Gut und richtig leben mit dem inneren Schweinehund

später zum Tragen.
Der ursprüngliche Trampelpfad bleibt bestehen. In einem schwachen Moment kann der Schweinehund Sie jederzeit dorthin zurücklotsen.
    In fünf Schritten zum guten und richtigen Leben
    Wenn Sie besser und richtiger als bisher leben wollen, dann können Sie nun also frohen Mutes neue Spuren in Ihrem Hirn anlegen. Je öfter Sie die neuen Wege einschlagen, desto vertrauter werden sie Ihnen. 
    |158| Nehmen Sie sich nun also die Tugenden vor, die Sie persönlich trainieren wollen, und zwar eine nach der anderen. Überlegen Sie sich typische Situationen, in der Sie diese Tugend von nun an leben wollen. Gehen Sie ins Detail – und zwar gemeinsam mit Ihrem Schweinehund:
     
Welche Tugend kassiert Ihr Schweinehund?
Was könnte der Schweinehund damit bezwecken?
Wie können Sie das Ziel des Schweinehundes auf vernünftige (hier also: tugendhafte) Weise berücksichtigen?
Was genau geht schief – und was müssen Sie ändern, damit Sie es in Zukunft schaffen?
Was können Sie tun, wenn Hindernisse auftauchen?
    Barrierebezogene Strategieplanung
     
    Vielleicht haben Sie sich über den fünften Punkt gewundert: »Was tun bei Hindernissen?« Dieser Punkt ist ganz besonders wichtig. Das haben Psychologen der Freien Universität Berlin herausgefunden und »barrierebezogene Strategieplanung« genannt. Wer sich etwas vornimmt – bei der Studie der FU Berlin ging es um regelmäßiges Sporttreiben –, kann dies eher umsetzen, wenn er sich im Vorfeld bereits Handlungsalternativen für den Fall überlegt, dass etwas dazwischenkommt. Zum Beispiel einen Schwimmbadbesuch, wenn das Wetter die Joggingrunde verhagelt. Es ist offenbar viel leichter, einem »Plan B« zu folgen, wenn man diesen bereits in der Tasche hat.
    »Der Trick ist, die barrierebezogene Strategieplanung in einer ruhigen Situation auszuarbeiten, und nicht erst dann zu überlegen, wenn man in Stress gerät und eine Entscheidung zugunsten oder gegen einen guten Vorsatz treffen muss«, erklärt Benjamin Schüz , Psychologe an der FU Berlin, gegenüber der Zeitschrift Brigitte. 22 In stressigen Situationen lassen wir uns vom Schweinehund ganz |159| leicht überrumpeln. Steht der Alternativplan aber, so können wir ihm ganz gelassen folgen und sind geradezu taub für alle spitzfindigen Argumente und faulen Ausreden, die uns der Schweinehund ins Ohr kläfft.
     
    Beispiel Pünktlichkeit
     
    Gehen wir die fünf Schritte einmal an einem einfachen Beispiel aus der Liste der Sekundärtugenden durch, der Pünktlichkeit:
     
Der Schweinehund kassiert Ihre Pünktlichkeit: Sie haben die Angewohnheit, zu spät zu kommen: zu Meetings, zum Geburtstagskaffee, zum Zug. Damit soll jetzt Schluss sein.
Warum tut er das? Eigentlich ist Ihr Terminkalender immer viel zu voll. Es ist kein Wunder, dass dauernd Verzögerungen passieren. Eine rote Ampel zu viel reicht schon, und Sie sind wieder zu spät.
So kommen Sie ihm entgegen: Sie entschlacken Ihren Terminkalender, indem Sie zum Beispiel die Zahl Ihrer Meetings reduzieren, Ehrenämter aufgeben oder Wege verkürzen.
So können Sie das Problem in den Griff bekommen: Sie analysieren die Gründe für Ihre Verspätung und finden Alternativen:
|160| So sieht Ihre barrierebezogene Strategieplanung aus: Sie überlegen sich, was Sie tun können, wenn der Schweinehund wieder angreift:

    Beispiel Ehrlichkeit
     
Der Schweinehund kassiert Ihre Ehrlichkeit: Es passiert Ihnen immer wieder, dass Sie schweigen, wenn sich jemand zu Ihren Gunsten »verrechnet«, oder dass Sie Dinge behalten, die Ihnen nicht gehören. Einerseits freut sich der Schweinehund schelmisch über das Gewonnene, andererseits schämen Sie sich dafür.
Warum tut er das? Der Schweinehund hat den Eindruck, dass Sie sowieso vom Leben zu wenig bekommen und so einen kleinen Ausgleich schaffen können.
So kommen Sie ihm entgegen: Machen Sie sich bewusst, wie reich Ihr Leben wirklich ist und wofür Sie dankbar sein können. |161| Versuchen Sie auch Ihrem Schweinehund klarzumachen, dass Sie sich selbst schaden, wenn Sie andere übervorteilen, und dass es Ihnen mit Ehrlichkeit besser gehen würde.
So können Sie das Problem in den Griff bekommen: Sie analysieren die Situationen, in denen Sie zu Unehrlichkeit neigen:
So sieht Ihre barrierebezogene Strategieplanung aus: Sie überlegen sich, was Sie tun können, wenn der Schweinehund wieder angreift:

    |162| Beispiel Tapferkeit
     
Der Schweinehund kassiert Ihre Tapferkeit: Sie möchten mehr Courage an den Tag legen, in der