Gute Beziehungen
Konfliktlösungs-Tages ist Youth For Peace (Jugend für den Frieden), ein Projekt junger Europäer, die jedes Jahr Sommerlager für Jugendliche und junge Erwachsene in den französischen Alpen durchführen. Dort versucht man, den Weltfrieden zu fördern, indem man die Beziehungsfertigkeiten lernt und praktiziert, die ich in diesem Buch dargelegt habe.
Unser Effektivitätstraining für Jugendliche ist ein Angebot an finnischen Schulen, von dem im letzten Schuljahr 3500 Halbwüchsige Gebrauch machten. Das Jugendeffektivitätstraining ist dort so erfolgreich, dass es jetzt auch Rekruten im finnischen Heer als freiwillige Fortbildungsmaßnahme zur Verfügung steht. Die Finnen haben eine Wehrpflichtzeit von zwei Jahren. Die Gruppe, die zur Eröffnungsveranstaltung erschien, umfasste 500 Teilnehmer. Die Kursleiter hatten mit etwa 25 Interessenten gerechnet, am Ende trugen sich mehr als 300 für den Kurs ein.
Eines Tages erhielt ich einen Brief von Dr. W. Sterling Edwards, in dem er über seine Erlebnisse mit schwer kranken Patienten berichtete. Er fragte, ob ich Lust hätte, mit ihm zusammen ein Buch zu schreiben, und zwar überdie Erfahrungen, die er gemacht hatte, nachdem er seine Arbeit als Chirurg und Direktor des Fachbereichs Chirurgie an der Medizinischen Hochschule der University of New Mexico aus Altersgründen aufgegeben hatte. So widmete er sich im »Ruhestand« einer neuen Aufgabe: Mit Hilfe unserer Kommunikations- und Problemlösungsfertigkeiten bot er Patienten mit lebensbedrohenden Krankheiten eine Beratung nicht als Arzt, sondern als Freund an. Er schrieb keine Rezepte aus, stellte keine Diagnosen, entwickelte keine Behandlungspläne, sondern schenkte ihnen nur Zuwendung.
Das Ergebnis war ein Buch mit dem Titel Patientenkonferenz: Ärzte und Kranke als Partner. Vieles habe ich von Dr. Edwards gelernt, doch am tiefsten hat mich sein Mitgefühl beeindruckt. Als ich ihn fragte, ob er in dieser Hinsicht eine Ausnahme unter seinen Kollegen sei, erwiderte er, keineswegs, den meisten Ärzten lägen ihre Patienten sehr am Herzen, sie wüssten nur manchmal nicht, wie sie es zeigen sollten. Vor kurzem haben wir ein 16-Stunden Programm für Schüler entwickelt – Resolving Conflicts at School (Konflikte in der Schule lösen). Die Jugendlichen lernen, was es mit Konflikten auf sich hat und warum sie eskalieren, wie sie die »eigene Sicht der Dinge« ohne Schuldzuweisungen zum Ausdruck bringen, wie man sich die »andere Sicht der Dinge« anhört und wie sie zu Keiner-verliert-Konfliktlösungen gelangen können. Anschließend üben sie diese Fertigkeiten in realistischen Rollenspielen ein. Schließlich erfahren sie, wie man Konflikte schon im Ansatz verhindert.
Zusätzlich bieten wir ein Mediatorenprogramm für Schüler an, in dem sie lernen, wie sie bei Streitigkeiten und Konflikten anderer vermitteln können.
Familien können bei uns ein Selbstlernprogramm erhalten, das Eltern, Kindern und anderen Familienmitgliedern dazu dienen soll, die Fertigkeiten zu erlernen und einzuüben, mit denen sich positive Beziehungen herstellenlassen. Es heißt Family Effectiveness Training (FET) und hat den Vorteil, so organisiert zu sein, dass es sich leicht in den randvollen Terminkalender moderner Familien einbauen lässt. Das FET-Programm eignet sich auch ausgezeichnet für Paare, die sich eine engere und erfülltere Beziehung wünschen.
Zu meiner Überraschung wurde ich drei Mal für den Friedensnobelpreis nominiert. Zwar habe ich ihn nicht erhalten, fühlte mich aber so geehrt, als wäre das der Fall gewesen. Daher möchte ich Sie auffordern, Ihren Beitrag zum Weltfrieden zu leisten, indem Sie sich mir anschließen und Ihre Beziehungen demokratisieren. Lesen Sie als Beispiel den Brief von Professor Lee Jang-Sup, der durch einen glücklichen Zufall auf die in diesem Buch beschriebenen Beziehungsfertigkeiten stieß und sie als Vater nutzen konnte.
»Ich bin Physikprofessor an einer Universität in China und habe zwei Kinder, eine Tochter und einen Sohn. Heute ist mir klar, dass ich ein autoritärer Vater war. Meine Kinder sollten Hervorragendes leisten, und ich versuchte, ihnen die bestmögliche Erziehung zuteil werden zu lassen. Doch mein Sohn enttäuschte mich tief. Unser Verhältnis wurde immer schlechter. Am 24. Februar 1996 nahm mein Sohn eine Stellung in einer anderen Stadt an und ich hatte eigentlich vorgehabt, ihn zum Flughafen zu begleiten. Doch er war mit meiner Frau dorthin gefahren und hatte sich noch nicht einmal
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