gute freunde - boese freunde
Bekanntschaften sein. Viele Leute spielen Online-Games und |59| lernen darüber andere Menschen, die ihre Interessen teilen, kennen. Ganz zu schweigen von den vielen Partnerschaftsforen oder Singlebörsen.
Punkt 2: Wie geht es weiter? Wenn wir jemanden interessant, lustig und angenehm finden, möchten wir ihn meist wiedersehen, mehr Zeit mit ihm verbringen, uns intensiver austauschen, kurz: eine Freundschaft aufbauen. Im real life funktioniert das, indem wir uns öfter mit der Person verabreden. Wir laden sie ein, treffen uns, unternehmen gemeinsam etwas. Ich lasse sie nach und nach an meinem Leben und meinen Gedanken teilhaben und sie mich hoffentlich auch an ihren. Wir bauen ein Vertrauensverhältnis auf.
Und online? Wir schreiben uns Nachrichten, mailen, tauschen vielleicht sogar Telefonnummern aus und vielleicht, falls wir zufälligerweise doch nicht so weit voneinander entfernt wohnen, treffen wir uns auch. Das ist dann der letzte Schritt: die Übersetzung von der digitalen in die analoge, quasi-greifbare Welt. Doch wie sieht es mit den Kontakten aus, die wir tatsächlich nur übers Netz pflegen? Reichen E-Mails und Instant Messages, um von Freundschaft zu sprechen?
Schauen wir zum Vergleich noch einmal auf Freundschaften, die wir offline führen: Meist haben wir auf verschiedenen Ebenen miteinander Kontakt, wir sprechen uns direkt, können uns umarmen, telefonieren, schreiben uns Mails oder Briefe.
Es wäre also leicht zu sagen, dass einer digitalen Freundschaft etwas fehlt, etwas »Lebendiges«. Und doch können Gefühle für eine andere Person, die man zwar noch nie von Angesicht zu Angesicht gesehen hat oder deren Hände man bisher nicht schüttelte, entstehen, sodass wir an sie denken, uns um sie sorgen und uns mit ihr freuen. Zumal die technischen Möglichkeiten immer ausgefeiltere Begegnungen ermöglichen: Inzwischen ist ein bildlich unterstützter Chat via Skype oder Facetime nichts Besonderes |60| mehr, wir erfahren also die Stimme genauso wie Gestik und Mimik des anderen. Lediglich Berührungen können bislang nicht übertragen werden.
Punkt 3: das Problem der Aufrechterhaltung von Freundschaften. Ich habe zuvor bereits beschrieben, dass Freundschaften nicht statisch sind, sondern sich verändern. Sie existieren nicht einfach, sie sind nur da, weil wir sie pflegen. Wenn ich mich bei meiner Freundin nicht mehr melde, ist es eine Frage der Zeit, bis unsere Freundschaft beendet ist. Wenn sie sich mir gegenüber unfair verhält (und sich dafür nicht entschuldigt), werde ich unserer Freundschaft keine rosige Zukunft bescheinigen. Wir müssen uns also um unsere Beziehungen kümmern, ob online oder offline. Über Mails und Chats kann es einfacher sein, miteinander in Kontakt zu bleiben und so am Leben des anderen teilzuhaben. Das kann aber auch trügerisch sein: Nur weil mein Freund mich täglich über seinen aktuellen »Status« auf dem Laufenden hält, bin ich noch nicht involviert. Es ist eine einseitige Kommunikation, sofern sich aus seinen Updates kein Dialog ergibt.
Punkt 4: das Ende. Wenn ich unsere Freundschaft nicht pflege, wird sich die Beziehung verschlechtern, die Intimität abnehmen, das Vertrauen geschwächt werden. Irgendwann ist die Freundschaft im Sande verlaufen, sie ist vorbei, und ich habe das gar nicht richtig gemerkt.
Oder sie endet mit einem großen Knall: Mein Freund veröffentlicht ungefragt Fotos von mir im Internet, die mir peinlich sind. Oder eine Freundin erzählt Geschichten über mich, die nicht stimmen. Oder ich versetze jemanden wiederholt und enttäusche ihn. Dann gibt es vielleicht ein klärendes Gespräch, doch wenn sich nach einer Entschuldigung das Verhalten nicht ändert, ist die Freundschaft, so schmerzhaft das ist, beendet.
|61| Gleich und gleich gesellt sich gern?
Für die Liebe gibt es zwei Sprichwörter, die sich auch auf das Thema Freundschaft übertragen lassen und die zu erklären versuchen, wer sich warum mit wem verbindet. »Gegensätze ziehen sich an« lautet das eine, das andere: »Gleich und gleich gesellt sich gern«. Die Forschung neigt wesentlich stärker dem zweiten Merksatz zu. Natürlich können auch sehr unterschiedliche Menschen miteinander befreundet oder ineinander verliebt sein, doch sind beim Großteil der Beziehungen gewisse Ähnlichkeiten in Bezug auf Alter, Geschlecht, sozialer Herkunft und Bildung zu erkennen. Überlege selbst mal: Was unterscheidet Dich von Deinen Freunden und Freundinnen? Und was verbindet Dich mit
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