Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund
Schweinehundes
Sie können den inneren Schweinehund nicht nur als Berater nutzen, sondern auch als Motor. Denn seine Antriebskräfte sind nicht durchweg schlecht. Im Gegenteil: Seine sehr profanen und schweinehündischen Lebensziele Lust, Wohlstand, Macht und Ansehen werden zwar in den schriftlich niedergelegten Weisheiten der Lebenskunst, die es seit Beginn der Kulturgeschichte und in allen Kulturen gibt, durchweg kritisch gewürdigt. Deshalb stehen sie unter dem Generalverdacht, weder gut noch richtig zu sein. In seinem Buch Lebenskunst und Moral tritt der Philosoph Otfried Höffe den Beweis an, dass diese Lebensziele aber nicht zwingend unmoralisch, sondern für ein gelingendes Leben sogar notwendig sind.
Lust
Der Schweinehund strebt nach Lust: Er will, dass Sie sich körperlich wohlfühlen, dass es Ihrer Seele gutgeht, dass Sie Ihre geistigen |125| Fähigkeiten lustvoll ausleben und in der Gemeinschaft mit anderen Menschen lustig sind. Gegen die Lust als solche ist überhaupt nichts einzuwenden – ganz im Gegenteil. Problematisch wird das Streben nach Lust erst dann, wenn es auf Kosten der eigenen Gesundheit geschieht oder mit den Interessen anderer Menschen kollidiert. Und wenn es die Alleinherrschaft im Leben übernimmt. Dann nämlich kann die Sache aus zwei Gründen nach hinten losgehen:
Wie es den Menschen geht, die nur für die Befriedigung Ihrer Gelüste leben, können Sie an den öffentlichen Plätzen jeder Großstadt beobachten. Je stärker die Sucht nach Alkohol oder Drogen, desto mehr werden andere menschliche Bedürfnisse vernachlässigt. So gerät der Mensch in eine Schieflage, die ein gutes, richtiges, geschweige denn glückliches Leben geradezu ausschließt.
Wer sich Schwierigkeiten stellt und diese schließlich bewältigt, erzielt daraus einen enormen Lustgewinn. Diese Erfahrung bleibt
|126| jenen verschlossen, die allein nach schneller Lustbefriedigung streben. Es kann sich also auszahlen, zunächst auf etwas Lust zu verzichten, um später umso mehr davon zu erleben. Eine »hedonistische Investition, die sich auf längere Sicht hedonistisch auszahlt«, nennt dies Höffe.
»Ich orientiere mich an Lust und Laune.«
|126| Für Sie heißt das: Verbieten Sie Ihrem Schweinehund nicht seine Lust an der Lust. Im Gegenteil: Streben Sie danach! Aber tun Sie es vernünftig.
Wohlstand
Vielleicht ist Ihr Schweinehund ein Seelenverwandter von Dagobert Duck? Dann liebt er Geld, viel Geld, und möchte nichts lieber haben als Geld. Ist Ihnen unwohl zumute, wenn Sie diese Zeilen lesen? Wenn es um Reichtum geht, tauchen oft ambivalente Gefühle auf. Zum einen wissen wir, dass Geld allein nicht glücklich macht, und möchten dem Schweinehund diese Weisheit gerne hinter seine Schweineohren schreiben. Zum anderen sind wir fasziniert von den Superreichen dieser Welt, deren Leben uns in zahlreichen Gazetten vor Augen geführt wird, und erträumen uns auch so ein Leben.
Zeugt es von mangelnder Tugendhaftigkeit, nach Wohlstand zu streben? Durchaus nicht. Denn Wohlstand ermöglicht dem, der ihn ausreichend hat, heute ein sicheres Leben und nimmt ihm außerdem die Angst, dass ihm morgen etwas fehlen könnte.
Lassen Sie Ihrem Schweinehund ruhig die Lust am Wohlstand. Sorgen Sie lediglich dafür, dass dies nicht seine einzige Lust ist. Denn Geld allein ermöglicht kein gutes und richtiges Leben. Geld allein gibt dem Leben keinen Sinn.
Macht
Mancher Schweinehund ist verliebt in die Macht. Er findet es wunderbar, wenn sein Herrchen die eigenen Interessen gegen Widerstände |127| durchsetzen kann. Ist das unmoralisch? Ein ungezügeltes Machtstreben, das seine Lust allein daraus bezieht, andere zu gängeln, das wäre in der Tat bedenklich. Es ist aber überhaupt nichts gegen eine Machtposition einzuwenden, aus der heraus Sie Ihren Leib und Ihr Leben schützen und Ihre berechtigten Interessen durchsetzen können. Macht an sich ist nicht unmoralisch.
Dass wir der Macht gegenüber so zwiespältige Empfindungen haben, liegt möglicherweise an den Ohnmachtsgefühlen, die wir in Familie oder Schule erleiden mussten – und, je nach Naturell des jetzigen Vorgesetzten, möglicherweise heute noch erfahren.
Ansehen
Ein guter Ruf, Ehre, Ruhm – welcher Schweinehund könnte etwas dagegen haben? Es gibt nur ein Problem bei der Sache: Das Ansehen wird von anderen gezollt, und ob es nun gezollt wird oder nicht, das lässt sich nur schwer beeinflussen. Manch ein Schweinehund ist deshalb
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