten LKW oder Sattelschlepper geraten. Immerhin sähe man dann, daß es laufen kann. In die Zementmischmaschine hüpfen mit Anlauf. Oder von oben aus den geöffneten Fenstern und über die Sommerbalkons. Ich habe vor Schreck an den Häusern entlang nach oben geschaut, ob ein Kind mir von oben entgegenfliegt. Ich habe gedacht: da paßt du nur einmal nicht auf, hast nicht hingesehen bei den Unmengen bunter Bügelwäsche, einer muß es ja schließlich machen, irgendwas auf dem Herd kocht über, und am Telefon ruft jemand an, hast du eine Sekunde nicht aufgepaßt, hingeschaut, und die Kleine hat anderthalb Jahre bloß auf die eine Sekunde gewartet und zielgerecht diese Sekunde, ausgerechnet die eine Sekunde. Klettert sie auf die Fensterbank. Hat sie auch schon in die Stromsteckdosen gefaßt, die Vierer-Stricknadel reingesteckt mitsamt dem angefangenen Rückenteil dran noch vom letzten veralteten Winter, eine dreiviertelvolle Stuyvesantpackung leergefressen, das kindersichere Rohrfrei, Ersatzpackung, unangebrochen aufgeschraubt, so geschickt ist die Kleine gewesen, und ratzeputz ausgetrunken, wo schon ein winziger Schluck genügt, die Pennytüte über den Kopf und erstickt, blitzschnell die Fensterputz-Leiter hoch und mit der Vorhangschnur aufgehängt, stranguliert, tadellos in dem Alter der Doppelknoten, ein klassischer Doppelknoten, den sie frühestens mit vier erst können, schnell vorher den kleinen Bruder neugeboren im Putzeimer abgesäuft und ertränkt. Das liebe Kind. In der nagelneuen Friteuse. Mit der verbotenen Bastelschere die eigenen schönen Locken. Ratzekahl. So schöne blonde Locken. Und schon so raffiniert.
    Den ganzen Tag bin ich von einem Schweißausbruch in den nächsten geraten. Dann habe ich mir gesagt, daß man wahrscheinlich hoffen muß, obwohl es das Dümmste ist, was man tun kann. Es macht einen so erbärmlich. Am Abend habe ich A.C. angerufen und ihn gefragt, ob er es für möglich hielte, ein winziges kleines künftiges Kind mit zwei Köpfen gezeugt zu haben. So klein ungefähr wie ein Floh. A.C. war gerade bei der Arbeit über die Kirchentonarten und hat gesagt, das würde ihn aber wundern. Ich bin etwas beruhigt ins Bett gegangen und habe die Nacht entsetzlich geträumt.
    A.C. hat manchmal über Sachen geschrieben, die ihn interessiert haben. Zu der Zeit den Aufsatz über die Kirchentonarten. Kurz danach ist er fertig gewesen, und eine Zeitschrift für alte Musik hat ihn gekauft und gedruckt und A.C. hundertdreißig Mark bezahlt, und dann hatte er hundertdreißig Mark, mit denen er nicht gerechnet hatte. Wir sind an dem Tag, als der Scheck kam, schnell essen gegangen, bevor das Geld weg wäre, und haben uns sehr gefreut und sogar noch Geld drüber gehabt. Jemand hat dann den Aufsatz gelesen und mit A.C. wegen der Kirchentonarten telefoniert, als A.C. gerade den Aufsatz über die Choräle geschrieben hat. Sie haben sich eine Weile am Telefon unterhalten, und später hat dieser Mann A.C. angeboten, manchmal sonntags als Aushilfsorganist in der Kirche zu spielen. A.C. ist froh gewesen, als Aushilfsorganist an eine Orgel zu kommen, weil man sonst nie an eine Orgel kommt, und dann verliert sich das Orgelspielen; es ist mit dem Orgelspielen genauso wie mit der Kraft, die man drüber hat, und dem Verfallsdatum; und außerdem hat er es satt gehabt, immer angeberische Geschäftsleute mit ihren Automatikautos nach Hamburg und Zürich und sonstwohin zu chauffieren, weil sie zum Selberfahren zu unruhig und zu nervös sind und nachher noch Konferenzen haben und im Auto die Unterlagen auswendig lernen oder zumindest so tun, damit sie auch glauben, wie wichtig sie sind. A.C. hat gesagt, eines Tages kommt er dahinter, was diese Leute machen, es würde ihn tatsächlich interessieren, womit sie ihr kriminell vieles Geld verdienen, aber andererseits auch nicht. Er hat es trotzdem noch weitergemacht nachher, als er sonntags gelegentlich Orgel spielte, aber nicht mehr so oft und so viel.
    Nach und nach ist es Herbst geworden. Je mehr es Herbst wurde, desto weniger haben die Männer mir auf die Beine geguckt. Meine Großmutter ist an Wasser gestorben, und es ist mir unheimlich gewesen, als ich auch Wasser hatte. Die Schuhe paßten nicht mehr, und wenn ich die Finger krumm machte, war es, als wollten sie platzen. Der Floh auf dem Fernseher war gewachsen, aber ich hatte mir angewöhnt, Flo zu sagen, und dabei ist es geblieben. Er sah nicht nach zwei Köpfen oder sonst

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