Gute Beziehungen
diese Weise beinahe, die USA als größte Wirtschaftsmacht der Welt zu verdrängen.
Nicht alle westlichen Unternehmen haben dieses amerikanisch inspirierte japanische Modell übernommen, doch immerhin haben sich einige dazu durchgerungen, und es sind Anzeichen erkennbar, die für die Zukunft hoffen lassen. So gibt es die Düsenjet-Fabrik von General Electric in Durham, North Carolina, die, wie in Kapitel vier geschildert, völlig selbstständig arbeitet.
1999 war das zweite Jahr in Folge, in dem W. L. Gore von der Zeitschrift Fortune unter die 100 »Top Companies to Work for in America« gewählt wurde (also eines der 100 Unternehmen mit den besten Arbeitsbedingungen). Gore entschied sich, allen seinen Teilhabern (denn es gibtkeine Angestellten), mehr als 6000 weltweit, die Kommunikations- und Problemlösungsfertigkeiten zu vermitteln, die sie zur Lösung ihrer Probleme brauchen, ohne zu fruchtlosen Strategien greifen oder eine dritte Partei, ihren Auftraggeber oder Gruppenleiter, einschalten zu müssen. Das Programm, für welches sich das Unternehmen entschied, war unser Effektivitätstraining für Führungskräfte. Scott Cawood, einer der betriebsinternen Effektivitätstrainer, berichtete: »Wir erwarten, dass jeder Teilhaber unabhängig denken und konfrontieren kann und sich darum bemüht, ›Keiner-verliert-Ergebnisse‹ zu erzielen. Die Leute fördern die Glaubwürdigkeit des Unternehmens durch ihre guten Beziehungen untereinander und ihre Beiträge tragen zum Gelingen des Ganzen bei.«
Gore ist nur eines der mehr als hundert Großunternehmen – von American Freightways über Hewlett Packard bis hin zu Meijer Inc. –, die unser Trainingsprogramm verwenden, mit dem Ziel, ein offenes, ehrliches und produktives Unternehmensklima zu schaffen. Kürzlich haben wir erfahren, dass Merck, ein Unternehmen, das eine auf seine Bedürfnisse zugeschnittene Version unserer Methoden – Communications Workshop genannt – schon seit längerem in Europa und den Vereinigten Staaten verwendet, jetzt auch die erste Gruppe von Mitarbeitern in Russland trainiert hat.
Als Präsident Calvin Coolidge seine Auffassung von den Vereinigten Staaten in sechs Worten zusammenfasste, sagte er: »The Business of America is business« (Amerikas Geschäft ist das Geschäft), was durchaus wahr sein könnte. Doch vielleicht ist es nicht nur wahr, sondern könnte auch dazu beitragen, unsere gesamte Gesellschaft zu demokratisieren. So kommen Menschen in unsere Trainingskurse mit dem Wunsch, ihre beruflichen Fähigkeiten zu verbessern, produktiver zu werden, was ihnen auch gelingt. Doch dann erfahren wir immer wieder, dass es zu den auffälligsten und erfreulichsten Veränderungen inihren Familien gekommen ist. Wenn die amerikanischen Unternehmen demokratischer werden, dann werden auch die Familien demokratischer. Die lange Erfahrung, auf die wir zurückblicken können, zeigt uns, dass Kinder, die in demokratischen Familien aufwachsen, als Erwachsene nicht nur intelligenter, kreativer und gesünder sind, sondern sich auch in allen ihren Beziehungen als demokratischer erweisen. Auf diese Weise werden die Einstellungen, Fertigkeiten und Prinzipien zwischenmenschlicher Demokratie an die nächste Generation weitergegeben.
Als immer mehr Unternehmen Projekte in die Wege leiteten, die die Mitarbeiterpartizipation fördern sollten, ließen sie von Fachleuten prüfen, ob sich ihre neuen Managementsysteme auszahlten. John Simmons und William Mares untersuchten fünfzig solcher Unternehmen in den USA und Europa und stellten ihre Ergebnisse in einem Buch mit dem Titel Working Together vor. Hier einige Resultate:
Die Produktivität wuchs um zehn Prozent und mehran – Zuwächse, die sich über mehrere Jahre fortsetzten.
Zu Beginn der Programme nahm die Produktivität pro Mitarbeiter in einigen Fällen um hundert Prozent zu.
Die Beschwerden gingen von 3000 pro Jahr auf 15 zurück und blieben auf diesem Niveau.
Fehlzeiten und Fluktuationsrate wurden halbiert.
Simmons und Mares fahren fort: »Einige Manager, die Vorreiter bei der Einführung der Partizipation waren, schätzen indessen die Vorteile für die Persönlichkeitsentwicklung der Beteiligten noch höher ein. Der materielle Nutzen ist sekundär. Die Leute gewinnen eine positivere Einstellung zu sich selbst. Selbstachtung und Selbstvertrauen wachsen. Sie gehen gern zur Arbeit, führen ein selbstbestimmteres Leben und verlieren das Gefühl der Ohnmacht.«
Möglicherweise können Führungskräfte
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