gute freunde - boese freunde
Gesellschaft wird). Doch auch der witzigste Mensch kann kaum auf Dauer lustig sein, und wenn der Lustgewinn nachlässt, ist auch diese Freundschaft nicht von Dauer.
Als die stabilste und wertvollste Freundschaft beschreibt Aristoteles die Tugend- oder Charakterfreundschaft. Hier wird der Freund nicht aufgrund seiner nützlichen oder lustbringenden Aspekte geschätzt, sondern wegen seiner persönlichen Eigenschaften, seines Charakters. Allerdings kann diese Freundschaft |51| durchaus auch Nutzen und Lustgewinn beinhalten, sie lässt sich nur nicht darauf reduzieren. Im Unterschied zu den ersten beiden Formen der Freundschaft lässt die dritte auch Veränderungen und Entwicklungen der Freunde zu, sie braucht sogar einige Zeit, um sich zu entfalten. »Denn nur der Entschluss zur Freundschaft, nicht die Freundschaft, kommt schnell zustande.« (Aristoteles)
Der römische Philosoph Cicero prägte Sätze wie »Ein wahrer Freund ist wie ein zweites Ich« und »Einen sicheren Freund erkennt man in unsicherer Lage«. Cicero verwies damit auf eine Ähnlichkeit zwischen sich und dem Freund sowie auf die unbedingte Verlässlichkeit. Er unterscheidet nicht zwischen den Schulfreunden und dem besten Freund, da der Begriff des Freundes zu seiner Zeit sowieso nur für wenige Menschen reserviert war.
Der französische Philosoph Michel de Montaigne beschrieb im 16. Jahrhundert eine innige Verbundenheit zu seinem Freund. Aus heutiger Sicht klingen dieser Text und viele Briefe aus dieser Zeit und den folgenden Jahrhunderten sehr schwärmerisch, ja, eigentlich wie Liebesbriefe. Ewige Treue wurde sich dort geschworen und häufig auch das Wort Liebe benutzt, um der Intensität der Verbindung einen Namen zu geben. Man kann sagen, dass die Begriffe Freundschaft und Liebe in dieser Zeit teilweise synonym gebraucht wurden, ganz im Sinne des griechischen Wortes φιλíα (philia), das übersetzt Liebe oder Freundschaft heißen kann.
|52| Was unterscheidet Freundschaft von Liebe?
Im antiken Athen wurde zwischen der Liebe zu Frauen und der Liebe zu Männern weniger hart unterschieden als heute. Wichtiger war die Frage, ob die Beziehung zwischen Standesgleichen (zwei männlichen Bürgern der Polis, was als unehrenhaft galt) oder Ungleichen verlief (z. B. zwischen Mann und Frau, zwischen Bürger und Sklave, zwischen Bürger und jüngerem Mann, der noch keine Bürgerrechte besaß). Das liegt daran, dass Männlichkeit mit Aktivität gleichgesetzt wurde und die Vorstellung vorherrschend war, in einer sexuellen Beziehung nehme immer einer den aktiven und einer den passiven Part ein. Die passive Rolle wurde Frauen, Sklaven und jungen Männern zugeschrieben, daher waren Beziehungen zu ihnen nicht verpönt, während hingegen eine Beziehung zwischen zwei gleichgestellten Männern als unangemessen galt, da einer von ihnen zwangsläufig in der damaligen Logik »passiv« sein musste.
Gleichgeschlechtliche Liebe gab es natürlich schon immer. Doch ist es noch relativ neu, dass sie gesellschaftlich und juristisch die Anerkennung erfährt, wie wir sie heute kennen. Die Geschichte verläuft jedoch nicht linear. Vor wenigen Dekaden noch waren homosexuelle Handlungen verboten, noch einige Dekaden mehr zurück gab es für gleichgeschlechtliche Liebe und Sexualität gar keine Begrifflichkeiten. Das lag nicht daran, dass es keine schwule Liebe gab. Aber Homosexualität als unveränderliches Wesensmerkmal einer Person wurde erst im 19. Jahrhundert von Wissenschaftlern »entdeckt« und zu einem Thema der Medizin und Psychiatrie gemacht. Schließlich galt der Mann, der Männer liebt, als »krank«, wenige Jahre zuvor noch als »Sodomit« (also als jemand, der Unzucht mit Tieren treibe bzw. durch sein lasterhaftes Verhalten bei Gott in Ungnade gefallen sei).
|53| Im 18. und 19. Jahrhundert gab es den Begriff der romantischen Freundschaft. Diese zeichnete sich durch Treueschwüre und überschwängliche Freundschaftsbekundungen gerade auch unter Männern aus und galt − sofern keine offene Sexualität gelebt wurde − als ehrbar. So schrieb der Dichter Klopstock an seinen Kollegen Gleim: »Vergessen Sie nicht, zu mir auf einen Kaffee und auf einen Kuss zu kommen.« Und auch ein weiterer Freund, Klamer Eberhard Karl Schmidt, möchte kaum jemanden neben sich dulden, wenn es um die Bezeugung seiner Liebe zu Gleim geht: »Oh! Wie lieb hab’ ich Sie!! Möchte doch den Menschen sehen, der mir’s hierin zuvor tun könnte!«
Neben der Hinwendung zu dem einen Freund
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