Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
kontrolliert noch bewertet. Es bleibt zunächst das Geheimnis von Ihnen … und Ihrem Schweinehund.
|117| Teil III Strategien im Umgang mit dem Schweinehund
|118| Jetzt geht es dem Schweinehund »an den Kragen« – aber mit einer Methode, die er selbst so gut wie gar nicht bemerken wird. Sie werden Ihn in diesem Kapitel nämlich ganz sachte aus seinem Körbchen locken, an die lange (!) Leine legen und sich mit ihm auf den Schweinehunde-Trainingsplatz begeben. Hier erfahren Sie, wie Sie das so geschickt anstellen können, dass der Schweinehund nicht Reißaus nimmt – sondern vielleicht sogar manchmal Spaß am tugendhaften Verhalten haben kann.
|119| Akzeptieren Sie Ihren Schweinehund
»Es ist, wie es ist.« Dieser kryptische Satz hängt im Behandlungszimmer einer Frankfurter Therapeutin für chronisch Kranke. Und zwar so, dass ihre Klienten ihn während der Therapiestunden ständig im Blick haben. Warum? Möglicherweise will sie ihnen vermitteln: Wer die Realität nicht sehen will, kann nicht lernen, damit zu leben.
Nun ist die permanente Belagerung durch einen Schweinehund keine chronische Krankheit, sondern ein ganz menschlicher Normalzustand. Trotzdem neigen viele dazu, diesen Zustand nicht als solchen zu akzeptieren. »Ich kann meinen inneren Schweinehund ganz leicht überwinden«, sind viele überzeugt – und bemerken oft nicht, wie raffiniert seine Sabotageakte sind. »Vielleicht habe ich auch gar keinen.« Und überhaupt: »Was soll das eigentlich sein, ein innerer Schweinehund?«
Sobald der Schweinehund aber sein Unwesen treibt, wird er zurückgepfiffen, beschimpft und im hintersten Winkel eingesperrt. Dort sitzt er dann, grinst sehr breit und heckt in aller Ruhe den nächsten Sabotageplan aus. Mit Ignoranz oder autoritärem Gehabe kommen Sie beim Schweinehund nicht weiter. Er kuscht vielleicht kurzfristig, rächt sich aber bei nächster Gelegenheit und ist bei diesem Vorgehen auf lange Sicht zu keiner Einsicht zu bewegen. Genauso wie ein Kind.
Sagen Sie also zunächst einmal »Ja« zu Ihrem Schweinehund. Wenn Sie die Anwesenheit ihres »chronischen« Begleiters akzeptieren, |120| können Sie auf Dauer ein einigermaßen friedliches Leben mit ihm führen und vielleicht sogar – mit seiner Hilfe! – einige Macken in den Griff bekommen.
Liegt Ihnen beispielsweise die Kardinaltugend des Maßhaltens nicht, dann kommen Sie nicht weiter, wenn Sie dies verharmlosen oder sogar abstreiten. So unangenehm es auch sein mag: Sagen Sie »Ja!«. »Ja, mein Schweinehund verführt mich zu ungesunden Ernährungsgewohnheiten. Ich werde diese Gewohnheiten unter die Lupe nehmen und verstehen, warum der Schweinehund sie für gut hält.«
Versinkt Ihre Wohnung regelmäßig im Chaos, weil Ihr Schweinehund auf Kriegsfuß mit der Sekundärtugend Ordnung steht, dann |121| ist der erste Schritt eine ehrliche Bestandsaufnahme: »Ja, hier habe ich einen Haufen Gerümpel angesammelt. Ich schaue mir jetzt an, was es ist, wo es steckt und warum mein Schweinehund es unbedingt horten will.«
»Im Chaos fühle ich mich zuhause!«
Sagen Sie also auch »Ja!« dazu, wenn Sie den Eindruck haben, noch nicht wirklich gut und richtig zu leben. Daran ist nichts Ehrenrühriges! Wer kann schon von sich behaupten, ein durch und durch guter Mensch zu sein?
Lassen Sie sich nicht an die Leine legen
Den Schweinehund akzeptieren heißt aber nicht, ihm die Führung zu überlassen. Das wäre fatal! Sie würden von Ihren Stimmungen hin und her geworfen, Sie würden Ihr eigenes Leben nicht mehr »auf die Reihe kriegen« und aufgrund Ihrer Launigkeit und Unzuverlässigkeit auch ziemlich bald ziemlich allein dastehen. Ein Leben nur nach Lust und Laune des Schweinehundes funktioniert nicht, und es macht Sie auf Dauer wahrscheinlich auch unglücklich.
Die Kunst besteht darin, die emotionalen und rationalen Anteile in Einklang zu bringen – im übertragenen Sinn: einen Dialog zwischen Ihrem inneren Schweinehund und Ihrem Verstand zu initiieren. Der Schweinehund steht dabei für den kindlichen, ungebändigten, egoistischen und rücksichtslosen Teil der Persönlichkeit, und der Verstand repräsentiert den erwachsenen, disziplinierten, umsichtigen und sozial orientierten Teil. Ziel ist es, Friedensverhandlungen zwischen diesen Teilen aufzunehmen und eine Kooperation zu vereinbaren. Denn:
Solange Sie einen Teil von sich bekämpfen, bekämpfen Sie sich selbst. Erst wenn Sie es schaffen, diesen Teil anzunehmen und zu integrieren, kommen Sie
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